Zukunft der Arbeit
McKinsey: Automatisierung dauert noch bis 2055
5 entschleunigende Faktoren
Bis zur Realisierung dieses Potenzials wird es nach MGI-Einschätzung aus fünf Gründen noch Jahrzehnte dauern:
1. Technische Verfügbarkeit
Auch wenn neben Industrierobotern Automatisierung zum Beispiel bei Optimierung und Planung bereits problemlos möglich ist, wird die Entwicklung von Lösungen in anderen Bereichen noch Zeit benötigen. Ein Schlüsselbereich ist laut Studie das Verstehen von Sprache - Fortschritte an dieser Stelle könnten in besonderer Weise Potenziale freisetzen. Geduld werde auch bei Lösung gefragt sein, die verschiedenen Funktionalitäten integrieren.
2. Entwicklungs- und Einsatzkosten
Sehr hoch zu veranschlagen sind die Entwicklungskosten, wenn es um Hardware geht - also etwa dann, wenn Kameras und Sensoren gebraucht werden oder Mobilitätslösungen bei beweglichen Maschinen. Auch die Investitionskosten für die Anwender werden deshalb hoch bleiben, gerade im Vergleich zu den Lohnkosten. Bei reinen Softwarelösungen haben diese beiden zwar weniger Gewicht, relevant sind sie dennoch.
3. Arbeitsmarktdynamiken
Ob Automatisierung sich lohnt, hängt naturgemäß immer auch vom Arbeitsmarkt ab. Ein MGI-Beispiel: Die Tätigkeit eines Kochs sei zu 75 Prozent automatisierbar; aber in den USA sei der Stundenlohn von Köchen mit durchschnittlich 11 Euro so gering, dass sich Automatisierung schlicht nicht rechnet. In der westeuropäischen IndustrieIndustrie mit ihren relativ hohen Löhnen dürfte die Entwicklung nach dieser Logik eher schnell beginnen. Aber auch im Prozess sind Dynamiken zu berücksichtigen. Wenn Automatisierung Menschen arbeitslos macht, drängen diese womöglich in niedriger bezahlte Jobs, was dort das Arbeitskräfteangebot ausweitet. Oder sie bilden sich für längere Zeit fort, was wiederum mit einer Verknappung an Arbeitskräften einhergehen dürfte. Top-Firmen der Branche Industrie
4. Ökonomischer Nutzen
Wenn Automatisierung mit Performancegewinnen einhergeht, wird sie naturgemäß attraktiver. Solche Effekte können in gesteigerten Profiten, höherem Ausstoß, höherer Produktivität, verbesserter Sicherheit oder höherer Qualität liegen. Automatisiertes Fahren dürfte beispielsweise die Sicherheit im Straßenverkehr ebenso verbessern wie den Benzinverbrauch.
5. Politische und soziale Akzeptanz
Politische Entscheidungen mit Blick auf die Wähler können die Entwicklung bremsen. Das gilt auch für betroffene Mitarbeiter, selbst dann, wenn sie keinen offenen Widerstand üben. Laut MGI kann es auch zum Problem werden, wenn beispielsweise Klinikpersonal sich auf das Zusammenspiel mit Robotern einstellen soll und sich in dieser neuen Welt unwohl fühlt.
Tipps für die Anwender
Unternehmen sollten bewusst mit den Folgen einer Freisetzung von Arbeit durch Automatisierung umgehen, rät McKinsey - im eigenen Interesse und als gute Staatsbürger. Das Ziel sollte sein, die Mitarbeiter fit für die Arbeit im automatisierten Unternehmen zu machen. Hier seien Umschulungs- und Qualifizierungsprogramme gefragt, außerdem müsse man organisatorisch für die neue Welt gerüstet sein.
Das MGI rechnet ferner damit, dass Mittelständler zu den Verlierern der Entwicklung zählen könnten. Denn verbesserte Management-Tools machten sehr viel größere Unternehmen vorstellbar, als heute bekannt - mit dem Risiko allerdings, dass mögliche Fehler sich umso fataler auswirken könnten. Gleichzeitig erlaube die neue Technologie es auch sehr kleinen Unternehmen, Projekte zu meistern, die bis jetzt nicht darstellbar waren.
"In allen Sektoren könnte Automatisierung den Wettbewerb verschärfen, Firmen die Ausdehnung auf neue Felder jenseits ihres Kerngeschäfts erlauben und eine größere Spaltung zwischen technologischen Führern und Nachzüglern herbeiführen", schlussfolgern die Studienautoren.