Simultanbewerbungen
So meistern Sie simultane Bewerbungen
Derzeit hat einer meiner Kandidaten ein Luxusproblem: Es geht um das optimale Verhalten, wenn Sie sich in mehreren Bewerbungsprozessen gleichzeitig befinden. Das möchte ich zum Anlass nehmen, die Vor- und Nachteile einer solchen Situation zu beleuchten sowie Ihnen Tipps zum Vorgehen an die Hand zu geben.
Der Kandidat, um den es geht, ist bis dato in einer Schnittstellenfunktion zwischen dem Fachbereich und der IT tätig und kann daher beide Seiten gleichermaßen wahrnehmen. Auf Arbeitgeberseite sind aktuell bei einem Unternehmen mehrere Positionen zu besetzen, von denen eine die Schnittstelle vom Fachbereich zur IT und die andere die Schnittstelle von der IT zum Fachbereich darstellt. Die Entscheidungsträger für beide Vakanzen haben bereits produktive Gespräche mit dem Bewerber geführt. Nun ist der Bewerbungsprozess bei der einen Position aufgrund interner Prozesse auf der Unternehmensseite etwas weiter fortgeschritten als bei der anderen.
Da der Bewerber für beide Positionen sowohl persönlich als auch fachlich jeweils ein sehr positives Bild gewonnen hat und aufgrund der Langfristigkeit eines Arbeitgeberwechsels eine solide Entscheidungsbasis gewinnen möchte, will er noch das Finalgespräch für die zweite Stelle wahrnehmen und vorher keine Entscheidung fällen.Er möchte es allerdings auch vermeiden, einen der Hiring Manager unbeabsichtigt vor den Kopf zu stoßen.
Transparenz ist das A und O
Eine grundsätzliche Empfehlung direkt am Anfang: In derartigen Situationen empfiehlt sich von vorneherein komplette Transparenz für alle Beteiligten. Nur so kann eine Enttäuschung und ein daraus resultierendes negatives Bild auf Seiten des potenziellen neuen Arbeitgebers vermieden werden.
Manche Kandidaten befürchten, dass eine solche Transparenz sich abträglich auf ihre Chancen auswirken könnte. Aus der Praxis kann ich Ihnen sagen, dass diese Befürchtungen gänzlich unbegründet sind. Ganz im Gegenteil habe ich es häufig erlebt, dass Kandidaten, die offen mit ihren Alternativen umgingen, sehr viel schnellere und effizientere Bewerbungsprozesse hatten als Bewerber, die dies nicht kundtaten. Hier greift sicherlich der Mechanismus des Verknappungseffekts, der dafür sorgt, dass manche Hiring Manager in einem solchen Fall besonders schnell agieren, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
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Darüber hinaus ist es auch für Entscheidungsträger die Norm, dass Kandidaten mehrere BewerbungenBewerbungen gleichzeitig in die Wege leiten, um Planungssicherheit zu haben. Denn letzten Endes ist es auf der Unternehmensseite nicht anders: Wenn sich mehrere qualifizierte Kandidaten für eine Position bewerben, werden sämtliche dieser Bewerber zum Gespräch eingeladen. Die Vergleichsoption (sollte sie gegeben sein) stellt daher keine Einbahnstraße dar, sondern kann und sollte von beiden Seiten in Anspruch genommen werden. Alles zu Jobsuche auf CIO.de
- Frage 1
Erzählen Sie mir von einem Vorgang, den Sie für andere dokumentiert haben. - Teamwork
Die Antwort zeigt, wie wichtig dem Bewerber Teamwork ist und ob er sein Wissen anderen zugänglich macht. - Frage 2
Erzählen Sie mir von einem ihrer bisherigen Projekte. - Nicht nur Erfolge feiern
Hier können Bewerber punkten, wenn sie auch auf Herausforderungen, komplexe Aufgaben und Einschränkungen eingehen. - Frage 3
Was könnten Sie mir über Details zur Programmierung von … sagen? - Dahinter könnte sich eine Falle verstecken.
Die soll zeigen, ob ein Kandidat zu einer Wissenslücke steht oder blufft. - Frage 4
Wie würden Sie dieses Thema einem Kollegen erläutern, der kein IT-Experte ist? - Businessnähe zeigen
Hier kann man zeigen, wieviel einem an einem guten Verhältnis von Business und IT liegt. - Frage 5
Sie können ein Projekt entweder rechtzeitig und unvollständig oder vollständig, jedoch nach der Deadline, abschließen. Wofür entscheiden Sie sich? - Nachdenken erlaubt
Eine gute Antwort wäre zum Beispiel, gemeinsam mit Projektleiter und Team nach der besten Lösung zu suchen.
Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Entscheidung
Zurück zu unserem Praxisbeispiel: In einem Finalgespräch hatte der Bewerber zwischenzeitlich bei einer der in Frage kommenden Abteilungen den finanziellen Rahmen sowie die Vertragskonditionen etc. besprochen. Bei der anderen Bewerbung steht noch ein Finalgespräch aus. Der Hiring Manager des ersten Bewerbungsprozesses hatte ihn nun im Laufe des Finalgesprächs gefragt, ob er das Angebot annehmen würde. Er stand daher vor der Herausforderung, was und wie er dem Ansprechpartner antworten sollte.
Da die Situation gegenüber allen Beteiligten von Anfang an transparent kommuniziert war, sollte diese Strategie auch weiterhin verfolgt werden. Das bedeutet in diesem Fall, dass er dem Entscheidungsträger beispielsweise folgende Antwort gibt:
"Sehr geehrter Herr Schmidt, ich freue mich, dass Sie mir ein Angebot unterbreiten möchten. Besonders, da ich denke, dass sowohl auf Basis unseres persönlichen Kontakts als auch von den fachlichen und finanziellen Rahmenbedingungen die Position sehr gut passt. Wie besprochen, bin ich derzeit in einem weiteren Bewerbungsprozess, der ebenfalls interessant ist. Da ich mit gutem Gewissen eine langfristige Position annehmen möchte, möchte ich dort das avisierte Finalgespräch ebenfalls wahrnehmen, um eine endgültige Entscheidung treffen zu können. Ich verspreche Ihnen, dass ich mich danach zeitnah entscheiden werde, damit wir eine belastbare Planung vornehmen können. Ist das für Sie in Ordnung?"
Mit dieser Antwort legt der Bewerber seine Situation dar und zeigt gleichzeitig, dass er die Position des Gesprächspartners positiv sieht, zu schätzen weiß und ihm diese wichtig genug ist, um einen sauberen Prozess zu ermöglichen und kurzfristig für Klarheit zu sorgen. Dadurch hat er die Option, sich Luft zu verschaffen, um eine belastbare Entscheidung zu fällen.
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Sicherheit geht vor
Drei weitere Empfehlung für elementare Bewerbungshygiene sollte jeder Kandidat einhalten:
Solange Ihnen kein Vertrag vorliegt, kündigen Sie nicht Ihre bestehende Position.
Sagen Sie keine anderen Vorstellungsprozesse ab, solange noch kein Vertrag unterzeichnet ist.
Halten Sie sich einen Plan B offen, damit Sie nicht unverschuldet in Not geraten, falls ein bis dato positiv laufender Prozess nicht zu dem gewünschten Ende kommt.
Bei den oben genannten Punkten gilt ebenfalls: Dieses Recht können und sollten beide Seiten für sich in Anspruch nehmen.
Wenn Sie diese Punkte beachten und professionell sowie offen die Erwartungshaltung Ihrer Gegenüber managen, steht erfolgreichen simultanen Bewerbungen nichts im Weg.