Die wöchentliche CIO-Kolumne
Solidarität nicht gefragt
Dass ihr Unternehmen in einer Krise steckt, wussten die 850 IT-Professionals der Winterthur Versicherung in der Schweiz schon seit längerem. Klar war ebenfalls, dass bei der angekündigten Entlassungswelle vermutlich auch einige ihrer Kollegen würden dran glauben müssen. Dass aber die IT-Abteilungen der drei Geschäftsbereiche "Leben", "Nichtleben" und Group IT zusammengelegt und deshalb gut 17 Prozent der Stellen gestrichen werden, das schockte die Schweizer Professionals dann doch.
Mit zittrigen Knien machten sie sich im März und April dieses Jahres, einer nach dem anderen, auf den angeordneten Weg zum Abteilungsleiter. Der teilte einige Tage nach diesem "Nominierungsgespräch" den einzelnen Kolleginnen und Kollegen mit, ob sie bleiben dürfen oder gehen müssen.. Wer Winterthur weiterhin seine Arbeitskraft zur Verfügung stellen darf, bekam ein Schweigegebot auferlegt, dass schriftlich fixiert wurde. Den Entlassenen wird nun für vier Monate ein "Laufbahnberater" zur Verfügung gestellt.
Was für die Mitarbeiter viele Wochen Unsicherheit mit Bauchschmerzen bedeutete, war auch für die drei IT-Manager kein leichtes Brot. Durch die Fusion Winterthur/Credit Suisse hatte sich die Führungsstruktur ohnehin bereits geändert. Seit Anfang diesen Jahres fungiert nun - nach anhaltend schwachen Unternehmenszahlen - der ehemalige Dresdner-Bank-Vorstand Leonhard Fischer als CEO, dem der Ruf eines harten Sanierers vorauseilt.
Dessen Vorgaben über die Zusammenlegung der IT-Abteilungen muss der 37-jährige Martin Frick umsetzen. Der IT-Manager der Group IT arbeitete zusammen mit seinen Kollegen Rudolf Brühwiler von der Nicht-Leben-Sparte und Bruno Müller von der Leben-Sparte die neue IT-Struktur aus. Brühwiler steht der Winterthur mittlerweile bei einzelnen Projekten als Berater zur Verfügung, sein Kollege Müller übernahm die Leitung des IT-Managements.
Um die angekündigten Entlassungen zu vermeiden, entwickelten die Mitarbeiter gemeinsam mit der Internetgewerkschaft Syndikat ein "Vier-Tage-Modell", das aufgrund der schweizerischen Rechtslage über zwei Jahre hinweg nahezu kosten- und einkommensneutral hätte durchgeführt werden können. Der Konzern blockte jedoch ab. Da die Informatikabteilung langfristig reduziert werde, hätte es sich nur um eine Verschiebung des Problems gehandelt, teilte die Geschäftsführung mit.