CIO des Jahres


(Ex-)VTG-CIO Petra Clemens

Vom Mut, Dinge anders zu machen ...



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Als CIO der VTG zeigte Petra Clemens auf, dass Diversität und Mitarbeiterzufriedenheit auch in der IT machbar sind.
  • CIO des Jahres 2024 - Finalistin in der Kategorie Mittelstand
  • 52 Prozent Frauen bei den IT-Neueinstellungen
Petra Clemens liebt Herausforderungen - wie ihre Tätigkeit als CIO von VTG und ihr neues Engagement als IT-Chefin von Cariad zeigen.
Petra Clemens liebt Herausforderungen - wie ihre Tätigkeit als CIO von VTG und ihr neues Engagement als IT-Chefin von Cariad zeigen.
Foto: VTG

Die VTG GmbH ist ein internationales Asset-, LogistikLogistik- & Traditionsunternehmen und bekannt als führender Güterwagon-Vermieter in Europa. Mit 84.800 Güterwagons, fünf eigenen Werken und etwa 2.100 Mitarbeitern ist VTGVTG der größte Wagonvermieter in Europa. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg bietet aber nicht nur multimodale Lösungen an, sondern ist mittlerweile in der Branche auch für innovativen Digitallösungen bekannt. Top-500-Firmenprofil für VTG AG Top-Firmen der Branche Transport

Als Petra Clemens kurz nach ihrem Amtsantritt als CIO im Februar 2022 eine Umfrage bei 24 der wichtigsten Personen in der VTG durchführte, wurde ihr schnell klar, dass sich das Business die IT als Enabler und Driver vorstellt. "Genau wie ich es mir gewünscht habe", erklärt Clemens, denn ihr Ziel sei es gewesen, "die Komplexität unserer Systemlandschaft zu verringern und so Zeit für operative Tätigkeiten zu verringen und diese Ressourcen an die Business-Themen zu setzen."

Mehr Begeisterung - größere Erfolge

Zunächst jedoch nahm sich die CIO ein Jahr lang dafür Zeit, die IT auf Vordermann zu bringen. Das Projekt MEGA (More Engagement, Greater Achievement) sollte die Grundlage bilden, um wieder als vertrauensvoller IT-Provider angesehen werden zu können. Hinter diesem Akronym verbarg sich ein mutiges Change-Projekt, mit dem Clemens als VTG-CIO mehr Begeisterung in der IT-Organisation wecken und damit größere Erfolge erzielen wollte.

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"Hier haben wir uns komplett neu aufgestellt", berichtet die Topmanagerin. "Wir haben ein neues IT Target Operating Model aufgestellt, und uns dem Thema Diversity, Gleichberechtigung und Transparenz gestellt."

Als einen der ersten Schritte stellte Clemens dazu eine Change- und Talentmanagerin ein, die ihr dabei half, in die IT-Organisation hineinzuhören, Maßnahmen aufzunehmen und nachzuhalten. "Sie ist die Beraterin für die Führungskräfte und hilft dabei, die Stimmung in der IT zu steigern - denn: Motivierte MitarbeiterInnen gehen gerne die extra Meile und hängen sich rein", erklärt die Diplom-Wirtschaftsinformatikerin.

Gemeinsam entwickelten sie dann Initiativen, um die Mitarbeiterzufriedenheit in der IT zu stärken. Dazu zählen etwa monatliche Umfragen, um zu verstehen, wie es den IT-Mitarbeitenden aktuell geht und um schnell reagieren zu können, wenn die Stimmung sinkt.

Auch der Betriebsrat findet das Projekt mega

Natürlich musste die CIO auch die rund 80-köpfige IT-Abteilung umbauen - was zur Überraschung von Clemens zu keinem Widerstand innerhalb der Organisation und der Arbeitnehmervertretung führte. Im Gegenteil, berichtet die CIO: "Der Betriebsrat feierte unser MEGA-Projekt als DAS Pilotprojekt für Umorganisation!"

"Im Vorfeld der Transformation redeten wir mit jedem einzelnen Mitarbeitenden der IT, um herauszufinden, welche Rolle die richtige für die Person ist - und wohin sie sich entwickeln möchte. Durch diese Nähe zum Mitarbeitenden gab es keinerlei Probleme", so Clemens. Lediglich zwei Personen hätten Redebedarf gehabt- dies wurde dann in Gesprächen geklärt und Maßnahmen entwickelt. Am Ende hatte jeder Mitarbeitende eine einzige Rolle statt bisher bis zu drei.

