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IT-Manager wetten

Vom Ende des Geldes

06.05.2016
Von Bernd Gill und Jürgen Stauber

1. Virtuelle Zahlungsmethoden

Aus heutiger Sicht lassen sich die virtuellen Zahlungsmethoden wie folgt charakterisieren. Im Folgenden wollen wir die Kategorien etwas detaillierter betrachten.

1.1. Zahlung über Carrier Billing Services

Bei der Zahlung über Carrier Billing Services werden die bestehenden Kundenbeziehungen und vorhandenen Geschäftskonzepte zur Abrechnung von geringfügigen Leistungen (microcharging) genutzt. So kann ein Kunde eines

Telekommunikationsdienstleisters seine Telefonnummer nutzen, um Leistungen anderer Unternehmen einzukaufen. Dies kann sowohl von Mobiltelefonen aus geschehen als auch von PCs, Smart TVs oder Spielkonsolen. Eine Rückbestätigung über die Mobilnummer (zum Beispiel per SMS) und zusätzliche PINs machen die Zahlung über den Carrier Service zu einer sicheren Zahlungsmethode, und es müssen keine weiteren persönlichen Daten bei der Bezahlung übermittelt werden.

Die Zahlungen über Carrier Services haben sich vor allem in Europa durchgesetzt. Hier wird sich das Marktvolumen laut einer Studie von Juniper Research auf 5,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 belaufen.

Über die "Payment Services Directive 2007" (PSD) ist das Carrier Billing in Europa reguliert. Die Direktive regelt zum einen die Anforderungen an Nicht-Finanzinstitute, die sich als "Payment Institution" bewerben wollen, und zumanderen die Rechte und Pflichten von Service-Providern und Nutzern. Aber auch in Schwellenländern setzt sich das Carrier Billing durch. Insbesondere in Indien - wo es nur 19 Millionen Kreditkarteninhaber, aber 937 Millionen Mobilfunkkunden gibt -, einem Markt, der gekennzeichnet ist von vielen kleinen Transaktionen, gewinnt das Carrier Billing sehr schnell an Bedeutung.

Das Ökosystem des Direct Carrier Billings besteht im Wesentlichen aus vier Playern:

• den Händlern, die ihren Kunden die Möglichkeit anbieten, über ihren Mobilfunkvertrag zu bezahlen;

• den Betreibern von Billing-Plattformen, die den Händlern die Technologien zur Verfügung stellen, um über mehrere Mobile Network Operator (MNO) abrechnen zu können. Hierzu gehören u.a. Betreiber wie Boku oder Pay Champ;

• den Mobile Network Operators, die ihrerseits Billing-Infrastrukturen bereitstellen und es Kunden ermöglichen, ihre Einkäufe über ihre Telefonrechnung oder ihr Prepaid-Konto abzurechnen;

• Anbietern von Billing-Infrastrukturen für Direct Carrier Billing Services. Dazu gehören u.a. Unternehmen wie HP.

Außer in Telko-Firmen sind Direct Carrier Billing Services aber auch in anderen Dienstleistungsunternehmen denkbar, die ohnehin über einen Billing Service verfügen. Dazu gehören beispielsweise Energieversorger oder, wie im Falle von E-ZPass in den USA, Mautsysteme. So können in fünf Staaten der USA Autofahrer in der Fast-Food-Kette Wendy's im "iDriveThru" ihr Mautsystem nutzen, um für ihren Einkauf zu bezahlen.

Dem Anbieter von Direct Carrier Billing Services bringen diese Dienstleistungen neben weiteren Einnahmequellen und erhöhter Kundenbindung vor allem auch wertvolle Daten und Informationen über ihre Kunden, die zu neuen Geschäftsmodellen führen können.

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