Kontroverse um Green IT
"Wir Kunden müssen mehr Druck machen"
Wo können Hersteller besser werden?
(lacht) Fragen Sie lieber, was man nicht besser machen müsste - da wäre die Liste nämlich kürzer ... Zum Beispiel bei den Kühltechniken: Alle reden von neuen Kühltechniken, denn fast alle Klimaanlagen laufen
mit Strom, und der ist nun mal dreimal so teuer wie Gas. Ein Physiker, der die Historie der Rechnersysteme nicht kennt, kratzt sich am Kopf, wenn er die heutigen Lösungen sieht.
Wie kam es dazu?
Nun, in den letzten Jahren haben sich die PCs zu Servern entwickelt und diese ServerServer hat man schließlich in Rechenzentren gestellt. Am Anfang saßen die Administratoren direkt vor den Konsolen. Inzwischen sind sie längst in Büros gezogen - zum Teil Tausende Kilometer entfernt - und die Rechenzentren menschenleer. Die Temperaturen sind aber nach wie vor auf Zimmerniveau. Dabei halten die Komponenten ganz andere Werte aus! Aus der gleichen Historie stammt die heute noch übliche Kühltechnik auf Luftbasis - ein denkbar ungeeignetes Medium für diesen Zweck. Alles zu Server auf CIO.de
Werden wir künftig also auf das Kühlen der Rechenzentren verzichten?
Ja, ich denke, das wird kommen. Zumindest wird die Abwärme viel gezielter transportiert werden. In jedem Fall werden wir andere Kühlmedien nutzen. Schon heute erfährt das sogenannte "Free Cooling" einen
Riesen-Boom. Wir müssen als Kunden mehr Druck machen, damit diese Technologien schneller weiterentwickelt werden.
Was halten Sie von einem Green-IT-Siegel?
(lacht) Da springen die Zertifizierer natürlich drauf an! Ich bin immer vorsichtig mit solchen Zertifikaten. Häufig werden einzelne Komponenten isoliert betrachtet, und die sehen dann ganz hervorragend aus, da muss man aufpassen. Es ist aber grundsätzlich ein guter Weg, um konkreten Druck auf die Hersteller zu erzeugen. Wir werden parallel noch einen anderen Weg gehen: In den Ausschreibungen bringen wir zunehmend die Energieeffizienz als Bewertungskriterium für die Auswahl ein. Auch das zwingt zu neuen, innovativen Lösungen.
Letzten Endes hängen aber alle Bemühungen vom Nutzerverhalten ab. Nach wie vor schalten zu viele User ihren Arbeitsplatzrechner abends nicht aus.
Das stimmt leider. Genau da können die Hersteller doch jetzt punkten! Wir brauchen mehr Geräte, die automatisch in einen Schlaf-Modus umschalten. Generell gilt für Hardware wie Software: Nutzungsintensität und Nutzungsarten müssen genau beobachtet werden, damit wenig überflüssige Kapazität aufgebaut wird. IT-Entscheider müssen die Arbeitspraxis der Anwender gut kennen, um rechtzeitig reagieren zu können.