Harte Eigenanalyse hilft beim Wiedereinstieg

Wie es nach der Kündigung weitergeht

06.04.2009
Von Michael  Leitl
Gute Chancen: "Zwei Drittel aller entlassenen Vorstände finden wieder eine ähnliche Position"
Gute Chancen: "Zwei Drittel aller entlassenen Vorstände finden wieder eine ähnliche Position"
Foto: Peter Atkins - Fotolia.com

Der frühere Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, Ferdinand Piëch, hat gleich nach Amtsantritt in Wolfsburg seinen Vorstand mehr oder weniger komplett ausgetauscht. Nur so konnte er die Neuausrichtung des VW-Konzerns meistern. Sein Nachfolger Bernd Pischetsrieder ist dagegen sehr unentschlossen auf personelle Erfordernisse zugegangen. Als es um die Nachfolge des Personalvorstands Peter Hartz ging, hat ihm dann der Aufsichtsratsvorsitzende Piëch die Entscheidung abgenommen und Horst Neumann durchgesetzt.

"Die Geschäftsfreunde wenden sich ab"

HBM: Am Ende wurde Pischetsrieder selbst abgelöst, obwohl er inhaltlich gute Arbeit geleistet und viel für Volkswagen erreicht hat.

Sendele: Fachliche Qualitäten allein reichen eben nicht. Pischetsrieder hat es versäumt, sich seine Machtposition gerade gegenüber dem Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch zu sichern. Das gehört aber dazu, wenn man so unpopuläre Aufgaben bewältigen muss wie im Fall Volkswagen.

Ich gebe Ihnen noch ein Beispiel, um zu zeigen, wie schnell ein Manager fallen kann. Beim Machtkampf zwischen den DaimlerChrysler-Vorständen Eckhard Cordes und Dieter Zetsche um die Rolle des künftigen Vorstandsvorsitzenden wurde Cordes lange als Jürgen Schrempps Nachfolger gehandelt. Nach einigen Auseinandersetzungen zwischen den Kontrahenten wurde dann überraschend Dieter Zetsche Vorstandsvorsitzender. Cordes bat daraufhin den Aufsichtsrat, seinen Vertrag aufzulösen. Wäre Cordes CEO geworden, hätte vermutlich Zetsche gekündigt. Einer musste gehen.

HBM: In solchen Fällen gelingt den Betroffenen der Wiedereinstieg offenbar leicht.

Sendele: Für Cordes trifft das zu. Er ist übergangslos beim Duisburger Mischkonzern Haniel als Vorstandschef eingestiegen. Aber auch hier gab es wieder ein Opfer. Denn drei Monate zuvor hatte die Familie Haniel Theo Siegert eingestellt. Und um Cordes Platz zu machen, wurde Siegert brüsk entlassen.

Im Übrigen dauert es, wenn jemand entlassen wird, häufig eher ein bis zwei Jahre, bis ihm eine neue Aufgabe auf gleicher Ebene angeboten wird. Das gilt vor allem für eine Kündigung, die auch in der Öffentlichkeit viel Wirbel verursacht hat. Viele Aufsichtsräte scheuen das Risiko des Imageverlustes, würden sie einen derart umstrittenen Kandidaten einstellen. Auch wenn sie von seinen Qualitäten überzeugt sind, wollen sie trotzdem etwas Gras über die Geschehnisse wachsen lassen.

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