Exklusive CIO-Umfrage
Ukraine-Krieg fordert CIOs heraus
"Die Cyber-Angriffe auf deutsche Unternehmen haben seit Kriegsbeginn stark zugenommen", sagt Markus MatschiMarkus Matschi von der Management-Beratung 4C GROUP. Zumindest berichteten das seine Kunden, darunter viele CIOs. Direkte Auswirkungen auf die mittel- und langfristigen IT-Investitionspläne der IT-Organisationen sehe er bislang nicht. Doch die Sensibilität für das Thema SecuritySecurity sei in jüngster Zeit noch einmal gestiegen. Das bestätigen IT-Chefs, die das CIO-Magazin zu den Folgen des Ukraine-Kriegs befragt hat. Profil von Markus Matschi im CIO-Netzwerk Alles zu Security auf CIO.de
"Die weitere Stärkung der Informationssicherheit ist durch die aktuellen Geschehnisse in den Fokus gerückt, so dass in diesem Bereich mehr Finanzmittel allokiert werden", erklärt etwa Bernd Christof Meisheit, Geschäftsführer der Sana IT Services GmbH, dem IT-Dienstleister der Sana KlinikenSana Kliniken. "Durch das Krankenhauszukunftsgesetz und die uns dadurch zufließenden Fördermittel spüren wir derzeit - mit Blick bis Ende 2024 - keine Auswirkungen bezüglich unserer IT-Investitionen." Allerdings sehe er mit Sorgen auf die steigenden Betriebskosten, die sich durch höhere Energiekosten und die Inflation ergäben. Top-500-Firmenprofil für Sana Kliniken
Auch Annette Suckert, CIO beim Energiekonzern ThügaThüga, berichtet von gestiegenen Investitionen in IT Security in den vergangenen Jahren. Diese würden nun weiter verstärkt. Ähnlich verfährt Uta Knöchel, IT-Chefin des Flughafens Berlin-Brandenburg: "Wir planen unser Investitionsbudget jährlich und priorisieren unterjährig bedarfsgerecht", so die Managerin gegenüber dem CIO-Magazin. "Dabei müssen wir der gesamten IT-Portfolioplanung gerecht werden, verstärken aber unsere Anstrengungen für die IT-Sicherheit." Top-500-Firmenprofil für Thüga
Die LVM-VersicherungLVM-Versicherung aus Münster hat aufgrund des Ukraine-Konflikts ihre Verträge mit dem russischem Softwarelieferanten Kaspersky gekündigt. IT-Investitionen würden aber nach Plan fortgeführt, sagt CIO Marcus Loskant: "Diese sahen bereits eine Erweiterung der IT-Ressourcen oder auch einen weiteren Ausbau der IT-Security vor." Top-500-Firmenprofil für LVM Versicherung
Peter HardebeckPeter Hardebeck, CIO des internationalen Schuh-Handelsunternehmens Hamm Reno Group, sieht indes direkte Auswirkungen auf die IT-Investitionen. "Unsere Konsumenten gehen sehr sensibel mit dem Kauf von Schuhen um. Wir wählen daher unsere IT-Investitionen noch behutsamer aus." Im Vordergrund stünden Projekte mit einem kurzen Return-on-Investment (RoIRoI), beispielsweise im Bereich Supply ChainSupply Chain Management (SCM) oder in der DigitalisierungDigitalisierung von Prozessen. Beim Automobilzulieferer ZF FriedrichshafenZF Friedrichshafen hat der Ukraine-Krieg dagegen keinen unmittelbaren Einfluss auf IT-Investitionsentscheidungen. "Wir setzen unseren Fahrplan zur digitalen Transformation des Unternehmens unverändert fort", sagt CIO Jürgen SturmJürgen Sturm. Top-500-Firmenprofil für ZF Friedrichshafen AG Profil von Jürgen Sturm im CIO-Netzwerk Profil von Peter Hardebeck im CIO-Netzwerk Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Alles zu ROI auf CIO.de Alles zu Supply Chain auf CIO.de
Es hakt in der Lieferkette
Besonders deutlich werden die Folgen des Kriegs derzeit in den Lieferketten vieler Unternehmen. Wegen fehlender Kabelbäume aus der Ukraine mussten deutsche Autobauer wie VolkswagenVolkswagen, BMWBMW und MercedesMercedes im März ihre Produktion immer mal wieder stoppen. Die durch den globalen Halbleitermangel ohnehin schon bestehenden Probleme in der Versorgung mit kritischen Komponenten wurden dadurch weiter verschärft. Top-500-Firmenprofil für BMW Top-500-Firmenprofil für Mercedes-Benz Group AG Top-500-Firmenprofil für Volkswagen
"Wir bereiten uns darauf vor, dass kurzfristige Bestellprozesse und 'Just-in-Time'-Lieferketten nicht mehr selbstverständlich sind", berichtet Uta Knöchel vom Flughafen Berlin-Brandenburg. "Daher setzen wir bei kritischen Produkten verstärkt auf Lagerhaltung sowie rechtzeitiges beziehungsweise frühzeitiges Nachbestellen." Die Lieferengpässe sind auch für Sana-CIO Meisheit ein Thema: "Glücklicherweise konnten wir uns frühzeitig Produktkontingente und fest vereinbarte Liefertermine sichern. Dennoch haben sich einige Liefertermine deutlich verschoben, wobei wir die Projektepläne rechtzeitig anpassen konnten." Man habe das Thema weiter im Auge.
LVM-Manager Loskant sieht Engpässe derzeit vor allem in der Ausstattung für Endanwender, beispielsweise bei Notebooks. "Da wir vorausschauend planen, haben wir bereits ausreichend Reserve in den Lieferzeiten einkalkuliert." Ähnliches berichtet Jürgen Sturm von ZF Friedrichshafen: "Die verlängerten Lieferzeiten - beispielsweise für Hardware oder Netzwerk-Komponenten - stellen tatsächlich eine Herausforderung dar. Deshalb ist unsere Beschaffungsstrategie langfristig ausgerichtet und wir arbeiten eng mit unseren strategischen Partnern zusammen."
Supply Chain Analytics und Digital Twins
Um die Probleme in den Griff zu bekommen, setzen die IT-Chefs verstärkt auf Analyse- und Prognose-Tools im Supply Chain Management (SCM). "Die IT trägt mit ihren Werkzeugen zu mehr Transparenz in der Lieferkette bei", erläutert Sturm. Das gelte kurz- und mittelfristig ebenso wie auf lange Sicht: "Gemeinsam mit der Materialwirtschaft arbeiten wir in der IT daran, einen digitalen Zwilling unserer Lieferketten in Echtzeit bereitstellen zu können."