Fit für die Digitalisierung

Stolpersteine der Agilität ausräumen

Sabine Dietrich ist Management-Beraterin für Multiprojektmanagement, Projektmanagement, Führungskräfte-Entwicklung sowie Autorin. Im Jahr 2009 gründete sie ihr eigenes Beratungsunternehmen.

3. Arbeit an den Symptomen

Ein Prozess scheint zu langsam zu sein, also machen wir ihn schneller. Und wenn wir dann noch Agilität mit mehr Schnelligkeit gleichsetzen, scheint es ganz einfach zu sein, oder? Schade, wenn sich dann nicht die erhofften Ergebnisse einstellen.

Wenn man genau hinschaut: Letztendlich wurde nur ein Pflaster auf ein oberflächlich sichtbares Symptom geklebt, die tieferen Ursachen blieben bei einem solchen Vorgehen unberücksichtigt. Und wirken natürlich weiterhin.

Ursachen identifizieren

Bevor also direkt zur scheinbar passenden Lösung "Agilität" oder was auch immer gegriffen wird, sind die wahren Ursachen für ein Problem zu prüfen. Diese Prüfung kostet Zeit, ja. Sie rentiert sich aber immer. Denn fehlgeleitete Schnellschüsse und ad-hoc-Maßnahmen sind üblicherweise teurer: Sie kosten nicht nur Zeit und Geld, sondern auch Energie und Motivation der Mitarbeiter.

Um die Gründe hinter oberflächlich sichtbaren Symptomen zu erkennen, hat sich die von Toyoda Sakichi entwickelte 5-W-Methode bewährt. Wie funktioniert diese?

Sie stellen beispielsweise fest, dass Ihre Projekte zu lange dauern und beginnen zu fragen :

  • Warum dauern die Projekte so lange? Antwort: Weil die Mitarbeiter nicht genug Zeit haben.

  • Warum haben die Mitarbeiter nicht genug Zeit? Weil sie in mehreren (oder auch zu vielen) Projekten zeitgleich arbeiten (sollen).

  • Warum laufen so viele Projekte zeitgleich? Weil zu viele Projekte freigegeben wurden.

  • Warum wurden sie freigegeben? Weil keine Transparenz zu den verfügbaren Ressourcen herrscht.

  • ....

Und plötzlich erscheint unter einem oberflächlichen Symptom die wahre Ursache - häufig in einer ganz anderen Dimension. So wird dann klar, an welchen Themen wirklich gearbeitet werden muss.

Fazit

Die agile Veränderung braucht eine Ausrichtung. Und die muss auf den wahren Ursachen basieren. Allein in dem beschriebenen Beispiel hätte die Einführung von beispielsweise Scrum keinerlei Wirkung gehabt. Die Ursache des Problems lag hier in einem ganz anderem Bereich, nämlich dem fehlenden Ressourcenmanagement.

Zur Startseite