Hamburger IT-Strategietage


IT-Strategietage 2017

Bayer CIO: Mit IT die Welt ernähren und gesund machen

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Die Bayer AG gibt vier Milliarden Dollar im Jahr für Forschung und Entwicklung aus. Die IT hilft dabei, neue Ideen und Innovationen voranzubringen, um die Welt besser zu machen - und damit Geld zu verdienen, sagt Bayer-CIO Daniel Hartert.
Bayer CIO Daniel Hartert auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Bayer CIO Daniel Hartert auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Foto: Foto Vogt

Daniel Hartert, CIO der Bayer AGBayer AG, hat auf den Imagefilm über sein Unternehmen verzichtet. Dafür hat er sehr viele Zahlen über die Entwicklung der Welt im Gepäck, Harterts großes Thema lautet "Science for a better Life". GesundheitGesundheit und Ernährung, dazu forscht Bayer. Hartert fragt: "Wie kann die DigitalisierungDigitalisierung dazu beitragen, die Probleme der Menschheit zu lösen? Und welchen Beitrag leistet die IT bei Bayer dazu?" Top-500-Firmenprofil für Bayer AG Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Top-Firmen der Branche Gesundheit

Nicht mehr die Nummer 1 beim Marketcap, aber die Nummer 1 als Arbeitgeber. Die meisten sind bei Bayer in der Forschung tätig. Vier Milliarden Dollar gibt Bayer im Jahr dafür aus, die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze zu verbessern. Bayer ist nun ein reines Life-Sciences-Unternehmen mit 35 Milliarden Dollar Umsatz und etwa 100.000 Mitarbeiter. Es gibt eine zentrale IT-Organisation und einen Sourcing-Mix aus 43 Prozent intern und 57 Prozent extern sowie 700 connected Sites.

Ackerland geht zurück

Worum kümmert sich nun Bayer und damit auch CIO Daniel Hartert: Das Ackerland geht zurück. "Wir bekommen das hier gar nicht so mit, aber in Asien und Afrika ist das ein enormes Problem." Das Bevölkerungswachstum ist enorm, in 90 Jahren wird sich die Zahl der Menschen verdreifacht haben. Wie kann man dieses Menschen ernähren, was bedeutet das für die Gesundheit?

Dazu kommt: Die Lebenserwartung wächst, betrug sie 1950 noch 48 Jahre im Weltdurchschnitt, so steigt sie bis 2050 auf 77 Jahre. Und die Menschen verbrauchen immer mehr Kalorien pro Kopf. Der Wasserverbrauch steigt. Chronische Krankheiten nehmen zu.

Digitales Networking in der Landwirtschaft

Harterts Lösung sind Innovationen und IT, AR, Sensoren, Machine Learning, Connected People, Self-Tracking. "Da spielt auch Bayer eine große Rolle." Ein Beispiel: Digitales Networking in der Landwirtschaft. Es werde intelligente Silos und Farm-Roboter geben. Per Satellit mache man Aufnahmen der Ackerflächen und erkundet, wie das Biomassen-Wachstum aussieht.

Hartert: "Dem Bauern kann man dann helfen, die Daten auf seinem Traktor herunterzuladen. Der Traktor fährt GPS-gesteuert durch die Fläche und sprüht Insektizide und Düngemittel, die die Flächen optimal bedienen. Das bringt wesentlich mehr Ertrag und ist auch umweltfreundlicher", sagt er. Alles ist datengesteuert. "Wir bei Bayer können dann nicht nur Wirkstoffe verkaufen, sondern sind auch für ein einwandfrei funktionierendes Feld verantwortlich."

Nächstes Beispiel ist die Gesundheit: Ein Medikament brauche bis zu 12 Jahre Entwicklungszeit. Bayer habe aber oft nur sechs Jahre Zeit, das investierte Geld von bis zu 2,5 Milliarden Dollar wieder hereinzuholen. "Deshalb muss der RD-Prozess besser werden, um die richtige Substanz schneller zu finden." Dabei helfe Bio-Informatics, und auch, dass sie nicht immer an Menschen erprobt werden müsse.

Krankheiten ganz ausrotten

"Bei den Test kann man mit Sensoren und Implantaten schneller erkennen, wie das Medikament wirkt. Das ist die neue Welt", sagt Hartert. Vielleicht könne man Krankheiten auch ganz ausrotten. Durch Self-Care könne Bayer präventiv den Menschen dabei helfen, gesund zu bleiben. Viele Menschen nutzten ja heute schon Apps und Tracker, mit denen sie über ihre Gesundheit informiert und motiviert werden, etwas für sich zu tun.

Bei Multipler Sklerose helfe Bayer mit einem Gerät, das Betaferon, spritzen kann. "Es ist eben nicht nur ein Medikament, sondern ein ganzes System", sagt Hartert. Im Bereich Consumer Health habe Bayer über 5000 Kioske bei Walmart und anderen aufgestellt. "Dort kann man Einlagen und Bandagen bestellen. Sensoren messen das Gewicht und die Fußform und ermitteln die geeignetsten Hilfen."

Das Publikum war an Daniel Harterts Vortrag sehr interessiert.
Das Publikum war an Daniel Harterts Vortrag sehr interessiert.
Foto: Foto Vogt

Welche Rolle spielt Bayer dabei? Hartert: "Wir skizzieren die Zukunft und bauen ein neues Ökosystem", sagt Hartert. Man wolle ein Total Health Care Provider werden. IT- und Business Leadership müssten zusammengehen.

Es sei "die Gelegenheit" für die IT, involviert zu werden, sagt Hartert. Die Reputation der IT in Bezug auf InnovationInnovation sei dabei entscheidend. Über eine Plattform könnten Mitarbeiter schon heute ihre Vorschläge machen. Insgesamt 354 Ideen gab es zuletzt. Mit einem IT Innovation Award werden die besten Ideen ausgezeichnet. "Daraus entstehen neue Projekte, um digitaler zu werden". Bei dem Projekt "Experimentation with unknown" entwickeln je fünf Mitarbeiter in fünf Wochen Start-up-mäßig neue Projekte. "Failing is a option, solange man daraus lernt." "Grants4Apps" ist Crowd-Sourcing, ein Brutkasten für Start-ups, ein Coworking-Space und ein Meetup-Programm. Alles zu Innovation auf CIO.de

Im "Bayer-Cloud-Programm" (BCP) sind verschiedene Themen und Ressorts zusammengefasst. "Wir sind zwar nicht der 1st-Cloud-Mover", sagte Hartert. "Wir haben aber selbst gar nicht die Rechenkapazitäten, die wir brauchen. Viele Dinge, die wir bei Bayer tun, laufen heute in der Cloud, und innovative Cloud Software gibt es gar nicht mehr on premise", so der Bayer-CIO. Harterts Schluss-Satz: "Innovate like a Start-up, deliver like an enterprise."

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