Internet-Experiment

Lahme Seiten verursachen Web-Stress

09.04.2010
Von Nicolas Zeitler
Die Sanduhr: Das Warte-Zeichen im Internet.
Die Sanduhr: Das Warte-Zeichen im Internet.

Zusätzlich wurde mit einer an den Bildschirm montierten Kamera ihr Gesicht gefilmt. Zur Auswertung nutzte Foviance eine Software, mit der sich durch das Aufzeichnen von Klicks, Mausbewegungen und Texteingaben gepaart mit den Videobildern die Nutzung von Web-Seiten nachverfolgen lässt. Die acht Frauen und fünf Männer zwischen 22 und 42 Jahren aus Großbritannien, Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland durchliefen das Experiment einmal mit einer 5 Mbit-Verbindung und einmal bei gedrosselter Geschwindigkeit von 2 Mbit. Damit simulierten die Experimentatoren eine Internet-Seite, die langsam antwortet.

Alpha-Wellen zeigen Stress an

Im EEG zeigen sich bei entspannten oder schlafenden Menschen die sogenannten Alpha-Wellen. Wer sich konzentriert, bei dem verändert sich der EEG-Rhythmus. Bevor die Probanden mit der Suche nach Netbook oder Versicherung begannen, war der Ausschlag der Alpha-Wellen hoch. Waren sie dabei, sich konzentriert durch die Angebote zu klicken, zeigten sich Alpha-Wellen mit niedrigerer Amplitude. Nachdem die Teilnehmer zuletzt ihre Kreditkarten-Nummer eingegeben und das Geschäft abgeschlossen hatten, wurden die Alpha-Wellen wieder höher.

War die Geschwindigkeit der Web-Seite gedrosselt, lag die Amplitude der Alpha-Wellen durchweg niedriger, als wenn die Probanden beim Surfen nicht behindert wurden. Um 50 Prozent höher sei ihre Konzentration gewesen, schlussfolgert Foviance. Außerdem habe die Verhaltensanalyse aufgrund des Videomaterials "deutliche Zeichen von Erregung" gezeigt. Erst eine Minute nach Abschluss des Kaufs zeigte sich im EEG der Teilnehmer wieder derselbe Rhythmus wie zu Beginn des Versuchs.

Langsame Anwendungen schaden dem Geschäft

CA sieht das von ihm selbst als Begriff eingeführte Phänomen Web-Stress dadurch als belegt an. Die Ergebnisse der Untersuchung müssten "ein Weckruf für Unternehmen" sein, betonte das Unternehmen bei der Vorstellung der Studie in London vor Journalisten aus ganz Europa.

Das CA-Experiment zielte klar auf die Erfahrung von Verbrauchern mit Firmen-Webseiten ab. Doch natürlich kann Web-Stress auch Berufstätige betreffen, die am Arbeitsplatz mit langsamen Web-Anwendungen arbeiten müssen. Sie haben, anders als Verbraucher, nicht die Möglichkeit, einfach auf eine andere Seite zu flüchten.

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