Lindt & Sprüngli
Aus dem Netz zum Gaumen
Die Entscheidung fiel den „Maîtres Chocolatiers“ nicht schwer, auch wenn Lindt & Sprüngli noch nie etwas mit dem Internet zu tun hatte. Der Schweizer Schokokonzern wollte ins Internet. Als Schokoladenhersteller mit 1,4 Milliarden Euro Umsatz entschied sich das Unternehmen für einen Online-Geschenkservice und nicht für eine reine Verkaufsplattform. Allerdings war Lindt bis dato auf den Großhandelskanal ausgelegt. Nun sollte der Endkunde ohne Zwischenhändler direkt aus dem Internet seine Schokolade bestellen können. Lindt suchte nach Lösungen, um dem Anspruch, immer eine Spur innovativer zu sein, Rechnung zu tragen und zu einem „Top Player“ für Online- Schokoladengeschenke aufzusteigen. Das „Ja“ für den neuen Internet-Vertriebskanal fiel 2001, und Lindt konnte durch den direkten Verkauf an Konsumenten und die Erschließung des B2B-Marktes durch Firmengeschenke die Marktpräsenz stärken.
Das Ziel der E-Business-Strategie war schließlich nicht nur, Umsatzwachstum generieren. „Wir wollten vorrangig eine Präsenz auch in neuen Kommunikationskanälen schaffen“, sagt der Marketingmanager New Business bei Lindt, Andreas Trümpler, „und in den Markt für Online-Geschenke einsteigen.“ Nicht nur Pralinen und Schokotafeln von Lindt sollten überall verfügbar und zu kaufen sein. Auf der Internet-Seite www.lindt.com soll sich der Ehemann noch schnell vor dem Hochzeitstag die Packung Schokolade bestellen können, die Oma ihren Enkeln vor Ostern die passenden Geschenksortimente aussuchen und Firmen ihre Kunden mit hochwertiger Verpackung und kulinarisch Verführerischem binden können. Darüber hinaus entwickelte der Kilchberger Schokoladenkonzern auch Produktbündel wie Schokolade und eine Musik-CD, die nur über diesen Kanal erhältlich sind.
Startschuss nach 150 Jahren
Das Unternehmen begab sich auf die ihm bis dahin unbekannten Wege der interaktiven Kommunikation. Den Weg ins Internet fand Lindt über Umwege. Bahnbrechend war der so genannte „Big Bang“, das Verschicken eines Schokoladegeschenks an jeden Schweizer Haushalt zum 150. Firmenjubiläum im Jahre 1995. Damit erhielt zum ersten Mal der Endkunde die Schokolade ohne Umwege über den Groß- und Einzelhandel von Lindt selbst. Daraus resultierte 1997 das Lindt´sche„Chocogramm“ zusammen mit der Schweizerischen Post, außerdem die „Pralinés-Post“ zusammen mit der Deutschen Post. Jeder Deutsche und Schweizer konnte in jeder Poststelle mit einer Bestellkarte Schokolade bei Lindt ordern, die ihm dann ins Haus geschickt wurde. Doch dieser Ablauf war zeitaufwändig und teuer, insbesondere da zu diesem Zeitpunkt noch keine Informationssysteme bestanden, die diesen B2C-Distributionsweg unterstützten und vereinfachten.
Dann folgte der Internet-Auftritt unter www.chocogramm.ch. Im Sommer 2001 wurde der Online-Auftritt weltweit auf www.lindt.com umgestellt, und damit wurden die Schokoladegeschenke weltweit online angeboten. Bereits beim Osterwettbewerb 2002 konnte Lindt 12 000 registrierte Teilnehmer verzeichnen. „Heute erreichen wir mit ähnlichen Wettbewerben bis zu 25 000 Teilnehmer, die zu potenziellen Schokoladekunden werden“, ergänzt Trümpler. Doch ohne einen Partner wäre das Online-Geschäft nicht möglich. „Wir wollten möglichst effizient arbeiten und einen Outsourcing- Partner finden, der die Shop-Plattform übernimmt“, sagt Marketing-Experte Trümpler. So übernahm yellowworldals Tochtergesellschaft der Schweizerischen gesamten B2C-Geschäftsfeldes über das Internet und über ein für Lindt betriebenes Call-Center. Der Schokoproduzent bestimmt dabei das im Internet angebotene Sortiment und den Verkaufspreis. Das Angebot gilt weltweit. Es wird jedoch zu zwei Dritteln für den Versand in der Schweiz genutzt, lediglich ein Drittel geht ins restliche Europa.