IT-Silos aufbrechen
Commerzbank-IT bricht mit ihrer Organisations-Struktur
Der große Bruch in der Anwendungsentwicklung besteht darin, aus der Linienorganisation auszubrechen und eine neue Projektorganisation aufzubauen. Im Bereich Run the Bank gehen die Frankfurter weg von der Plattformorientierung. Statt primär in Fachbereichen wie beispielsweise Host, Unix-Server und Windows-Server zu arbeiten, geht die IT zu einer Geschäftsprozessorientierung über. Schließlich laufen diese ja meist über mehrere Plattformen.
Die klassischen Silos hat die Commerzbank auch auf der obersten Ebene aufgebrochen. Dazu stellte die IT das Management-Team neu zusammen und verteilte die Aufgaben neu. Vormalige Linien-Manager wie Team-, Gruppen- und Fachbereichsleiter arbeiten jetzt beispielsweise als Projektchefs. Zudem holte Leukert gezielt Leute von außen ins Management-Team.
Das Ganze sei ein sehr partizipativer Ansatz, bei dem die IT die Mitarbeiter in Gruppen quer zu den bisherigen Hierarchiestufen und Organisationseinheiten zusammenbringe. Die Mitarbeiter sorgen selbst dafür, wie die IT in Zukunft zusammenarbeiten soll. Leukert vergleicht den Ansatz mit einem Hausbau: Das Management gibt vor, dass wir ein Hochhaus bauen wollen und kein Wohnhaus. Aber die Inneneinrichtung und den Zuschnitt der Zimmer bestimmen die Mitarbeiter.
Das soll helfen, Einstellungen und Verhalten der Mitarbeiter zu ändern. So besteht auch der Lenkungsausschuss des Veränderungsprozesses fast nur aus Mitarbeitern sowie zwei Betriebsräten. Nur Leukert und ein weiterer Kollege sind aus dem Management mit dabei.
Parallel dazu hat die IT ein neues Karrieremodell eingeführt. Bisher gab es in der IT nur die klassische Führungskarriere. Jetzt steht allen Mitarbeitern alternativ eine Führungs-, Projektleiter- oder Spezialistenkarriere offen. Alle drei Pfade führen bis auf die höchste Stufe. Um sich an die ungewohnte neue Arbeitsweise zu gewöhnen, hat Leukert zudem ein Skill-Management etabliert. "Zwar entstehen zunächst Ängste angesichts der Veränderungen, doch wir spüren, dass enorm viele Kräfte freigesetzt werden", zieht Leukert ein vorläufiges Fazit. "Mitarbeiter, die seit 20 Jahren dasselbe machen, merken plötzlich, dass sie mitgestalten können." Und noch einen Vorteil hat der partizipative Ansatz für ihn: Man holt so manchen Mitarbeiter aus der Zyniker-Ecke heraus, wenn man ihm Verantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten gibt.