Auto-IT-Trends auf der CES

Der Audi von morgen parkt selbst ein

Moritz Jäger ist freier Autor und Journalist in München. Ihn faszinieren besonders die Themen IT-Sicherheit, Mobile und die aufstrebende Maker-Kultur rund um 3D-Druck und selbst basteln. Wenn er nicht gerade für Computerwoche, TecChannel, Heise oder ZDNet.com schreibt, findet man ihn wahlweise versunken in den Tiefen des Internets, in einem der Biergärten seiner Heimatstadt München, mit einem guten (e-)Buch in der Hand oder auf Reisen durch die Weltgeschichte.

Technisch wären die Fahrzeuge durchaus in der Lage, sich ohne oder nur mit wenigen Eingriffen des Nutzers im Straßenverkehr zu bewegen. Die Hürden für diese Technik sind an anderer Stelle zu suchen. Zum einen fehlen hierzulande die rechtlichen Vorgaben. Das liegt unter anderem am Wiener Weltabkommen von 1968. Dieses besagt unter anderem, dass der Fahrzeugführer sein Fahrzeug (oder Pferd) "dauernd unter allen Umständen beherrschen" muss. Diese Vorgabe kollidiert natürlich mit selbstfahrenden Autos. Anders etwa in den USA, diese haben das Weltabkommen nicht unterzeichnet und in den Bundesstaaten Nevada und Kalifornien bereits die rechtlichen Vorgaben für autonome Fahrzeuge im Straßenverkehr geschaffen (wobei Audi als erster Hersteller in Nevada eine Zulassung erhalten hat).

Die Lösung hierfür suchen die Hersteller im Dialog mit Behörden und Regierungen. Thomas Müller, Entwicklungsleiter für das Brems-, Lenk- und Fahrzeugassistenzsystem bei Audi setzt hier auf Vertrauen: "Wir versuchen Behörden konkrete Szenarien zu schildern, in denen autonome Fahrzeuge einen klaren Vorteil liefern können - sowohl für den Fahrer wie auch für die Sicherheit." Dazu gehören etwa Systeme, die im Stau automatisch reagieren und Abstand halten können. Selbst wenn der Fahrer abgelenkt ist und das vorausfahrende Fahrzeug plötzlich bremst, kann das Auto reagieren und im Zweifel auf Null herunterbremsen, ganz ohne die berühmte Schrecksekunde.

Zum pilotierten Fahren im Stau hat Audi ein Video bereitgestellt.

Autofahrer sollen sich nicht entmündigt fühlen

Ein ähnliches Vertrauen gilt es beim Kunden aufzubauen. Ihm muss klar sein, dass die Hersteller ihn nicht entmündigen wollen. Ricky Hudi, Leiter Entwicklung Elektrik/Elektronik bei Audi fasst das Konzept gut zusammen: "Wenn ich nicht fahren will, übernimmt das Fahrzeug, wenn ich Spaß haben will, fahre ich selbst". Die Idee ist, den Nutzer in langweiligen Situationen, etwa einem Stau oder der Parkplatzsuche, zu entlasten ohne ihn zu bevormunden. Deswegen will ihn Audi mit den autonomen Funktionen nicht "überfahren", sondern konkrete Szenarien demonstrieren, die dem Fahrer unangenehme Funktionen abnehmen.

Die dritte Herausforderung sind Standards. Autonome Ansätze, wie etwa das selbstständige Parken, können sich nur durchsetzen, wenn alle Hersteller an einem Strang ziehen. Es liegt auf der Hand, dass etwa Parkhausbetreiber maximal ein System integrieren und nicht für Audi, Ford, BMW, Mercedes oder GM jeweils separate Sensoren und Software anbieten. Dazu arbeiten die Hersteller in Arbeitsgruppen und Gremien, hier sollen gemeinsame Standards geschaffen werden, an die alle Fahrzeuge langfristig andocken können.

Die Herausforderungen zeigen bereits, dass autonome Fahrzeuge, sei es beim selbstständigen Fahren oder beim Parken, wohl nicht in den nächsten Jahren flächendeckend auftreten. Sobald aber die Vorgaben der Legislative und der Hersteller erfüllt sind, könnten sich solche Systeme langsam einer kritischen Masse nähern. Als einen der ersten Märkte sehen die Audi-Verantwortlichen Japan, und das aus gutem Grund: Das Fahrzeugaufkommen in den dortigen Städten erfordert alternative Lösungen.

Audi hat ein Video zum pilotierten Fahren im Parkhaus bereitgestellt.

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