Acht Tipps aus der Praxis
Wie Thames Water ein kosteneffizientes IoT-Sensornetzwerk aufbaute
Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Lessons Learned - 8 Tipps aus der Praxis
Hier einige Tipps für die Bereitstellung eines IoT-Sensorennetzwerks von Coombs und anderen Experten, die bereits Erfahrungen mit diesem Thema gesammelt haben:
1. Vorsicht vor unnötigen Features
Auch wenn keine zwei Sensornetze identisch sind und Unternehmen unterschiedliche Bedürfnisse und Zielsetzungen haben, kann man auf einige grundlegende Regeln zurückgreifen, um die Kosten niedrig zu halten. Eine goldene Regel zur Kosteneffizienz lautet, dass man Technologie wählt, die die aktuellen und zukünftigen Anforderungen des Projekts erfüllt, ohne Geld für unnötige Features oder Wartung zu verschwenden.
"Wenn Sie sich zum Beispiel für einen PoE-Sensor (Power over Ethernet) anstelle eines batteriebetriebenen Funksensors entscheiden, fallen die Notwendigkeit, Batterien auszuwechseln, und das Problem von WLAN-Störungen weg", erklärt Morne Erasmus vom Netzinfrastruktur-Spezialisten CommScope. Auf der anderen Seite könne man aber bei einem kurzen Deployment von solchen magnetisch anbringbaren batteriebetriebenen WLAN-Sensoren profitieren, fügt er hinzu.
2. Aufgaben und Einsatzmöglichkeiten der Sensoren klar definieren
Ein weiterer Fehler, den viele Unternehmen machen, ist es, zu viele verschiedene Arten von Sensor-Nodes in einem Netzwerk zu platzieren, ohne ihre Rollen und Bedürfnisse klar festzulegen. "Einfach nur viel Bandbreite für diese Devices bereitzustellen, ohne irgendwelche Tests vorzunehmen oder ihre Einsatzmöglichkeiten zu kennen, ist eine Verschwendung von Geld und Ressourcen", erklärt Destiny Bertucci vom Network-Monitoring-Spezialisten SolarWinds. Netzwerk-Admins sollten genau wissen, was sie von einem Sensor brauchen, um das Meiste aus ihm herauszuholen.
3. Test- und Monitoring-Tools nutzen
Ist ein Netz erst einmal im Betrieb, verschwenden viele Unternehmen unnötig Geld, weil sie nicht genau nachmessen, wie viel Bandbreite tatsächlich zu bestimmten Zeiten gebraucht werden. "Hat man eine Idee oder zumindest eine Messbasis des Verbrauchs, kann man besser verstehen, in welchem Ausmaß sich die Erhöhung der Bandbreite auf die Gesamtkosten für den Netzbetrieb auswirkt, so Bertucci.
4. Keine Angst vor Kombinationen
Unternehmen, die wie Thames Water ein großes Sensornetzwerk planen, sollten prüfen, ob sie bereits existierende Komponenten und Services in ihre neue Netzinfrastruktur integrieren können, empfiehlt Matt Leipnik, CEO von der britischen Network-Consulting-Firma Chalk Circle. "Die größten Kosten eines Sensornetzwerks sind die anfängliche physische Bereitstellung von Sensoren, die fortlaufende Wartung und das dazugehörige Management."
Coombs betont, dass Unternehmen keine Angst davor haben sollte, alte und neue Sensoren sowie proprietäre und offene Protokolle nebeneinander einzusetzen. "Früher war das schaurig, aber heute ist es eigentlich okay", sagt er. "Binden Sie sie an und siedeln Sie die StandardisierungStandardisierung eine Ebene höher an", rät Coombs. Die Idee ist, eine optimale Umgebung zu schaffen, um diese Daten zu nutzen, und nicht zu viel über die Standardisierung der individuellen Devices zu grübeln. Alles zu Standardisierung auf CIO.de
5. Sensordaten außerhalb der Stoßzeiten übertragen
Nutzt man Sensoren, die sowohl Befehle empfangen als auch Daten an eine zentrale Verwaltungsstelle übertragen können, kann man Kosten senken, indem man die Datenübertragung flexibler und effizienter macht - beispielsweise, indem man Informationen nur dann sendet, wenn es tatsächlich erforderlich ist. "Die Möglichkeit, Sensornetzwerke in der gleichen Weise zu managen, wie Mobilfunkbetreiber ihr Netzwerk je nach Nachfrage steuern, ist unglaublich wichtig, denn sonst haben Sie Ineffizienzen", erklärt Ryan Martin, Senior Analyst bei ABI Research.
