Kollaps des PC-Marktes
Der Abgesang auf Windows 8 ist verfrüht
„Eine Trennung von der Marke Windows wird mit Sicherheit unausweichlich werden“, vermutet Oppermann. Für keine gute Idee hält er die Namenswahl „Blue“ für die neue Windows 8-Version, da sie die Nutzer an leidige Bluescreens erinnere. Problematisch aus Kundenperspektive seien die Legacy-Anforderungen und Verflechtungen in den Lizenzmodellen. Es sei derzeit auch schwer auf den Punkt zu bringen, wofür Microsoft stehe.
Machtspiel mit Herstellern
Die Firmenpolitik hat laut Oppermann aber auch wegen der von Microsoft auf den Markt gebrachten Surface-Geräte negativ auf den PC-Markt durchgeschlagen. Und zwar deshalb, weil man es sich mit den Geräte-Herstellern verscherzt habe. Durch den richtigen Schritt, sich stärker im Hardware-Geschäft zu positionieren und auch insgesamt stärker von der Wertschöpfung rings um die eigene Plattform zu profitieren, habe Microsoft die OEM-Partner vergrätzt. „Diese haben sich revanchiert und zum Marktstart von Windows 8 mit attraktiven Geräten gegeizt“, so Oppermann. „Ein reines Machtspiel.“ Innovative Geräte seien Mangelware, die Preise lägen jenseits von Gut und Böse.
Auch auf langfristige Geschäftsbeziehungen mit Anwenderunternehmen schlage der schwache Absatz von Windows 8 durch. „Wird diesen nämlich klar, dass sie durch die Anpassung der Client-Strategie die Liaison mit Microsoft lösen können, werden es sich sicherlich viele Entscheider überlegen.“
In jedem Fall sind sich Experton und Forrester also einig darüber, dass man Microsoft nicht die Schuld für den Rückgang der Computer-Verkäufe zuschanzen kann. Diese Meinung teilen auch andere Analysten – zum Beispiel Stephen Baker vom amerikanischen Beratungshaus NPD Group.
Die sinkenden PC-Absätze hätten nicht an der Einführung von Windows 8 gelegen, sondern an den zu hohen Preisen. „Die Leuten wollen billige Touch-Geräte“, sagte Baker unserer amerikanischen Schwesterpublikation CIO.com. „Und da sind Windows 8-Geräte momentan nicht konkurrenzfähig.“