Strategien


Bundeswehr-Projekt Herkules

Marsch ins Ungewisse

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Unter dem beziehungsreichen Namen Herkules wollte die Bundeswehr ihre IT mit Kraft und Nachdruck reformieren. Doch nach zwei Jahren Verhandlung mit dem Konsortium um CSC, EADS und Mobilcom gab es keinen Vertragsabschluss über das 6,65-Milliarden-Projekt. Das ist bei der Bundeswehr kein Grund zur Unruhe.

Das Ziel ist schon drei Jahre alt: Die Bundeswehr wollte damals ihre veraltete und auf zahlreichen Insellösungen basierende nicht-militärische IT- und Kommunikationsstruktur auf den modernen und somit auch kostengünstigen Stand der Neuzeit bringen. Der erste Versuch, mit dem ISIC 21 genannten Konsortium aus CSC, EADS und Mobilcom innerhalb der vergangenen anderthalb Jahre eine Einigung zu erzielen, ist gescheitert. Über die Gründe will kaum jemand öffentlich reden, denn die neue Ausschreibung läuft. ISIC 21 könnte dann sogar wieder bevorzugter Bieter werden. Derzeit werden allerdings Gespräche mit dem zweitplatzierten Konsortium TIS, bestehend aus T-Systems, IBMIBM und Siemens Business Services, aufgenommen. Alles zu IBM auf CIO.de

Für die IndustrieIndustrie sind die Gründe für die gescheiterten Verhandlungen mit der Bundeswehr völlig klar: Die Bundeswehr habe immer mehr Leistung haben wollen, ohne bereit gewesen zu sein, dafür auch mehr zu bezahlen. Demnach ergeht es der Bundeswehr jetzt wie der Frau des Fischers im Märchen "Vom Fischer un sin Frau", die, bekanntlich unter Größenwahn leidend, nie genug bekam und ganz am Schluss der Geschichte wieder im Pisspott sitzt. Top-Firmen der Branche Industrie

Seit der Entscheidung für ISIC im März 2002 haben alle Beteiligten des ISIC-Konsortiums viel Zeit und Geld investiert. Die Vertreter der Industrie, die nicht genannt werden wollen, sagen Sätze wie: "Wir konnten es uns nicht leisten, mit dem Projekt keinen Gewinn zu erzielen." "Wir konnten nicht ins Minus gehen." "Unsere Marge war bei diesem Projekt viel zu gering. Das haben die Vertreter der Bundeswehr aber nie verstanden." "Es fehlte die Einsicht, dass Privatunternehmen Geld verdienen müssen."

Zeitverzögerungen sind bei Herkules nichts Neues: Das Projekt, das Rechenzentren, Netze und Endgeräte grundlegend erneuern sollte, war bereits 2001 ausgeschrieben worden. Die neue Public-Private-IT-Gesellschaft (49,9 Prozent für den Bund, 50,1 Prozent für die Industrie) sollte ursprünglich bis August 2002 gegründet werden. Doch schon die Einigung über den Grundkonsens - Selbstständigkeit, Profitabilität und Kreditwürdigkeit der Gesellschaft - dauerte bis Ende 2003.

Noch im Juni dieses Jahres sah es so aus, als ob die gewünschte Kooperation möglich wäre. Am 27. Februar 2004 überreichte ISIC 21 den Business Case, in dem der Umfang der Leistungen der Unternehmen für den festgeschriebenen Betrag von 6,65 Milliarden Euro innerhalb von zehn Jahren aufgeführt wurde. Mitte April folgte eine überarbeitete Fassung. Nach der parlamentarischen Sommerpause sollte der Haushaltsauschuss des Bundestags den Ergebnissen im vierten Quartal zustimmen. Dazu kam es nicht.

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