Lego, Starbucks, McDonald's
So gelingt Unternehmen das Comeback
Die Strategie von Nokia und Blackberry
Die Antworten auf die Krise fielen bei den beiden gefallenen Stars sehr unterschiedlich aus. Das finnische Vorzeigeunternehmen Nokia, lange die Nummer 1 im Handymarkt, setzte auf externe Lösungen: Es holte 2010 den Microsoft-Spitzenmanager Stephen Elop als Chef, der wiederum tauschte das hakelige Betriebssystem Symbian wie auch die Eigenentwicklung Meego gegen die Software seines früheren Arbeitgebers aus. Heute läuft auf allen Nokia-Smartphones Windows Phone. Abheben will sich der Hersteller mit seinen Kartendiensten sowie ausgefeilten Kamerafunktionen.
Blackberry, das früher Research in Motion hieß, beförderte dagegen Anfang 2012 den deutschen Manager Thorsten Heins an die Spitze, als die beiden Chefs Mike Lazaridis und Jim Balsilie dem wachsenden Druck der Anleger nachgaben und abdankten. Er vollendete das weitgehend selbst entwickelte Betriebssystem Blackberry 10, mit dem die Kanadier nicht nur Manager, Banker und Berater begeistern wollen, sondern auch die Durchschnittsnutzer. Punkten will Blackberry damit, dass die Geräte auch weiterhin einen sehr sicheren Bereich für Geschäftsanwendungen haben - damit ist die Firma bekannt geworden.
- Die Wende?
Nach mehreren Verzögerungen präsentiert RIM im Januar 2013 das neue Betriebssystem Blackberry 10 und sechs neue Smartphones. Sie sollen nicht nur Managern die Arbeit erleichtern, sondern auch Spaß machen – so wie das iPhone oder die zahlreichen Android-Geräte. - Die Chefs treten ab
Der Druck wird zu groß – die langjährigen Firmenchefs Mike Lazaridis und Jim Balsilie treten im Januar 2012 zurück, bleiben aber im Verwaltungsrat. Der bisherige Vorstand Thorsten Heins, 54, übernimmt. - Probleme mit dem neuen System
Auch das noch: RIM darf sein neues Betriebssystem aus markenrechtlichen Gründen nicht BBX nennen. Der neue Name lautet Blackberry 10, oder BB 10, wie RIM im Dezember 2011 erklärt. Zudem verschiebt die Firma den Start auf Ende 2012. - Server-Ausfall erschüttert Vertrauen
Im Oktober 2011 fallen die Server von RIM vier Tage lang aus, weltweit haben Nutzer Probleme, auf ihre Mails und Nachrichten zuzugreifen. Die Panne trifft RIM ins Mark: Sicherheit und Zuverlässigkeit sind bisher ein Markenzeichen der kanadischen Firma. Die schlechte Krisenkommunikation sorgt für zusätzlichen Frust. - Der Brain Drain beginnt
RIM kündigt im Juli 2011 an, 2000 Mitarbeiter zu entlassen – offiziell, um die "Kosten zu optimieren". In den Vorjahren war die Belegschaft rasant gewachsen. Die Moral leidet unter den Einschnitten, viele Talente und auch etliche Führungskräfte verlassen von sich aus das Unternehmen im kanadischen Waterloo nahe der US-Grenze. - Ein Konkurrent fürs iPad?
RIM äußert sich öffentlich zwar skeptisch über Tablet-Computer, arbeitet aber selbst an einem solchen Gerät. Im April 2011 kommt das Playbook heraus. Es hat bereits das neue Betriebssystem QNX an Bord, enttäuscht aber trotzdem die Fachwelt, nicht zuletzt weil anfangs Programme für E-Mail, Kalender und Adressbuch fehlen. Der Absatz verfehlt die Erwartungen, bis der Preis deutlich sinkt. - Neues Betriebssystem
RIM übernimmt im April 2010 die Software-Schmiede QNX, deren Betriebssystem später die veraltete Blackberry-Software ersetzen und Smartphones, Tablets, aber auch Systeme wie Autoelektronik antreiben soll. Zu diesem Zeitpunkt steht Apple bereits kurz vor der Einführung des iPhone 4. RIM ist technologisch ins Hintertreffen geraten. - Erstes Blackberry ohne Tasten
Gänzlich unbeeindruckt ist RIM aber nicht: Einige Monate nach dem iPhone-Start bringt das kanadische Unternehmen sein erstes Gerät mit Touchscreen heraus, das Blackberry Storm. Es soll die RIM-Smartphones auch unter normalen Verbrauchern zum Must have zu machen. Das Gerät ist pannenanfällig und bekommt allenfalls durchwachsene Rezensionen. Trotzdem steigert RIM seinen Marktanteil weiter. - Ein unterschätzter Konkurrent
Apple stellt im Januar 2007 das iPhone vor. Während Steve Jobs gewohnt großspurig von einer Revolution spricht, gibt sich Blackberry-Hersteller RIM konziliant: Nicht jeder könne auf Glas tippen, das Design der Blackberry-Geräte sei daher überlegen. Im neuen Segment der Smartphones ist RIM jedenfalls eine Bank.
Beide Unternehmen haben endlich konkurrenzfähige Geräte - aber reicht das für ein Comeback? Für sie spricht der Boom der mobilen Geräte. Das Marktforschungsunternehmen Gartner erwartet, dass in diesem Jahr 1,2 Milliarden SmartphonesSmartphones und Tablet-Computer verkauft werden. Vielleicht ist neben dem Pionier iOS und dem Fast Follower AndroidAndroid genügend Platz für eine dritte Plattform. Oder sogar eine vierte? Alles zu Android auf CIO.de Alles zu Smartphones auf CIO.de
Gegen die beiden Verfolger spricht, dass die Konkurrenz weit enteilt ist. Das macht sich beispielsweise beim Software-Angebot bemerkbar: Für iOS und Android gibt es jeweils mehr als 700.000 Apps, Windows Phone und Blackberry liegen weit dahinter. Außerdem dringen Apple und Samsung längst auf das angestammte Terrain vor: Dank nachträglich entwickelter Sicherheitslösungen kommen ihre zunehmend in Firmen zum Einsatz. Es könnte also eng werden.
(Quelle: Handelsblatt )