CIO Auf- und Aussteiger


Visionär und Unternehmer

Der Web-Meister

22.01.2007
Von Simon Hage

Gleichzeitig fand er heraus, dass Leute sich weniger für Bücher an sich interessieren, "sie interessieren sich für Themen und Ideen". Deshalb habe er letztlich nicht das Buch beworben, sondern das Internet: "Ich sagte: Das Internet kommt! Das Internet kommt!" Es funktionierte. Viele Menschen, sagt O'Reilly, seien dadurch auf das neue Medium - und damit auch auf den Web-Führer - aufmerksam geworden. O'Reillys Modell, das Geschäft mit Trends, war geboren.

"Ich kann große Ideen identifizieren"

"Mein Unternehmen prosperiert, weil ich große Ideen identifizieren und meine Produkte und Marken entsprechend anpassen kann", erklärt O'Reilly. Eigentlich war der Internet-Pionier, bildlich gesprochen, nur auf einen bereits anfahrenden Zug aufgesprungen - früher jedoch als die meisten anderen.

Inzwischen hat das Web laut O'Reilly das Potenzial, die Welt zu verbessern, nicht zuletzt dank seiner persönlichen Unterstützung. Wie soll das funktionieren? Das Internet biete beispielsweise die Möglichkeit, die Vogelgrippe einzudämmen, erklärt O'Reilly - etwa durch frühzeitige Aufklärung über News-Dienste oder den Austausch von Erfahrungen, an dem sich Millionen von Usern beteiligen könnten. Ohnehin würde die gemeinsame Ansammlung von Daten immer wichtiger, sagt der Web-2.0-Guru - ob es sich dabei nun um Informationen zu einer Seuche, um detaillierte Straßenkarten oder nur um Videoclips handelt: "Daten sind das neue Intel Inside".

Auf Einwände pflegt O'Reilly eher knapp zu antworten, während er auf seinem Stuhl sitzt und immer wieder an einer Apfelschorle nippt. Stellt das Internet mit all den angesammelten Daten nicht auch eine Gefahr für die Privatsphäre dar? Durch die Einführung von Kreditkarten habe der Verbraucher bereits viel mehr seiner Privatheit preisgegeben, kontert O'Reilly, als dies nun bei Portalen wie YouTube geschehe.

Und bietet das Internet nicht beispielsweise auch eine Plattform für Terroristen, ihre Propaganda zu verbreiten oder sich zu vernetzen? "Absolut", sagt der Web-2.0-Vordenker - und stellt die rhetorische Frage: "Aber welche Welt will ich haben? Will ich eine Welt, in der Informationen geteilt und nicht unterdrückt werden? Eine Welt, in der es viel Potenzial für Innovationen gibt?"

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