Tests bei Merck und Porsche Consulting
Neugier lässt sich lernen
Menschen sind von Natur aus neugierig. In Unternehmen wird ihnen dies systematisch aberzogen - was der Innovationskraft schadet. Autoren des Harvard Business Managers haben nun ein Programm entwickelt, mit dem sich die berufliche Neugier in Unternehmen steigern lässt. Seine Wirksamkeit überprüften sie mit drei Teams von MerckMerck, Porsche Consulting und dem Weizmann Institute of Science. Die Ergebnisse stellen sie im aktuellen Harvard Business Manager vor. Top-500-Firmenprofil für Merck
Neugier umfasst vier Dimensionen: Wissbegierde, Kreativität bei der Problemlösung, Offenheit für Ideen und Stresstoleranz. Das Programm, das unter anderen der Buchautor Carl Naughton ("Neugier: So schaffen Sie Lust auf Neues und Veränderung") und der US-Psychologieprofessor Todd B. Kashdan entwickelt haben, geht auf alle vier Bereiche ein. Es umfasst etwa Methoden aus der Kreativitätspsychologie und der Achtsamkeitsforschung.
"In vielen Unternehmen ist eher Dienst nach Vorschrift statt kreatives Ausprobierenkreatives Ausprobieren zu beobachten", schreiben die Autoren. "Das muss nicht sein. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass eine Kultur der Neugier entstehen kann, wenn Manager ihre Mitarbeiter entsprechend anleiten." Merck ist davon überzeugt. Der Darmstädter Chemie- und Pharmakonzern hat eine Plattform mit entsprechenden Trainingstools entwickelt. Sie ist allen Mitarbeitern zugänglich und soll die Organisation insgesamt neugieriger und innovativer machen. (rs) Alles zu Innovation auf CIO.de
- Strukturiertes Assoziieren
Typische Techniken: Denkhüte, Denkstühle nach Walt Disney Eine populäre Technik ist die vom britischen Kreativitätsexperten Edward de Bono entwickelte Methode der "Sechs Hüte des Denkens". Bei diesen Gruppendiskussionen nehmen alle Teilnehmer eine von sechs Perspektiven ein, sie setzen dazu symbolisch einen farbigen Hut auf: Der weiße Hut steht für analytisches Denken, der rote für emotionales, der schwarze für die Konzentration auf die Nachteile einer Idee, der gelbe für die Konzentration auf die Vorteile, der grüne symbolisiert kreatives Denken, der blaue den ordnenden Blick auf das Ganze. Mit der Methode werden lange Diskussionen über das Für und Wider einer Idee vermieden und dennoch alle Positionen berücksichtigt . Eine ähnliche Vorgehensweise hat der Trickfilmproduzent Walt Disney genutzt. Er stellte drei Stühle in einen Raum und verband jeden mit einer Rolle: der des Träumers, der des Realisten und der des Kritikers. Um eine Aufgabe zu lösen, hat er sich der Reihe nach auf die Stühle gesetzt und die jeweiligen Perspektiven eingenommen. - Konfrontation
Typische Techniken: Visuelle Konfrontation, Reizwortanalyse, Triz Die Teilnehmer einer Gruppendiskussion werden mit Bildern, Begriffen oder Orten konfrontiert, die sie zu kreativen Ideen und Lösungen anregen sollen. Der österreichische Schriftsteller Arthur Koestler hat für diese Vorgehensweise auch den Begriff "Bisoziation" in Anlehnung an das Wort Assoziation geprägt. Beispielsweise betrachtet eine Gruppe fünf Fotos. Die Teilnehmer beschreiben die Phänomene und Vorgänge auf den Bildern und beschäftigen sich anschließend wieder mit der eigentlichen Aufgabenstellung. Sie sollen sich so von ihren normalen Denkweisen lösen, die Motive auf den Bildern mit dem Problem verbinden und so auf neue Einfälle kommen. Statt Fotos lassen sich auch bestimmte Reizworte einsetzen. Eine weitere Anregung können auch allgemeine (technische) Innovationsprinzipien sein, die der Russe Genrich Altschuller in seiner "Theorie des erfinderischen Problemlösens", kurz Triz, beschrieben hat. - Imagination
Typische Techniken: Geleitete Fantasiereise, "Try to become the problem" Diese Techniken sollen das bildliche Vorstellungsvermögen stärken und unbewusste Erfahrungen mit in die Lösungsfindung einbeziehen. Der Moderator einer Gruppendiskussion animiert die Teilnehmer etwa bei der Fantasiereise, in Gedanken Bilder, Erlebnisse und Geschichten aneinanderzureihen. Die Methode soll helfen, Stress abzubauen sowie Offenheit und Kreativität fördern. Bei der Technik "Try to become the problem" (Deutsch: Versuche, das Problem zu werden), sollen sich die Teilnehmer in das Problem selbst versetzen. Sie sollen sich fragen, was sie in der Problemsituation erleben. Diese intuitive Beschäftigung mit der zu lösenden Aufgabe fördert das Problemverständnis und soll zu neuen Lösungen führen. - Kombination
Typische Techniken: Morphologischer Kasten, Morphologische Matrix, Attribute Listing. Bei diesen Kreativitätstechniken analysieren die Teilnehmer einer Gruppe ein Problem und zerlegen es in seine Einzelteile. Für diese Komponenten suchen sie Lösungsvarianten und kombinieren diese zu einem neuen Gesamtkonzept. Die Verfahren gehen auf den Schweizer Astrophysiker Fritz Zwicky zurück. Beim Morphologischen Kasten werden alle unabhängigen Merkmale, Faktoren oder Parameter eines Problems untereinander aufgelistet und dann alle denkbaren Varianten eines Merkmals daneben geschrieben. Diese Varianten kombinieren die Teilnehmer - entweder systematisch oder intuitiv - zu neuen Lösungen, aus denen sie dann das beste Konzept auswählen. Das Verfahren liefert innovative Varianten eines meist unveränderten Grundkonzepts - und keine radikale Neuerungen.