Open-Source-Markt legt zu
So viel ERP pro Euro wie möglich
Fast religiöse Inbrunst
Ganz unter sich erfreuten sich Technik-Freaks im Bund mit ähnlich gestrickten OS-Anbietern der Stärken offener Schnittstellen und Standards. Unbehelligt vom Business-Management gediehen hier die OS-Lösungen und -Systeme, nicht selten gepaart mit einer mit fast religiöser Inbrunst empfundenen Abneigung gegen die proprietären Systeme der Lizenzsoftwareanbieter.
Waren es bisher meist jene Experten aus der IT-Infrastruktur, der Anwendungsentwicklung oder der Netz- und Systemadministration, die auf den Einsatz von OSS drängten, verbreitet sich unterdessen auch im Management eine andere Sicht auf die quelloffene Software. Und die Manager lassen sich nicht von ideologischen Fragen leiten, sondern klopfen die Software nüchtern auf ihr Potenzial ab: "Die Kunden wollen einfach so viel ERPERP oder CRMCRM pro Euro wie möglich", schreibt Bo Lykkegaard, IDC-Program-Manager für European Enterprise Applications, in der Studie "Open SourceOpen Source Enterprise Applications in Europe: Disruption Ahead?" Alles zu CRM auf CIO.de Alles zu ERP auf CIO.de Alles zu Open Source auf CIO.de
Die Szene spürt den Aufwind: Larry Augustin, CEO des Open-Source-Anbieters "SugarCRM", meldet einen Rekordumsatz für das Jahr 2009 und kündigt bereits eine Verdoppelung der Einnahmen im laufenden Jahr an. Bertrand Diard, Chef des Data-Integration-Spezialisten Talend, bläst ins gleiche Horn. Er rechnet mit einem Plus von mindestens 100 Prozent für 2010.
Sein deutscher Statthalter Christopher Hacket legt noch ein wenig drauf: "Für die Region D–A–CH gehen wir davon aus, dass sich der Umsatz in diesem Jahr verdreifachen oder sogar vervierfachen wird", gibt der Talend-Country-Manager zu Protokoll. Verlässliche Umsatzzahlen sind indes kaum zu bekommen: Viele Open-Source-Anbieter sind mit Risikokapital finanziert und veröffentlichen weder Umsatz noch Gewinn. Das gilt für SugarCRM und Talend ebenso wie für die Spezialisten für Dokumenten-Management Alfresco oder die BI-Experten von Jaspersoft.
Nicht nur die Einnahmen sind rekordverdächtig: Mitarbeiter, Community-Mitglieder, Software-Downloads, zahlende Kunden, Support- und Vertriebspartner – überall zeichnet sich stetiges Wachstum ab. Sicher ist: Der Zwang zum Sparen spielt den Anbietern in die Hände. "Der OSS-Markt hat durch die Wirtschaftskrise erheblichen Auftrieb bekommen", sagt IDC-Analyst Fauscette. "OSS wird zunehmend zum Mainstream und Teil der Softwarestrategie der Unternehmen."