Mediennutzung im Zeitalter von Web 2.0
Klicken statt Glotzen
München-Unterföhring. Der Vorort wirkt wie eine jener virtuellen Siedlungen in Second Life. Grob gepixelte Kieswege, rechteckige Rasenflächen, würfelförmige Bürohäuser. Dazwischen Menschen, die aussehen wie schlecht programmierte Avatare von Privat-TV-Moderatoren. Was damit zusammenhängen könnte, dass es sich um echte Privat-TV-Moderatoren handelt.
In einem der Würfel residiert Peter Christmann. Das Vorstandsmitglied der ProSiebenSat1 Media AG verantwortet die Werbevermarktung für die konzerneigenen Sender und die Online-Aktivitäten des Unternehmens.
Natürlich gehört es zu seinem Geschäft, dass er die große markenbildende Kraft des Fernsehens beschwört. Die emotionale Wirkung des "kollektiven Lagerfeuers", die auch in Zukunft Menschen massenhaft dazu bringen werde, zur gleichen Uhrzeit die gleiche Sendung vor dem Bildschirm zu verfolgen - und die dazugehörende Unterbrecherwerbung in Kauf zu nehmen.
Aber was für ein Bildschirm wird das sein, auf dem das kollektive Lagerfeuer brennt? "In 15 Jahren wird sich auf jedem Endgerät jedes Medium empfangen lassen", prophezeit Nikolaus Mohr, bei der Unternehmensberatung Accenture für die Medienbranche zuständig, "seien es Web-Seiten, Fernsehsendungen oder elektronische Zeitungsseiten." Ob diese Daten über das Fernsehkabel, die Telefonleitung oder die Luft auf seinen Schirm gelangen, werde den Nutzer kaum noch interessieren.
In dieser Zukunftsvision wechselt der durchschnittliche Medienkonsument zwischen drei verschiedenen Bildschirmen: Im Wohnzimmer steht ein großer Monitor, der den Fernseher ersetzt und zum passiven Zuschauen einlädt - sei es eine Fernsehsendung oder ein aus dem Internet heruntergeladener Spielfilm. Im Arbeits- oder Schlafzimmer befindet sich ein weiterer Schirm, zusammen mit einer Tastatur. Hier wird gesurft, gebloggt, gechattet, gedaddelt und geshoppt. Schließlich ein dritter, kleinerer Bildschirm, eine Mischung aus BlackberryBlackberry und Laptop, für unterwegs. In dieser Zukunftswelt könnten auch Leitungsbetreiber wie die Telekom zu Medienanbietern aufsteigen. Oder Computerhersteller: AppleApple versucht gerade, den Erfolg seines Musikportals iTunes mit einer Online-Videothek zu wiederholen. Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu Blackberry auf CIO.de