Zukunft der Arbeit
McKinsey: Automatisierung dauert noch bis 2055
"In beiden Fällen wurden neue Aktivitäten und Jobs geschaffen, die die verschwundenen ersetzten", heißt es in der Studie. "Und das obwohl es während des Auftretens dieser Veränderungen unmöglich vorauszusagen war, was diese neuen Aktivitäten und Jobs sein würden." Schwierige Phasen mit steigender Arbeitslosigkeit, so möchte man ergänzen, gab es selbstredend während der beschriebenen Umbrüche. Weil sie aber viele Jahre in Anspruch nahmen, konnten sich die betroffenen Gesellschaften anpassen.
Schwerer Arbeitskräftemangel ohne Automatisierung
So gesehen könnte das auch bei der "Automatisierungsrevolution" möglich sein, ohne dass Horrorgemälde gemalt werden müssen. Angesichts des Trends zur demographischen Alterung nicht nur in entwickelten Ländern rechnet McKinsey nicht mit Massenarbeitslosigkeit. Wahrscheinlicher sei ein gravierender Mangel an Arbeitskräften ohne die Veränderungen durch Automatisierung.
5 Prozent der Jobs bestehen laut MGI aus Aktivitäten, die zu 100 Prozent automatisierbar sind. Ungefähr 60 Prozent der Jobs seien zu mindestens 30 Prozent automatisierbar. Das Spektrum reicht von Tätigkeiten wie dem Sortieren von landwirtschaftlichen Produkten auf der einen bis hin zu Psychiatern und Parlamentariern auf der anderen Seite.
Methodik der Studie
An dieser Stelle muss kurz skizziert werden, wie das Institut auf seine Zahlen gekommen ist. Basis der Studie sind zunächst einmal offizielle Statistiken der US-Arbeitsmarktbehörde. Auf dieser Grundlage wurden mehr als 800 Jobprofile in 2000 Arbeitsaktivitäten zerlegt. Diese wiederum wurden anhand von 18 Leistungsmerkmalen auf ihre Automatisierbarkeit getestet.
Ein Beispiel dafür: Zum Job eines Verkäufers zählt eine Aktivität wie das Begrüßen von Kunden. Dieser Aktivität sind Anforderungen zuzuordnen wie etwa kognitive Fähigkeiten, das Verarbeiten gesprochener Sprache, physische Fähigkeiten wie etwa beim Handschlag oder soziale und emotionale Fertigkeiten.
Aufbauend auf dieser Methode hat das Institut analysiert, aggregiert und den Blick geweitet. Allgemein gibt es noch einmal eine Unterteilung in sieben Kategorien, von denen drei besonders geeignet für Automatisierung sind: das Sammeln von Daten, das Prozessieren von Daten und vor allem vorhersehbare körperliche Tätigkeiten. Weniger geeignet erscheinen unvorhersehbare körperliche Tätigkeiten, Interaktionen, Expertise und - mit nur 9 Prozent am Ende des Skala - Management.
Die Folgen für die USA und Europa
Basierend auf diesem Schema hält McKinsey für die USA 51 Prozent der geleisteten Arbeitsstunden für automatisierbar, was 2,7 Billionen US-Dollar an Löhnen und Gehältern entspricht. Die auf der Detailanalyse für die Vereinigten Staaten beruhenden Daten überträgt McKinsey in einem nächsten Schritt auf andere Länder in aller Welt. Global liegt das Potenzial für Automatisierung demnach bei 1,2 Milliarden Vollzeitstellenäquivalenten und 14,6 Billionen Dollar an Löhnen und Gehältern.
Die Hälfte dieses Potenzials entfällt laut Studie auf vier Länder: China, Indien, Japan und die USA. Aber auch in Europa sei das Potenzial groß. MGI beziffert es für die fünf größten Volkswirtschaften - Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien - auf 62 Millionen Vollzeitstellenäquivalente und 1,9 Billionen US-Dollar an Löhnen und Gehältern.
Alles in allem schwankt das Potenzial in einzelnen Ländern um die 50 Prozent. In Japan ist es mit 56 Prozent besonders groß, in den USA mit 46 Prozent eher niedrig. Für die fünf genannten europäischen Länder liegt es bei 47 Prozent. Der Blick auf eine Weltkarte des Automatisierungspotenzials von McKinsey verrät, dass es in Deutschland eher einen Tick größer sein dürfte, während es in Frankreich und Großbritannien unter diesem Durchschnittswert liegt. In Europa ist das Potenzial offenbar in Österreich am größten und auch in Italien über 50 Prozent.