Keine Inspiration ohne Transpiration
Munich Re hat seine IT aufgeräumt
Vereinheitlicht wurden auch die Vorgehensweisen in IT-Management, -Operations und -Entwicklung. Munich Re orientiert sich hier an den gängigen Standards und Best Practices, wie sie mit COBIT, PMBOK und ITIL zur Verfügung stehen. Die Best-Practices-Sammlung ITIL mit ihrer "standardisierten Prozesswelt" beispielsweise ist laut Janßen eine Grundvoraussetzung für die Multisourcing-Strategie des Konzerns: "Die Anwendungen mögen lokal verschieden sein, aber der Prozess ist derselbe."
Gewinner des Global Exchange Award
Zur Unterstützung der knapp 200 internen Entwickler kooperieren Janßen und seine Mitarbeiter mit Drittanbietern und externen Teams in unterschiedlichen Ländern, vor allem in Rumänien und Indien. Die gesamte IT-Belegschaft weist einen "internationalen Anteil" von 70 Prozent auf - Tendenz steigend.
Die daraus erwachsenden kulturellen Unterschiede zu überwinden war laut Janßen eine der größten Herausforderungen im gesamten Mithras-Projekt. Er hat sie gemeistert - und wurde dafür auch mit dem diesjährigen "Global Exchange Award" im Rahmen des Wettbewerbs "CIO des Jahres" belohnt, bei dem er zudem den zweiten Platz in der Kategorie Großunternehmen belegte.
Knüppel zwischen die Beine hätten ihm in diesem Zusammenhang die geltenden Gesetze und Bestimmungen geworfen, konstatiert der Munich-Re-CIO. Partner außerhalb des europäischen Wirtschaftsraums gälten den Behörden per se als gefährlich für die Datensicherheit.
- Die zehn besten CIOs 2014
Im renommierten Wettbewerb "CIO des Jahres" gibt es auch 2014 wieder zehn herausragende IT-Chefs aus Großunternehmen. Wir präsentieren Ihnen unsere Top Ten ... - Platz 1
Wiebe van der Horst, CIO von BASF, landete 2014 ganz oben auf dem Treppchen. - Jury-Mitglied August Wilhelm Scheer
über Wiebe van der Horst: "Van der Horst hat eine einheitliche, globale Arbeitsplatz-Infrastruktur geschaffen. Ein hochkomplexes Projekt, bei dem er neueste Technologien eingesetzt hat." - Platz 2
Wiederholungstäter Rainer Janßen, CIO von Munich RE, ist nicht zum ersten Mal unter den Top 3 im Wettbewerb. - Jury-Mitglied Friedrich Wöbking ...
... über Rainer Janßen: "Rainer Janßen hat eine überzeugende Neuaufstellung der IT erreicht und dem Haus Munich Re die Erschließung neuer strategischer Geschäftsfelder ermöglicht." - Platz 3
Holger Ewald, CIO der DB Netz AG, schaffte es auf Anhieb auf Rang 3 der besten IT-Chefs im Lande. - Jury-Mitglied Arnold Picot ...
... über Holger Ewald "Die Digitalisierung physischer Infrastruktur gilt als eines der tiefgreifendsten Infrastrukturprojekte des 21. Jahrhunderts. Die DB Netz AG übernimmt dabei eine Vorreiterrolle." - Top Ten
Ursula Soritsch-Renier, CIO von Sulzer Management, musste viel Durchsetzungsvermögen beweisen, um zwei dezentral organisierte IT-Gruppen in einem zentral geführten, global agierenden IT-Team zusammenzuführen. - Top Ten
Bernhard Winkler, CIO von Automotive Lighting, stemmte eine weltweit standardisierte Angebotskalkulation, die Produktprofitabilität gewährleisten soll. - Top Ten
Michael Müller-Wünsch, CIO von Lekkerland, überzeugte beim "CIO des Jahres" mit dem Aufbau einer Arbeitsplatzinfrastruktur, die unabhängig vom Endgerät das effektive Zusammenarbeiten in der Organisation über die Landesgrenzen hinaus ermöglicht. - Top Ten
Jan Bock, CIO von Unitymedia Kabel BW, kam mit seinem Projekt "Mach 1" schnell zur Sache: 72 Wochen lang integrierte er die Prozesse und Systeme der fusionierten Unternehmen Unitymedia und Kabel BW. - Top Ten
Robert Leindl, IT-Chef von Infineon Technologies, zog seine gesamte Lieferkette stramm. "Lean Planning" sorgt beim Chipkonzern dafür, dass Spitzen und Dellen in der Nachfrage früh erkannt werden. - Top Ten
Daniel Keller, IT-Chef von Axel Springer SE, stellte die IT des Konzerns für die digitale Transformation neu auf, reorganisierte die Zentralbereiche und baute eine Einheit für die Entwicklung digitaler Produkte auf. - Top Ten
Auch Klaus-Hardy Mühleck, CIO von Thyssen Krupp, transformierte die eigene IT und führte ein neues "Operating Model" ein. Die große Herausforderung: Transparenz über alle Konzerngesellschaften und Organisationseinheiten hinweg zu schaffen.
IT kennt keine Grenzen
"Wenn der europäische Gesetzgeber gerade Indien, das Land mit den qualifiziertesten und größten Offshore-Ressourcen, als besonders bedenklich einstuft, ist das unverständlich", wundert sich Janßen. Dabei sei doch erwiesen, dass die größte Gefahr bei Bankraub oder Datenklau von Insidern ausgehe. Oder ob jemand glaube, dass es Hacker gewesen seien, die die Steuersünder-CDs aus der Schweiz an die deutschen Finanzämter verkauft hätten?
"Wir haben ja nichts gegen strenge Sicherheitsbestimmungen", versichert Janßen, "uns stört nur, dass jedes Land glaubt, es müsse etwas anders machen als die anderen - und dass die Bösen immer nur die anderen wären." Ein internationaler Konzern könne seine IT nun einmal nicht abschotten: "IT ist global, der Ort wird zur Nebensache."
Doch Janßen wäre nicht er selbst, wenn er nicht auch für derartige Probleme eine Lösung fände. Wo nötig, werden also lokale Instanzen der Anwendungen oder Daten gehalten. Aber wie der CIO einräumt, beginnt die Sache, "in Summe ein echter Kostenfaktor" zu werden.
Vom Start weg amortisiert
Alles in allem hat sich der Aufwand aber augenscheinlich gelohnt: Das Vorhaben zahlt sich nicht nur durch mehr Transparenz und weniger Abstimmungsaufwand aus, sondern auch in Euro und Cent. Es hat sich quasi vom Start weg amortisiert: Ab dem kommenden Jahr soll es 26,3 Millionen Euro per annum einsparen. Genau genommen, habe sich der Kapitaleinsatz - aufgrund der Konsolidierungseffekte - bereits im vergangenen Jahr ausgezahlt, beteuert Janßen.