Harte Eigenanalyse hilft beim Wiedereinstieg
Wie es nach der Kündigung weitergeht
HBM: Welche Rolle spielt die Vorgeschichte des Managers in diesen Gesprächen?
Sendele: Natürlich wollen die Gesprächspartner alles über die Hintergründe der Kündigung wissen. Ich habe es schon erlebt, dass ein Kandidat auf die häufig inquisitorischen Fragen nicht vorbereitet war. Jede Antwort führt dann zu weiteren Fragen. Ein Bewerbungsgespräch ist in der Regel nach einer Stunde zu Ende - und es wurde über nichts anderes gesprochen. Ein positives Bild über den Bewerber kommt so natürlich nicht zustande.
Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis
HBM: Wie sieht die Alternative aus? Man kann die Fragen ja nicht ignorieren.
Sendele: Sie müssen den Fragen zuvorkommen und eine Art Presseerklärung in eigener Sache mental ausarbeiten. Dann können Sie in wenigen Sätzen plausibel darlegen, warum es zur Kündigung kam. Manager dürfen bei ihrer Selbstdarstellung nie den Eindruck erwecken, nichts aus ihren Fehlern gelernt zu haben. Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis und zum Lernen werten Aufsichtsräte besonders positiv. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hatte Bernd Pischetsrieder unter anderem deshalb als Vorstandsvorsitzenden für VW eingestellt, weil er überzeugt war, dass Pischetsrieder aus seinen Fehlern bei BMW gelernt hatte.
Wenn der Bewerber die Hintergründe seiner Kündigung in knappen Worten erzählt hat, sollte er weitere Nachfragen konsequent zur Seite schieben und darauf verweisen, dass er alles gesagt habe, was es zu sagen gebe. Er muss gekonnt insistieren, dass er nun über seinen beruflichen Werdegang und seine fachlichen Erfahrungen berichten will. Ein Manager muss in dieser Situation demonstrieren, wer er ist und was er kann. Er muss das Gespräch mitgestalten, vorantreiben und kluge Fragen zum Unternehmen und zu der zu besetzenden Position stellen. Dazu gehört eine solide Vorbereitung.
HBM: Auf dieser Führungsebene sollte das eigentlich selbstverständlich sein.
Sendele: Sie haben recht. Aber ich erlebe es häufig, dass sich Manager auf diese Gespräche ungenügend vorbereiten und meinen, ihre allgemein gehaltenen Ausführungen seien ausreichend. Natürlich merken es die Gesprächspartner sofort, wenn ein Kandidat den Geschäftsbericht nicht evaluiert hat und im Internet verfügbare Informationen über das Unternehmen nicht kennt. Banale Fragen sind tödlich, und der Aufsichtsratsvorsitzende reagiert entsprechend.
Mit Hermann Sendele sprach Michael Leitl, Redakteur des Harvard Businessmanagers.