"Das Beste jedoch war, dass wir die FührungsspanneFührungsspanne extrem verringert haben", berichtet die CIO. "Als ich begann, hatte ich drei Abteilungsleiter und einen Teamleiter. Heute haben wir drei Abteilungsleiter und sieben Teamleiter - endlich eine Führungsspanne, die Zeit für Gespräche und Themen lässt." Natürlich war hier auch das Budget ein Thema, räumt sie ein, da Gehälter angepasst werden mussten. Nach einigen Diskussionen hätten aber auch der CEO und CFO von VTG den Mehrwert darin erkannt. Alles zu Personalführung auf CIO.de

52 Prozent Frauen bei den IT-Neueinstellungen

Ein weiteres Thema, dass die IT-Managerin nicht nur im Aufgabenbereich der HR sieht, ist Diversity: "Diversität ist mir ganz besonders wichtig, denn es ist nicht einfach, Frauen für die IT zu begeistern", erklärt Clemens.

Entsprechend stolz sei sie darauf, dass sie im vergangenen Jahr 52 Prozent Frauen einstellen konnte: "Dieser Wert hat mir gezeigt, dass die Implementierung einer Diversitätsstrategie in einem Bereich, der heutzutage immer noch stark von Männern dominiert wird, funktioniert und Früchte trägt. Diese Veränderung muss (vor)gelebt werden."

Und braucht entsprechende Maßnahmen, wenn man auf die Bestandteile von Clemens' Diversitätsstrategie schaut. Dazu gehörten insbesondere:

  • die Überprüfung und Anpassung der Gehälter,

  • Job Sharing,

  • die Investition in Quereinsteiger und gezielte Ausbildung,

  • die Einstellung einer Talent & Change Managerin,

  • der Coolness-Faktor (VTG) IT, und

  • die gezielte Ansprache an Unis.

Daneben trieb Clemens durch die neu aufgestellte IT auch die Zusammenarbeit mit dem Business voran. So wurde etwa ein eigens aufgesetztes Business Consulting geschaffen, um die IT enger mit dem Business zu verzahnen. Für eine effektivere und zielorientiertere Zusammenarbeit wurden zudem Teams aus Business Owner & IT-lern geformt. Als Beispiel dafür verweist die CIO auf eine KI-Arbeitsgruppe, in der ein Team aus verschiedenen Business-Bereichen der VTG gemeinsam an Innovationen arbeitet und diese vorantreibt.

15 Prozent der Arbeitszeit für Innovationen

Generell findet Clemens Innovationen insbesondere in der IT enorm wichtig. "Ein wichtiger Teil unserer IT-Strategie besteht darin, immer Raum für neue Innovationen zu lassen", erzählt sie. Aus diesem Grund habe sie es auch den IT-Mitarbeitern ermöglicht, 15 Prozent ihrer Arbeitszeit in Innovationen zu denken oder Innovationen zu fördern. "Dies bedeutet für mich auch über den Tellerrand zu schauen und Messen, Seminare oder Workshops zu besuchen", fügt sie hinzu.

Auch wenn der Platz nicht ausreicht, um die vielen weiteren, kleinen und großen Maßnahmen aufzuführen - das Ergebnis kann sich sehen lassen. "Wir haben innerhalb von zwei Jahren den Employee NPS von -22 auf +22 gehoben", berichtet Clemens stolz. Ihr Erfolgsrezept: "Eine CIO sollte immer transparent gegenüber ihren Mitarbeitern sein. Nur so erreicht man die gewisse Nahbarkeit. Für mich sind meine Mitarbeiter das oberste Gut, daher habe ich immer das Ziel verfolgt, sie in den Mittelpunkt zu stellen."

Auch die Jury des CIO des Jahrs ist voll des Lobs: "Clemens hat erfolgreich die IT in eine Mitarbeiter-zentrische Organisation transformiert. Besonders hervorzuheben ist dabei ihr Einsatz für die Förderung von Frauen und Gleichberechtigung. Ihr Engagement für Inklusion und Diversität ist bemerkenswert und einmalig in diesem Bewerber-Pool."

Umso schwerer wird es VTG gefallen sein, die IT-Managerin bereits nach zweieinhalb Jahren wieder ziehen zu lassen - auch wenn mit Sven Mißfeld bereits der Nachfolger am Start ist.

Nach zweieinhalb erfolgreichen Jahren bei der VTG GmbH stellt sich Clemens seit Anfang Oktober einer neuen - und wenn man den Presseberichten glaubt, vermutlich größeren - Herausforderung: Als CIO von Cariad soll sie die IT der VW-Tochter zu einem zentralen Motor für den Unternehmenserfolg machen.

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