Tipps für den Alltag
Wie man sich kleine Glücksmomente verschafft
CIO.de: Welche Glücksmomente lassen sich auch im Terminkalender eines Managers unterbringen?
Christoph Koch: Von den zahlreichen Rezepten, die ich für "Sternhagelglücklich" ausprobiert habe, ist das Dankbarkeitstagebuch das mit dem vermutlich besten Kosten-Nutzen-Verhältnis: Einfach Notizbuch und Stift aufs Nachtkästchen legen und jeden Abend drei Dinge aufschreiben, für die man an dem Tag dankbar ist, die gut gelaufen sind. Fühlt sich zuerst seltsam und nach Teenager an, aber mich hat es schon nach wenigen Tagen deutlich glücklicher gemacht: Weil es ein simpler Trick ist, um mit positiven Gedanken einzuschlafen statt über eventuelle Fehlschläge, Konflikte oder die morgige To-Do-Liste zu brüten.
Ausgleich durch Ehrenamt oder Gartenarbeit
CIO.de: Der Beruf spielt bei ihrer Suche nach dem Glück keine wirkliche Rolle. Weshalb ist das so?
Christoph Koch: Ich habe das große Glück, als Journalist und Buchautor einen Beruf zu haben, der mich erfüllt, mich herausfordert und mir etwas bietet, was mir persönlich sehr wichtig ist: Freiheit und Abwechslung. Darüber bin ich mir im Klaren und dafür bin ich sehr dankbar. Die Bedürfnisse sind da aber sehr verschieden, deshalb ist jemand anderes eben auch in einem komplett anderen Beruf glücklich. Aus diesem Grund habe ich das Thema ein wenig ausgeklammert: Es ist sehr individuell - wohingegen viele andere Glücksfaktoren erstaunlich viele Menschen ähnlich beeinflussen. Einer dieser Faktoren hat indirekt mit dem Beruf zu tun: Geld macht nahezu alle Menschen viel weniger glücklich, als sie das gemeinhin annehmen. Wer also einen Job nur des Geldes wegen macht, macht sich auf Dauer unglücklich.
CIO.de: Im Buch hat man das Gefühl, dass "Ausgleichssport" Sie besonders glücklich gemacht hat - etwa durch das Ehrenamt oder die Laufrunde. Halten Sie Ausgleich/Abwechslung für wirksame Glücksrezepte?
Christoph Koch: Unbedingt - jemand, der beispielsweise vorwiegend geistig arbeitet, kann extremes Glück verspüren, wenn er sich in seiner Freizeit körperlich betätigt, zum Beispiel indem er am Wochenende im Garten buddelt. Jemand der als Gärtner arbeitet und dem man am Sonntag auch noch sagt, er möge bitte zur Schaufel greifen, wird sicherlich deutlich weniger Zufriedenheit darüber verspüren und uns die Schaufel unter Umständen eher über den Schädel ziehen.
Mehr Auswahl macht nicht glücklicher
CIO.de: Sie haben während des Jahres nicht nur im Selbstexperiment ihr Glück gesucht, sondern viele Fakten zur Glücksforschung zusammengetragen und zu Glückstheorien recherchiert. Gibt es Theorien, die Sie besonders beeindruckt haben? Welche waren das?
Christoph Koch: Da gab es zahlreiche! Besonders eindrucksvoll fand ich zum Beispiel die Erkenntnis, dass uns mehr Auswahl nicht automatisch glücklicher macht. Die Studie mit den Marmeladensorten ist einigen vielleicht bekannt: Je mehr Marmeladensorten an einem Probierstand im Supermarkt angeboten wurden, umso überforderter fühlten sich die Kunden und umso weniger kauften sie.
Ein ähnliches Experiment gab Studenten die Möglichkeit, nach einem Fotokurs eines ihrer Bilder als Poster abziehen zu lassen. Alle mussten sich auf jeweils ein Lieblingsfoto festlegen, dann bekam ein Teil der Studenten nach ein paar Tagen noch einmal die Möglichkeit sich umzuentscheiden. Das Frappierende: Die Studenten, die sich nicht umentscheiden durften, waren am Ende mit ihrer Wahl zufriedener, als die, die noch mal wechseln durften.
Christoph Koch arbeitet als Journalist für Magazine wie NEON, brand eins und GQ. 2010 erschien sein SPIEGEL-Bestseller "Ich bin dann mal offline - Leben ohne Internet und Handy". In seinem neuesten Buch "Sternhagelglücklich - wie ich versuchte, der zufriedenste Mensch der Welt zu werden" (Blanvalet Verlag, 288 Seiten, 14,99 Euro) widmet er sich der Suche nach dem Glück.
Internet: www.christoph-koch.net / Twitter: @christophkoch