Cloud Computing


Allianz-CIO trifft Microsoft-Chef

"Unsere Daten geben wir nicht aus der Hand"

Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.

Ein Hühnchen mit Microsoft rupfen

SCHNEIDER: Ich glaube, wir haben da mit Microsoft zurzeit noch einen Diskussionspunkt offen. Eine Public Cloud kommt für uns strategisch nicht in Frage. Wenn es aus Preisgründen unumgänglich ist, wird man sich das im Einzelfall vielleicht überlegen, aber strategisch gehen wir in die Richtung Private Cloud. Wir wollen unsere zentralen Anwendungen und vor allem unsere Daten selbst unter Kontrolle haben - schon allein, weil wir sie auch mit Datamining-Tools intensiv analysieren.

HAUPTER: Aber da liegt ja genau der Unterschied. Wir bieten umfassendes Cloud ComputingCloud Computing an - als Software as a Service, Infrastructure as a Service und Platform as a Service. Für Sie ist wahrscheinlich wichtiger, wie wir Ihnen Office für Ihre 160.000 Arbeitsplätze weltweit zur Verfügung stellen können. Wenn Sie persönlich entscheiden, dass Sie 140.000 davon in einem Rechenzentrum installieren, 10.000 an einen Provider geben, mit dem die Allianz gute Erfahrungen gemacht hat, und weitere 10.000 in einem anderen Rechenzentrum unterbringen, können Sie das mit MicrosoftMicrosoft realisieren. Alle arbeiten dann mit dem gleichen Active Directory. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de

Ralf Schneider fällt zu manchen Preismodellen sofort "Raubrittertum" ein.
Ralf Schneider fällt zu manchen Preismodellen sofort "Raubrittertum" ein.
Foto: Christoph Mukherjee

Ihre Agenturen und Partnern können die E-Mail-Infrastruktur ebenfalls aus der Public Cloud bekommen - wieder mit dem gleichen Directory. Dann haben Sie alle Teilnehmer in der gleichen Architektur und dadurch viel bessere Skalierungsmöglichkeiten, als wenn Sie alles selbst betreiben. Der Diskussionspunkt ist folgender: Wieviel mehr bin ich als Anwender bereit, dafür einzubringen, dass ich die Daten bei mir behalte? Für den Gegenwert einer Tasse Kaffee, also zwei Dollar, bekommen Sie einen Exchange-User inklusive Sharepoint-Zugriff pro Monat in Ihre E-Mail- und IT-Infrastruktur integriert. Das geht aber nur, wenn wir das in unseren Infrastrukturen betreiben. Lasen Sie das in Ihren RZ laufen, funktioniert das zu dem Preis nicht.

SCHNEIDER: Wir stehen als Versicherer mit ComplianceCompliance und Data Protection vor zwei riesigen Herausforderungen. Ich habe überhaupt keine Lust, von irgendeinem Provider abhängig zu sein, wenn es um die Verbindung zu unseren Daten geht. Ich will nicht, dass er entscheiden kann, ob er mir Zugang gibt oder nicht. Das will ich selbst entscheiden - zu jeder Zeit und in jeder Situation. Unsere Daten geben wir nicht aus der Hand. Selbst wenn ein Provider durch wasserdichte Verträge gebunden ist, darf der Abschalter nicht auf seiner Seite sein. Diese faktische Macht, meinem Unternehmen entweder durch schlechte Leistung oder sogar absichtlich den Zugang zu meinen Daten zu verweigern, darf er nicht haben. Alles zu Compliance auf CIO.de

HAUPTER: Ich will Sie keineswegs davon überzeugen, dass Public Cloud die einzige Lösung ist. Cloud verändert die Art, wie IT ausgeliefert wird, nämlich als Services. Und wenn beim Kunden am Frontend Appetit auf eine entsprechende Anwendung entsteht, muss das IT-Backend darauf reagieren können. So wie wir diese Cloud-Services anbieten, können Sie selbst entscheiden, ob sie und welche Dienste beziehungsweise Anwendungen Sie in Ihren eigenen Rechenzentren betreiben - mit den gleichen Funktionen wie in der Cloud - oder in einer gemischten Umgebung. Sie können das sogar bei laufendem Betrieb ändern.

SCHNEIDER: Damit kommen wir aber auf das heiße Thema: Ein bisschen schwanger geht nicht. Ich weiß natürlich auch, dass sich Ihr Geschäftsmodell zurzeit verändert. Deshalb muss man das als Übergangszeit sehen. Aber ein Anbieter - und damit meine ich nicht nur Microsoft - kann nicht in einer Public Cloud ein Pay-per-use-Modell anbieten und für eine Private Cloud kein Concurrent-User-Lizenzmodell haben. Das ist ein Widerspruch in sich.

HAUPTER: Da vermischen Sie zwei unterschiedliche Dinge. In der Public Cloud zahlen Sie für den Service eine nach Serviceplänen und Anzahl der User gestaffelte wiederkehrende Gebühr. In der Private Cloud kaufen Sie Softwarelizenzen, die Sie einmal zahlen, und laufende Wartungsgebühren. Das sind zwei unterschiedliche Preismodelle. Allerdings sind wir in unserem Lizenzierungsmodell inzwischen so flexibel, dass der Kunde entscheiden kann, welchen Teil der Software er für wie viele Arbeitsplätze zu welcher Zeit lizenzieren will. Wenn Sie sich zum Beispiel für unser Office-365-Angebot entscheiden, bestimmen Sie genau, welcher Serviceumfang jedem einzelnen Anwender bereitgestellt wird. Wenn davon beispielsweise ein Teil lediglich auf die E-Mail-Funktionen zugreift, dann zahlen Sie auch nur dafür. Und das können Sie monatlich ändern.

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