Bei gekündigten Bänkern geht es um die nackte Existenz

Versagen und trotzdem Geld kassieren

04.05.2009
Von Nils-Viktor Sorge
Grundsätzlich müssen die Gerichte nun entscheiden, ob sie die Finanzkrise mit ihren Folgen für deutsche Banken eher wie eine Naturkatastrophe einstufen, der Bankvorstände hilflos ausgesetzt waren.
Grundsätzlich müssen die Gerichte nun entscheiden, ob sie die Finanzkrise mit ihren Folgen für deutsche Banken eher wie eine Naturkatastrophe einstufen, der Bankvorstände hilflos ausgesetzt waren.
Foto: KfW

Dem halten andere Juristen entgegen, schon die schiere Menge der gekauften riskanten Papiere zeuge von der Verantwortungslosigkeit der Manager. Die IKB etwa habe riskante Papiere verwaltet, deren Wert ein Drittel der Bilanzsumme erreichte, argumentiert der Bonner Wirtschaftsrechtler Marcus Lutter - ein aus seiner Sicht nicht zu vertretendes Klumpenrisiko. Vor Gericht muss nun geklärt werden, ob die betreffenden Assets tatsächlich einer Anlageklasse zuzurechnen sind und somit überhaupt die Voraussetzung für einen "Klumpen" gegeben ist.

Grundsätzlich müssen die Gerichte nun entscheiden, ob sie die Finanzkrise mit ihren Folgen für deutsche Banken eher wie eine Naturkatastrophe einstufen, der Bankvorstände hilflos ausgesetzt waren. Oder sie werten die Kernschmelze als kollektives Versagen, für das auch der Einzelne höchstpersönlich haftbar zu machen ist.

Millionen für gefeuerte Vorstände

Manche Bank gibt sich gegenüber ihren früheren Angestellten äußerst angriffslustig - davon zeugt der Schadensersatzvorstoß der KfW wegen der 300-Millionen-Überweisungspanne. Zwar würde ein erster Triumph für die geschassten Manager - beispielsweise wegen eines Formfehlers bei der Kündigung - zwar teuer für die Institute. Die Verträge er Gefeuerten müssten ausbezahlt werden. Je nach Laufzeit wären die Banken verpflichtet, Millionensummen auf die Konten ihrer ungeliebten ehemaligen Vorstände zu überweisen.

Diese Aussicht beeindruckt sie indes wenig. Dann, so heißt es unverblümt, würden die geltend gemachten Ansprüche direkt mit Schadensersatzforderungen verrechnet. Fünf Millionen Euro Kosten für einen zu Unrecht gekündigten Vertrag? "Der Schaden für die Bank beläuft sich auf 280 Milliarden Euro", sagt ein Insider trocken. Die Ex-Manager bestreiten das natürlich vehement.

"Immerhin ermittelt bereits die Staatsanwaltschaft gegen Ex-Vorstände", heißt es aus der HRE. Für einen Vergleich sei daher überhaupt keine Eile geboten. Wer könne denn besser als die Staatsanwaltschaft herausfinden, ob sich die Manager schuldig gemacht haben?

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