Interview mit Staatssekretär Harald Lemke

Wirtschaft versteht nichts von Verwaltungs-IT

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Gibt es Projekte in Ihrem Verantwortungsbereich, die sich für PPPs besonders anbieten?

Ich sehe im Bereich staatlicher Informationstechnik in Zukunft besondere Chancen für PPP, weil wir als Staat in wirtschaftlich prosperierenden Regionen nicht mehr in der Lage sein werden, das erforderliche IT-Personal zu rekrutieren. Demografische Entwicklung und allgemeiner FachkräftemangelFachkräftemangel verstärken diesen Trend. Vor diesem Hintergrund werden wir uns andere Betriebsformen überlegen müssen. Alles zu Fachkräftemangel auf CIO.de

Siemens, beteiligt an Herkules, verweist auf eine viel größere Anzahl an PPPs in anderen Ländern wie etwa in Großbritannien und wünscht sich - wie andere Firmen auch -, eine schnelle Steigerung derartiger Projekte. Können Sie den Unternehmen Hoffnung machen?

Ja, siehe meine Vorbemerkungen. Was die Geschwindigkeit des Prozesses angeht, leiste ich mir allerdings keine Prognose. Das hängt davon ab, wie lange es noch dauert, bis die IT-Strategie in Deutschland als politische Aufgabe begriffen wird.

Was müsste sich in Deutschland ändern, damit es mehr öffentlich-private Partnerschaften geben würde?

Wir brauchen eine vertikale Segmentierung der IT: Heute macht jedes RechenzentrumRechenzentrum alles, was dazu führt, dass die "hoheitlichen" Systeme von Polizei, Steuerverwaltung und Justiz eng mit unseren allgemeinen Querschnittsystemen wie Rechnungswesen, Personalverwaltung usw. verbunden sind. Eine Spezialisierung der Rechenzentren in Kompetenzzentren würde die Möglichkeit eröffnen, einzelne fachliche und technische Segmente der IT durch Private erbringen zu lassen, wenn dadurch keine hoheitlichen Aufgaben tangiert werden. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Eignen sich Ihrer Meinung nach IT-Projekte besonders gut für PPPs? Oder kann es gerade bei IT-Großprojekten - etwa wegen "kultureller Differenzen" - eher zu Problemen zwischen der öffentlichen Hand und den privaten Partnern kommen?

Hier sprechen Sie ein Problem an, das nicht nur auf PPP, sondern auf jedes große IT-Projekt zutrifft: Die kulturelle Differenz zwischen Privatwirtschaft und Verwaltung, die kein Bauchgefühl, sondern teilweise eine erschreckende Unkenntnis der Wirtschaft über die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verwaltungsinformatik widerspiegelt. Aus dieser Unkenntnis heraus entstehen immer wieder Fehleinschätzungen hinsichtlich der Anforderungen und Möglichkeiten der öffentlichen Verwaltung.

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