Strategien


IT-Manager wetten

Vom Cost Center zum Umsetzer

27.01.2014
Von Bernhard Winkler
Bernhard Winkler, Head of ICT Region bei Automotive Lighting and Magneti Marelli, wettet, dass im Jahr 2024 mehr als 70 Prozent der CIOs am Ende eines Projekts validieren, inwieweit der Business Case erreicht wurde. Derzeit sind es in der Fertigungsindustrie nur acht Prozent.
Bernhard Winkler, Head of ICT Region bei Automotive Lighting and Magneti Marelli
Bernhard Winkler, Head of ICT Region bei Automotive Lighting and Magneti Marelli
Foto: Automotive Lighting and Magneti Marelli

CIOs scheinen sich wohl aktuell nicht am tatsächlichen Erfolg ihrer ProjekteProjekte messen lassen zu wollen, denn lediglich "In Time and Budget" steht gemäß einer Studie der Hochschule Heilbronn in den meisten Fällen auf deren Agenda. Ständig wachsen die Anforderungen an die IT: Neue Standorte müssen angebunden, neue Anforderungen umgesetzt, Kosten reduziert werden, und nebenbei soll die IT auch noch das Thema InnovationInnovation vorantreiben und die Umsetzung der Unternehmensstrategie voll unterstützen. Und dennoch scheint der Erfolg der CIOs aktuell doch eher durch die Kostenminimierung und Einhaltung der Budgets gemessen zu werden. Alles zu Innovation auf CIO.de Alles zu Projekte auf CIO.de

Aber nicht nur die Anforderungen an die IT wachsen, auch die Anforderungen an die Unternehmen an sich entwickeln sich immer schneller weiter: Neue Märkte müssen gewonnen und höhere Umsätze bei stabiler oder wachsender Rentabilität erzielt werden. Betrachtet man nun diese überlebensnotwendige Agilität der Unternehmen und vor allem den Fokus auf Wachstum und Rendite, so muss man sich fragen, warum die IT-Verantwortlichen während der Umsetzung der ihnen anvertrauten Projekte meist nur auf die Projektkosten und den avisierten Projektendtermin schauen und nicht auf das tatsächliche Projektergebnis.

Das CIO-Jahrbuch 2014.
Das CIO-Jahrbuch 2014.
Foto: cio.de

Weitere Wetten finden Sie im CIO-Jahrbuch 2014.

Jahrbuch 2014 - Neue Prognosen zur Zukunft der IT
IDG Business Media GmbH 2013,
301 Seiten, 39,90 Euro
PDF-Download 34,99 Euro
zum CIO-Shop

Wieso stehen die für die Projektinitiierung so wichtigen Business Cases nach der Projektfreigabe nicht mehr im Mittelpunkt des Projekt-Managements beziehungsweise weshalb verschwinden diese dann in den Schubladen, Aktenordnern oder Laufwerken? Bleibt durch diese Vorgehensweise die IT nicht der einfache Realisierer oder der Projektdienstleister innerhalb der Firmen?

Um die Ursachen für die aktuelle Situation, in der sich die IT-Bereiche befinden, zu finden, ist es wichtig, die diversen Ausrichtungen der unterschiedlichen IT-Bereiche zu betrachten und hierbei die Zielsetzung und somit auch sie daraus resultierende operative Steuerung ableiten. Hierdurch wird der eigentliche Konflikt sehr schnell deutlich. Das Schlagwort für die Ausrichtung der IT heißt hier: vom Costcenter bis zum Strategieumsetzungsbeschleuniger.

Die IT als Beschleuniger der Strategie-Umsetzung.
Die IT als Beschleuniger der Strategie-Umsetzung.
Foto: cio.de

In den Unternehmen wird die IT unterschiedlich eingeordnet (Hofmann, 2010). Organisationszuordnungen wie die eines Liniensatzes innerhalb eines Hauptresorts, eigenständiges Hauptresort, als Stabsstelle der Unternehmensleitung oder als Matrixorganisationen sind üblich. Aus diesen Organisationsformen resultieren unterschiedliche Aufgaben und verschiedene Verantwortlichkeiten, die letztendlich die Ausrichtungen der IT und deren Zielsetzung stark beeinflussen.

