Public IT


Exklusiv-Interview

Riesen-Projekt zur Doppik-Einführung startet

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Der erwartete Nutzen übersteigt die Kosten

Können Sie etwas zu den Kosten und Einsparungen sagen?

Wir rechnen bis 2016 mit rund 150 bis 160 Millionen Euro für das Paket, die Hälfte davon externe Kosten. Laut unserer Kosten-Nutzenanalyse gehen wir auch bei vorsichtiger Betrachtung davon aus, dass der erzielbare Nutzen die Kosten übersteigt. Die erlangte Transparenz ist die Grundlage für Entscheidungen, die zu Einsparungen führen werden. Grundlage hierfür ist das Know-how; die Nutzung der neuen Informationen zur effektiveren und effizienteren Steuerung vor Ort ist von großer Bedeutung.

Wie ist die Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern?

Wir arbeiten in einer Kooperationsgruppe zusammen und tauschen uns fachlich mit anderen Bundesländern aus, die sich ebenfalls mit der Doppik beschäftigen. Hessen muss man zuerst nennen. Hessen hat die gleiche Zielsetzung wie NRW und hat die technische Realisierung - ebenfalls mit SAP - bereits vollzogen. Baden-Württemberg hat sich im Wesentlichen auf die Einführung einer Kosten-Leistungsrechnung beschränkt, hat aber sein kamerales Haushaltssystem mit SAP umgesetzt. Hamburg hat bereits eine Bilanz vorgelegt. In Niedersachsen arbeitet man mit einer Flexibilisierung bei der Haushaltsbudgetierung. Auch im Rahmen der Bund-Länder-Zusammenarbeit ist Doppik ein Thema.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Partnern im Projekt?

Trotz des sehr engen Zeitplans haben wir in guter Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern bisher alle Termine einhalten können. Durch eine intensive Abstimmung mit unserem Generalunternehmer bei der Projektorganisation und die enge Verzahnung der Projektmitarbeiter des Landes und denen des Generalunternehmers hat sich eine sehr gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe etabliert. Dadurch konnten wir das Grob- und das Feinkonzept sowie den begleitenden Prototyp in kurzer Zeit erstellen. Einer der Schwerpunkt ist für uns in dieser Zeit der Know-how-Transfer von T-Systems auf die Mitarbeiter des Kompetenzzentrums.

Was sind die nächsten Schritte?

Die fachlichen Voraussetzungen stehen mit der Abnahme des Feinkonzepts im Januar, daran schließt sich das Customizing des Entwicklungsmandanten für den Landesmaster an. Der Verwaltungskontenrahmen und die Arbeitsabläufe werden im System hinterlegt. Parallel entwickeln wir den Referenzmaster für die Justizvollzugsverwaltung. Dieser Prozess soll im Mai beendet sein, er wird anschließend getestet und im Sommer bei sechs Justizvollzugsanstalten pilotiert. Der Flächen-Rollout in die übrigen 31 Justizvollzugsanstalten soll ab November 2010 erfolgen. Ziel ist es, ab 2011 ein gesamtes Haushaltsjahr zu erfassen.

Daneben stellen wir mit etwas zeitlichem Verzug das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales um, das als oberste Landesbehörde weitere Besonderheiten, wie etwa einen großen Förderhaushalt, abdeckt. Ab 2011 beginnt der Flächen-Rollout in der Steuerverwaltung mit rund 150 Finanzämtern und den Oberfinanzdirektionen. Ab 2012 soll auch dort der Echtbetrieb beginnen. Anschließend wollen wir die restliche Landesverwaltung Stück für Stück umstellen, vor allem Polizei, Gerichte und Bezirksregierungen. Bis 2016 wollen wir die gesamte Landesverwaltung umgestellt haben und die Ergebnisse zusammenfassen und bewerten. Mit den Teil- und Konzernbilanzen für das Land NRW sowie der Aufstellung von Produkthaushalten könnten wir ab 2017 beginnen, so dass wir dann den letzten Schritt in der Integrierten Verbundrechnung machen können.

Das Interview mit Werner Landwehr führte Johannes Klostermeier.

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