6. Nur Daten senden, wenn sich etwas ändert
Indem man nur selektiv Daten von einer riesigen Anzahl von Sensoren erfasst, kann man verhindern, dass aus "Big DataBig Data" "gigantische Daten" werden, "Sammeln Sie die Informationen in Sechs-Sekunden-Intervallen an jeden Tag des Jahres und das nicht nur für eine Anlage, sondern für eine ganze Reihe und weltweit, kann es ziemlich chaotisch werden", erklärt Martin. Alles zu Big Data auf CIO.de
"Die Realität ist, dass nicht alle erfassten Daten braucht, um eine Analyse vorzunehmen", stimmt Bertucci zu. "Letztendlich stellen Daten an sich nur eine Verschwendung von Zeit, Speicherplatz und IT-Ressourcen dar", so die SolarWinds-Expertin. Zuviele Monitoring-Ergebnisse führten zu einem Rauschen und die tatsächlich wichtigen Werte gingen verloren.
Um unnötigen Datenverkehr zu reduzieren, sollten Unternehmen den Aufbau von Netzen in Betracht ziehen, die Daten bereits direkt am Sensor voranalysieren, empfiehlt Simon Jordan von Cambridge Consultants. Nur Daten, die sich geändert haben oder sonstwie interessant sind, müssen an das Rechenzentrum oder die Cloud gesendet werden. "Der Fachbegriff ist Edge Intelligence - Intelligenz am Netzwerkrand", so Jordan. "Dabei werden Sensor, Netzwerk und Analytics als Einheit behandelt."
Jordan zufolge sollten große Sensornetzwerke als Schichten von Agenten betrachtet werden sollten, die Daten auf Basis von Relevanz filtern und weiterleiten, anstatt nur zwischen Protokollen zu puffern oder zu übersetzen. "Denken Sie an den Unterschied zwischen der Befehlskette einer Armee und einer Poststelle", sagt er. "Soldaten können vor Ort kleine Entscheidungen treffen und wichtige Informationen an die Kette weiterleiten, während die Post einfach jeden Brief weitergibt", erklärt er. "Dies verhindert nicht nur die klassische Informationsüberlastung, sondern verringert auch die Belastung auf die Netze."
7. Kosten und Leistung in Einklang bringen
Beim Aufbau effektiver Sensornetze müssten Unternehmen über Kompromisse bei Kosten und Leistung nachdenken, sowie über die geografische Streuung und die erforderliche Zuverlässigkeit, erklärt Brandon Davito, Vice President Smart Cities & Streetlights bei Silver Spring Networks. "Übliche Vorgehensweise ist, dass man die Netzwerkanforderungen gegen diese verschiedenen Achsen ausrichtet, dann Netzwerkplattformen aussucht, die auf offenen Standards basieren und die Sicherheit und Flexibilität besitzen, um einen Upgrade-Pfad für heute und in Zukunft bieten, da diese Anwendungen mehr und mehr erfolgsentscheiden werden."
8. Klein anfangen
Unter dem Strich erreichen Unternehmen, die beim Aufbau eines Sensornetzwerks einen "Crawl-Walk-Run"-Ansatz fahren, die größten Kosteneffizienzen, erklärt Mark Benson, CTO vom IoT-Softwareanbieter Exosite. "Der Schlüssel zu einem wirtschaftlichen Sensornetz, das effizient skaliert, sind Organisationen, die klein anfangen, schnell lernen und im Laufe der Zeit wachsen. Dabei konzentrieren sie sich beim Messen auf die Parameter, die eng mit der Suche nach Anomalien verbunden sind und Trends, die sich auf das Geschäft auswirken."
Mit Material von der US-Publikation Network World.