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Berliner Verkehrsbetriebe

Mit agilen Methoden in die digitale Zukunft

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Erfolgsentscheidend auf dem Weg der digitalen Transformation ist aus seiner Sicht auch eine neue Kultur, die das Topmanagement vorleben müsse. Dazu gehöre die Devise: "Scheitern ist okay. Viele MVPs funktionieren in der Praxis nicht, das ist kein Beinbruch." Um diese Sicht zu veranschaulichen, lädt Haenecke schon mal Vertreter von sogenannten "Fuck-up-Nights" ein, die der BVG-Belegschaft von ihrem persönlichen Scheitern berichten.

Die digitale Zukunft der BVG ist auch eng mit klassischen IT-Herausforderungen verknüpft. Ein enormes Potenzial sieht Haenecke etwa in den "Mobilitätsdaten", die täglich im ÖPNV anfallen. Für Planungs- und Optimierungszwecke sammelt die BVG bereits GPS-Daten von Bussen.

In einem zweiten Schritt ließen sich künftig auch GPS-Daten von Kunden erheben, um beispielsweise herauszufinden, wo gerade Bedarf an ÖPNV-Diensten besteht. Bisher ist die BVG dabei auf manuelle Zählungen angewiesen, die die Mitarbeiter stichprobenartig leisten. Zusätzliche Mobilitätsdienste oder sogar neue Geschäftsmodelle könnten sich ergeben, wenn man solche Informationen mit weiteren, eventuell auch personenbezogenen Daten kombiniere.

Bis zu einer echten Big-Data- und Analytics-Umgebung ist es aber noch ein weiter Weg, räumt Haenecke ein. Viele grundsätzliche Fragen müssten dazu beantwortet werden, beispielsweise: Wie werden Daten erhoben? Wo werden sie gespeichert und auf welche Weise lassen sie sich analysieren? Welche Vorgaben macht der Datenschutz? - jede Menge Hausaufgaben also, die auf der To-do-Liste des CIOs stehen, bevor die BVG aus dem Rohstoff Daten geschäftsrelevante Erkenntnisse gewinnen kann.

E-Mobility im ÖPNV: Deutsche Hersteller hinken hinterher

Hürden ganz anderer Art muss der Digitalvorstand im BereichE-Mobility und autonomes Fahren nehmen. Die BVG sehe hier große Potenziale und würde gerne schneller vorangehen. Doch elektrische Busse, die mit Dieselfahrzeugen vergleichbare Leistungen böten, seien auf dem deutschen Markt kaum zu bekommen - egal ob Eindecker oder der typische Berliner Doppeldecker. Zudem fehle die notwendige Ladeinfrastruktur. Vor 2020 erwartet er keine durchgreifenden Verbesserungen und konstatiert: "Die deutschen Automobilhersteller haben hier den Anschluss verpasst."

Im Projekt "Stimulate" will die BVG herausfinden, wie Nutzer autonom fahrende Busse annehmen.
Im Projekt "Stimulate" will die BVG herausfinden, wie Nutzer autonom fahrende Busse annehmen.
Foto: Charité/ Peitz

Dessen ungeachtet unternimmt die BVG erste Gehversuche mit autonomen Fahrzeugen. Im Pilotprojekt "Stimulate", an dem das Land Berlin und die Charité beteiligt sind, will Haenecke herausfinden, wie Nutzer fahrerlose Busse annehmen. Ab 2018 sollen die ersten elektrisch betriebenen Kleinbusse an zwei Charité-Standorten ihre Runden drehen. Die E-Busse liefert Navya, ein erst 2014 gegründeter französischer Hersteller, der sich auf autonome Fahrzeuge spezialisiert hat.

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