Möglicher Grund für Karriere
Selbstüberschätzung steigert Ansehen
In sechs Experimenten untersuchten die Forscher, warum Menschen sich selbst überschätzen und weshalb durch eine hohe Selbstsicherheit auch der soziale Status steigt. In einer Untersuchung wurde MBA-Studenten eine Liste mit historischen Namen, Ereignissen und Buchtiteln vorgelegt und die Studenten sollten anstreichen, welche dieser Namen sie kannten. Neben Begriffen wie Maximilien Robespierre, Pygmalion und Doktor Faustus enthielt die Liste auch Fantasienamen. Wer viele erdachte Begriffe als bekannt markierte, wurde von den Studienautoren als besonders selbstsicher eingestuft, weil er das eigene Wissen überschätzte. Am Ende des Semesters wurden die Studenten nach den Kommilitonen mit dem höchsten Sozialstatus befragt: Wer im ersten Test mit viel Selbstvertrauen auffiel, erhielt auch hier Top-Werte. Die selbstsicheren Studenten galten in ihrer Gruppe keineswegs als selbstverliebt sondern waren wirklich beliebt.
Aufstieg durch überdurchschnittliches Selbstvertrauen
Ein weiteres Experiment untersuchte die Verhaltensweisen der Personen mit einem überdurchschnittlichen Selbstvertrauen, etwa ihre Körpersprache, ihre Stimme und ihre Interaktion mit Kollegen. Besonders selbstsichere Personen hatten mehr Redeanteile, eine souveräne Stimme und verhielten sich in der Zusammenarbeit mit Kollegen gelassen. Insgesamt beteiligten sie sich mehr und verhielten sich überzeugender als weniger selbstsichere Personen mit mehr Fachkenntnissen.
Die Wissenschaftler untersuchten schließlich auch, weshalb Menschen selbstsicherer als andere agieren - ein Grund liegt im Streben nach Macht. Probanden mit einem Bedürfnis nach Ansehen überschätzten sich eher als andere. Die finale Frage der Forscher: Steigt jemand auf der Karriereleiter auf, weil er ein überdurchschnittliches Selbstvertrauen mitbringt oder bringt er das mit, weil er eine höhere Position im Unternehmen einnimmt? Sowohl als auch. Ein hoher Posten kann mehr Selbstvertrauen mit sich bringen. Zugleich erreichen Personen mit viel Selbstvertrauen diesen Posten eher als andere.
Die Forschungsergebnisse sollen unter dem Titel "A Status-Enhancement Account of Overconfidence" im Journal of Personality and Social Psychology erscheinen. Sie stammen von Cameron Anderson von der University of California Berkeley, Sebastien Brion von der IESE Business School, University of Navarra, sowie Don Moore und Jessica A. Kennedy aus Berkeley. Für die Studie konzipierten die Forscher sechs Experimente, an denen knapp 1.200 Versuchspersonen teilnahmen.