Sechs Outsourcing-Fehler

CIOs müssen auch mal Nein sagen

Peter Ratzer ist Partner bei Deloitte. Er arbeitet dort seit 1998. Er ist auf die Beratung von CIOs bei der Entwicklung von strategischen Konzepten bis hin zur operativen Umsetzung einzelner Konzeptkomponenten fokussiert.
  • 5. Umfassende Handhabung fachlich-technologischer Fragen:
    Die zugrunde liegende Technologie und damit einher gehende Fragestellungen der Integration und des Transfers betroffener Systeme sind meist wesentliche Komplexitätstreiber für die Auslagerung und beinhalten gefährliche "Fallstricke". Ein permanentes und vollumfängliches Hineindenken ist erforderlich, um dieser Komplexität Herr zu werden. Hierfür ist der notwendige fachliche Input sicherzustellen. Dabei wird häufig außer Acht gelassen, auch bestehende externe Anbieter frühzeitig zwecks stärkerer fachlicher Fundierung zu involvieren.

  • 6. Klärung rechtlicher/vertraglicher Fragestellungen von Beginn an:
    Dass trotz aller geschäftlicher Zielsetzungen eines Auslagerungsvorhabens der rechtliche Rahmen einzuhalten ist und dieser zum "Showstopper" avancieren kann, ist keine bahnbrechende Erkenntnis. Nichtsdestotrotz werden die zuständigen Rechtsabteilungen immer wieder nicht von vornherein intensiv einbezogen. Dies ist allerdings notwendig. Gerade die Prüfung bestehender Verträge kostet viel Zeit und birgt entscheidende Implikationen für den Business Case – etwa in Form fälliger Zusatzzahlungen bei notwendigem frühzeitigem Vertragsausstieg.

    Zudem muss die Rechtsabteilung bei den eigentlichen Vertragsverhandlungen eine federführende Rolle einnehmen, um diese schlussendlich in einem vorteilsbehafteten Outsourcing-Vertrag münden zu lassen. Hierfür hat sie im Vorfeld die notwendigen Zulieferungen durch die übrigen Projektteams sicherzustellen.

Fazit

Um die Auslagerung von Dienstleistungen nicht zum "Eigentor" werden zu lassen, sind potenziell erfolgsmindernde Effekte vor allem in zwei Bereichen zu adressieren: Unternehmen müssen den Mut haben, Richtungsvorgaben des Managements im Vorfeld einer Outsourcing-Entscheidung, insbesondere mit Blick auf den Auslagerungsumfang und die Überschätzung/ Unterschätzung möglicher Anbieter, kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls zu revidieren. Bei der Umsetzung von Auslagerungsprojekten sind überdies insbesondere personalspezifische, technologische und rechtliche Aspekte immer wieder neu und individuell zu behandeln.

Peter Ratzer ist Partner bei Deloitte.

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