Dieses von Hofmann dargestellte Schaubild stellt vier unterschiedliche Ausrichtungen der IT dar, die sehr wohl auch den Entwicklungspfad der IT-Bereiche darstellen: Als Kostenstelle unterhalb des CFOs gestartet, wurde meist der Dienstleistungsgedanke mit aufgenommen und somit die IT zu einem Service Center entwickelt.

Durch die Betrachtung der Leistungen als Services war beziehungsweise ist es somit möglich, interne Leistungsverrechnung oder den Verkauf von IT-Services an die Fachbereiche durchzusetzen. Ab dieser Entwicklungsstufe wird ein IT-Service-Center dann zum IT-Profit-Center, das dann auch Zielvorgaben bekommt, um einen Profit am Unternehmen zu erwirtschaften. Teilweise werden an dieser Stelle auch Dienstleistungen für externe Kunden durchgeführt. Die Entwicklung der IT zum strategischen Investment Center stellt die Veränderung auf den aktuell höchsten Reifegrad der IT dar.

Betrachten wir nun diese unterschiedlichen Ausrichtungen und deren Zielsetzung, erkennen wir sofort, aus welchen Gründen viele IT-Verantwortliche die Business Cases und den tatsächlichen Erfolg der Projekte nicht nachhalten.

Diese Art der Organisation kann als die klassische IT-Organisation angesehen werden. Die entsprechenden Entscheidungskompetenzen ergeben sich aus dem vereinbarten Kostenbudget. Ziel ist dadurch üblicherweise die Einhaltung dieses Budgets.

Die Aufgaben des IT-Bereichs fokussieren sich somit in dieser Organisationskultur hauptsächlich auf den fehlerfreien Betrieb der vorhandenen IT-Systeme und des Netzwerks bei möglichst niedrigen Kosten. Neue Systeme, Lösungen oder Prozessverbesserungen werden bei dieser Art der Organisation nicht proaktiv getrieben oder umgesetzt, da das primäre Ziel der IT in dieser Art der Organisation die permanente Kostenreduzierung ist. Innovative Anforderungen, die die Prozesse sichern oder verbessern, kommen meist nur aus den Fachbereichen.

Um diese dann genehmigt zu bekommen, wird der Business Case gerechnet. Sobald dieser freigegeben ist, stellt sich dann natürlich sofort die Frage, wie die Kosten eingehalten werden und der Zieltermin erreicht wird. Die Risiken dieser Art von Organisation sind somit offensichtlich und nicht von der Hand zu weisen. Die Erreichung des ursprünglichen Business Cases ist mit Mehraufwand verbunden und riskiert die Zielerreichung, das Projekt innerhalb des vorgegebenen Zeit- und Budgetrahmens umzusetzen. Dennoch finden wir diese Art am häufigsten in Unternehmen der Fertigungsindustrie wieder.

Ein serviceorientiertes IT-Management wird zunehmend auch als Service Center betrachtet. Hierbei stellt dies Services an die internen Kunden zur Verfügung. Fachspezifisches Know-how wird neben den klassischen Infrastrukturthemen auch zu Produkten und Prozessen bereitgestellt und angeboten. Hieraus resultiert das Ziel, einen Mehrwert für den Fachbereich zu erzielen und vor allem definierte Services anzubieten, die neben den Kosten ebenfalls messbar sind.

In dieser Art von Organisation liegen die Aufgaben des IT-Bereichs zusätzlich zum fehlerfreien Betrieb der vorhandenen IT-Systeme und des Netzwerks darin, dem Business als Servicedienstleister gegenüberzustehen. Die angebotenen Services werden hierbei nach Qualität und Lieferservice betrachtet. Neue Systeme, Lösungen oder Prozessverbesserungen werden aus den Fachbereichen getrieben und finanziert, wobei die IT den Dienstleister darstellt, der die Einführung der neuen Lösung organisiert und liefert. Zu den wichtigsten Zielen der IT bei dieser Organisation gehört neben der Kostenoptimierung die Sicherstellung eines guten Lieferservices, und die IT tritt hierbei als Geschäftspartner auf.

Zur Startseite