Chronologie des Scheiterns
Politik begräbt IT-Großprojekt Elena
Es seien ausnahmslos Daten von jedem Beschäftigten (Gehalt und Gehaltsbestandteile, Fehlzeiten, die Wochenarbeitszeit, Streiktage, Anzahl unbezahlter Urlaubstage, bei Kündigung auch die Hintergründe der Kündigung) auf Vorrat gespeichert worden. Unabhängig davon, ob ein Beschäftigter jemals einen Antrag auf Sozialleistungen stellt, noch welche Sozialleistung er einmal beantragt. Es fehlte ein konkreter Verwendungszweck. Es habe lediglich das abstrakte Ziel gegeben, Anträge auf Sozialleistungen elektronisch abzuwickeln und so das Verfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen.
Investitionen der Wirtschaft waren umsonst
Der Lobbyverband der IT-Industrie Bitkom kritisiert hingegen den Stopp des elektronischen Entgeltnachweises. Ihr neuer Präsident Dieter Kempf kommentierte: „Der Praxisbetrieb von Elena hat keinerlei Erkenntnisse zutage gefördert, die nicht vor dem Start dieses Systems bekannt gewesen wären. Es erstaunt uns, dass man mit großem Aufwand und nach langer Vorbereitungszeit ein modernes Verfahren einführt und dann handstreichartig wieder beendet. Anstatt das Rad zurückzudrehen, hätte man besser den Umfang der einzusammelnden Daten kritisch überprüft und Verbesserungen im laufenden Betrieb vorgenommen, wie das bei Technologieprojekten üblich ist.“
Die Wirtschaft habe im Vertrauen auf ein Bundesgesetz viel in Elena investiert. Diese Investitionen der Wirtschaft, aber auch jene der Verwaltung zum Aufbau der Elena-Infrastruktur, seien nun obsolet. Kempf dazu: "Noch schlimmer, die Wirtschaft trägt jetzt auch noch den Aufwand des Rückbaus."
Bitkom-Präsident Kempf ist erkennbar wütend auf die Politik: „Wir konnten in den letzten Jahren mehrfach beobachten, wie mit großem Aufwand Technologieprojekte eingeführt und dann plötzlich gestoppt wurden. Deutschland hinkt anderen Ländern im E-Government um Jahre hinterher und befindet sich im internationalen Vergleich auf einem beschämenden Platz im hinteren Mittelfeld. Die Verwaltung sollte schnellstmöglich und umfassend modernisiert werden“, schimpft er.
Ob der Stopp von Elena wirklich zu einem Menetekel für zukünftige IT-Großprojekte wird oder ob es nicht ganz spezifisch an den unglücklichen Umständen des spezifischen Projektes lag, das wird wohl erst die Zukunft zeigen.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.