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So gelingt Unternehmen das Comeback
Vorbild Chrysler
Sergio wer? Das Misstrauen in der stolzen Autostadt Detroit war groß, als sich Anfang 2009 ein Mann aus Italien mit unaussprechlichem Namen meldete. Sergio Marchionne, Chef des Autobauers Fiat, hatte einen Plan: Er wollte den ums Überleben kämpfenden US-Traditionskonzern Chrysler retten.
Vier Jahre später meldete Marchionne Vollzug: "Es gibt keine Zweifel mehr, unser Comeback ist echt", schrieb er vergangene Woche an die mehr als 60.000 Chrysler-Mitarbeiter - und versprach ihnen einen Bonus. "Wir können nicht nachlassen. Wir müsssen unser Momentum fortführen".
Einmal Pleite und zurück: Was der nach General Motors und Ford Kleinste der drei großen US-Autohersteller in den vergangenen Jahren geschafft hat, ist eine der spektakulärsten Comeback-Geschichten in der jüngeren US-Wirtschaftsgeschichte.
- Platz 10
Daimler - 77.000 verkaufte Fahrzeuge<br>Die USA gehören für die Stuttgarter zu den wichtigsten Märkten der Welt. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Absatz im dritten Quartal nur satte 32 Prozent zulegen. - Platz 9
Kia - 146.000 verkaufte Fahrzeuge<br>Die Koreaner sind Volkswagen auf den Fersen und liegen nur knapp auf Rang neun in den USA. - Platz 8
Volkswagen - 156.000 verkaufte Fahrzeuge<br>Während die Wolfsburger weltweit zu den größten Autoherstellern zählen, haben sie auf dem amerikanischen Markt noch einen großen Abstand zur Spitze. Immerhin konnte der Absatz im Jahresvergleich um 41 Prozent zulegen. - Platz 7
Hyundai - 183.000 verkaufte Fahrzeuge<br>Acht Prozent mehr Fahrzeuge konnten die Koreaner im dritten Quartal verkaufen. In den USA bewegen sie sich auf einem Mittelfeldplatz. - Platz 6
Nissan - 289.000 verkaufte Fahrzeuge<br>In den USA erholen sich die Japaner von ihrer Absatzschwäche. Mit einem Wachstum von sieben Prozent festigen sie ihre Position unter den größten Herstellern in den USA. - Platz 5
Honda - 404.000 verkaufte Fahrzeuge<br>Die Japaner verlieren einen Platz gegenüber dem Vorquartal – und das, obwohl sie den Absatz gegenüber dem Vorjahr um satte 50 Prozent steigern konnten. - Platz 4
Chrylser - 417.000 verkaufte Fahrzeuge<br>Chrysler gehörte zu den totgesagten Markten in den USA in Folge des Konjunktureinbruchs 2009. Doch mittlerweile ist der US-Konzern zum Retter geworden – und zwar für die Mutter Fiat. - Platz 3
Toyota - 525.000 verkaufte Fahrzeuge<br>Das Ziel ist klar: Der weltgrößte Autohersteller der Welt will auch im amerikanischen Markt zurück auf die Spitzenplätze. Mit einem Wachstum von 38 Prozent im dritten Quartal wurde der Abstand auf die US-Hersteller verkürzt. - Platz 2
Ford - 546.000 verkaufte Fahrzeuge<br>Im Heimatmarkt verkaufen die US-Amerikaner 41 Prozent ihrer Fahrzeuge. Umso besser, dass dort die Verkäufe wieder anziehen. Ford kommt auf ein Wachstum von drei Prozent. - Platz 1
General Motors - 652.000 verkaufte Fahrzeuge<br>Detroit bleibt die Wiege der amerikanischen Autoindustrie - und General Motors führend im Heimatland. Gegenüber dem Vorjahr gab es im dritten Quartal 2012 ein leichtes Wachstum von zwei Prozent. - Methodik
Einmal pro Quartal erstellen die Wirtschaftsprüfer von Ernst&Young ein Ranking der größten Autokonzerne nach Absatz. Wie die Autohersteller in den USA abgeschnitten haben. (Daten: 3. Quartal 2012)
Ende 2008, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, war Chrysler am Ende: Chronische Verluste, einbrechende Verkäufe, veraltete Fabriken mit frustrierten Mitarbeitern und keinerlei Hoffnung auf die Zukunft - der Untergang schien unausweichlich. Doch vor allem zwei Akteure sollten dafür sorgen, dass es so weit nicht kommt.
Der eine war die US-Regierung: Erst Präsident George W. Bush, dann Barack Obama versorgten Chrysler und den ebenso taumelnden Riesen GM mit Milliardenkrediten und Garantien, damit der Autobauer sich in einer vorübergehenden Insolvenz neu aufstellen kann.
Der andere war Marchionne: Der in Italien geborene Kanadier ließ bei Chrysler keinen Stein auf dem anderen. Er verschmolz den Konzern mit Fiat zum globalen Autobauer, mit neuen Modellen in den USA, die auf italienischen Fahrzeugen beruhen. Er ersetzte das komplette Management, überzeugte die mächtigen Gewerkschaften und drückte niedrigere Löhne durch. Und er klaute bei Toyota und führte deren berühmtes Qualitätsmanagement ein.
Die Erholung der US-Wirtschaft schließlich half dabei, dass Chrysler wieder auferstand. Im vergangenen Jahr kletterten die Verkäufe in den USA, dem wichtigsten Markt, um 21 Prozent. Der Autobauer verbuchte einen Gewinn von 1,7 Milliarden Dollar, in diesem Jahr sollen es 2 Milliarden werden. Im Jahr 2011 waren es noch 0,18 Milliarden – seinerzeit der erste Gewinn seit 1997.
Der Autobauer aus Detroit steht derzeit sogar so gut da, dass er den Gesamtkonzern vor einem Jahresverlust bewahrte. Vor vier Jahren wollte Fiat Chrysler retten. Nun rettet Chrysler Fiat.