Umfrage: Wie Firmen mit Führungskräften in der Krise umgehen
Arbeitgeber missachten Fairness
Mitten in der Frankfurter City, im deutschen Epizentrum des globalen Wirtschaftsbebens, sitzt Heiner Baum (Name von der Redaktion geändert) im dritten Stock und starrt aus einem Fenster. Er könnte auch aus dem Fenster nebenan starren, aus dem im achten Stock oder im Erdgeschoss. Baum hat freie Auswahl, fenstermäßig, und er hat Zeit, jede Menge. Was er nicht mehr hat, ist sein Job als Investmentbanker bei der deutschen Tochter einer europäischen Großbank.
Keine Sorge, hatte sein Vorgesetzter gesagt, alles läuft geordnet ab. Ein Aufhebungsvertrag samt auskömmlicher Abfindung wurde verhandelt. Doch der Mutterkonzern zeigte sich bockig, bestand auf Ausscheiden ohne Abfindung, und weil Baum ablehnte, schob man ihn ab in das achtstöckige Haus. Dort sitzt er nun, mutterseelenallein, ohne den Hauch einer Aufgabe. Bitter und juristisch abgesegnet: Das Arbeitsgericht bewertete die "Versetzung" als akzeptabel.
Der Citigroup dagegen könnte das Gericht in einem anderen Verfahren die gelbe Karte zeigen. Mehr als zwei Dutzend Bankern, darunter zwei Geschäftsleitern, hatte das Institut am Jahresende betriebsbedingt gekündigt. "Wahllos wurden Abteilungen ausgedünnt", sagt ein Betroffener. Einige Banker ließen sich auf Vergleiche ein, doch 15 Geschasste suchten am Freitag, dem 13. Februar, Schutz vor dem Arbeitsgericht. Der Massenauftritt kam einem Skandal gleich im traditionell auf möglichst geräuschloses Agieren bedachten Bankgewerbe.
Ein Tabubruch, und es wird nicht der letzte bleiben. Noch verschafft Kurzarbeit Atempausen, doch in den nächsten Monaten droht der Jobcrash. Fast jedes zweite Industrieunternehmen und auch Dickschiffe wie Metro oder Henkel planen, Stellen abzubauen.