Händler vor Strategiewechsel
Wie Online Shops Geschäfte verdrängen
Es war einmal eine Zeit, in der es möglich war, in einer Stadt seine Wohnung oder sein Haus zu verlassen und in einer Entfernung von maximal fünf Minuten zu Fuß alle wesentlichen Einkäufe für den täglichen Bedarf zu machen. Es war einmal eine Zeit, in der es in jedem Dorf mindestens einen Dorfladen gab. Hier gab es fast alles zu kaufen, vom Brot bis zur Tageszeitung. Es war einmal eine Zeit, in der es ständig oder einmal in der Woche in jedem Stadtteil mindestens einen Markt gab – oft in einer überdeckten Halle –, auf dem man eigentlich alles kaufen konnte.
Diese Zeiten sind unwiederbringlich vorbei. Heutzutage muss man schon ziemlich weit fahren, um solche Einkaufsmöglichkeiten zu entdecken – nach Budapest vielleicht, wo man sich noch in einer Umbruchphase in Richtung moderne Zeiten befindet, oder nach Barcelona oder Rom, wo sich die traditionellen Einkaufsgewohnheiten der Bevölkerung nicht so leicht aushebeln lassen.
Fast überall sonst fordern immer größere, strategisch übers Land verteilte Einkaufszentren oder seit neuestem der expandierende Online-Handel ihren Tribut. Die einen ermöglichen es, sein Leben als Couch Potato immer weiter auszudehnen, die anderen stellen riesige Parkplätze zur Verfügung, um die Massen von Käufern anzuziehen, die sich in einer künstlichen Welt von Ladenstraßen mit dem Nötigsten und mit vielem Unnötigen eindecken.
In Deutschland sind Hertie und Karstadt heftig geschrumpft, andere Ketten befinden sich in einem härter werdenden Konkurrenz- und Überlebenskampf. Plattenläden muss man in den Zeiten von iTunes, Amazon und anderen Web-Anbietern mit der Lupe suchen, Elektrogeschäfte verschwinden vom Erdboden, und der Buchhandel einschließlich der großen Ketten wie Thalia oder Hugendubel befindet sich im Abwehrkampf gegen E-Books.