Vom Kabelschacht in die Chefetage
Die Geschichte von Cisco
1987: Ein Startup sucht Kapital und Erfahrung
1987 lief die Produktion des AGS und des Nachfolgemodells AGS+ richtig gut an. Cisco nahm rund eine Viertelmillion Dollar pro Monat ein, und zwar ohne professionelle Vertriebsmannschaft und ohne Marketing. Das Geschäft lief gut und es war Zeit, es auf solide Beine zu stellen. Bosack und Lerner suchten nach Venture Capital und gerieten an Don Valentine von Sequoia Capital.
Valentine war ein erfahrener Mann, der zuvor schon AppleApple und 3Com Geld besorgt hatte. Er pumpte nicht nur Kapital in die Company, sondern installierte auch ein Management-Team.1988 heuerte er John P. Morgridge an, der als President und CEO den 30 Jahre jüngeren Firmengründern Lerner und Bosack vor die Nase gesetzt wurde. Alles zu Apple auf CIO.de
Von Anfang an gab es Probleme zwischen jung und alt. Aber die Firma wuchs und wuchs. Und sie entwickelte erfolgreiche Produkte wie die MCI-Karte, die sowohl bridgen als auch routen konnte. Das war wichtig geworden, weil die weit verbreiteten "bridged networks" zwar alle Protokolle verarbeiten konnten, aber anfällig waren gegen die sogenannten "broadcast storms". Dabei wurden die Netze mit einer Vielzahl irrgeleiteter Datenpakete überflutet und kamen zum Erliegen.
Router umgingen diese Probleme, indem sie Subnetze anlegten. Die MCI-Card erlaubte beides - bridging und routing - und war dabei auch noch sehr schnell und somit ein voller Erfolg.
1990: Mit dem Börsengang gehen die Cisco-Gründer von Board
Im Februar 1990 passierte das, was sich alle Geber von Venture Capital erhoffen: der Börsengang. Cisco mit dem NASDAQ-Kürzel "CSCO" hatte damals gut 250 Mitarbeiter, die knapp 70 Millionen Dollar Umsatz erwirtschafteten. Schon ein Jahr später wurden die Aktien gesplittet.
Die Company wuchs und CEO Morgridge erweiterte auch das Management - die Firmengründer Lerner und Bosack fühlten sich weiter in die Enge gedrängt. Insbesondere Sandy Lerner kam mit den neuen Chefs nicht klar, mit der Folge, dass angeblich sieben Vice Presidents vom Investor Valentine eine Entscheidung einforderten: Entweder Lerner verlasse Cisco oder sie würden gehen. Ende August war es soweit: Lerner verließ das Unternehmen und kurz darauf ihr Ehemann Bosack. Beide verkauften sofort ihre Anteile für ungefähr 170 Millionen Dollar, die sie zum Großteil caritativen Zwecken zuführten.
1993: Cisco kauft mit Crescendo sein erstes Unternehmen
Im September 1993 war es dann soweit: Cisco übernahm für knapp 90 Millionen Dollar seine erste Firma, das Startup-Unternehmen Crescendo Communications. Crescendo hatte Switching-Produkte entwickelt, mit denen sich einfach schnelle LANs aufbauen lassen: Mit den "Catalyst"-Switches sausten die Daten mit 125 Mbit/s über herkömmliche Telefonleitungen.
Die Catalyst-Serie begründete für Cisco ein ertragreiches Business, das zeitweise sogar erfolgreicher war als das eigentliche Router-Kerngeschäft. Zudem blieb Crescendos Gründer und CEO Mario Mazzola lange Jahre als Entwicklungschef bei Cisco.
Im gleichen Jahr brachte die Company mit "Cisco 7000" eine Weiterentwicklung von AGS+ auf den Markt. Der Codename dafür war "clean machine", weil sie klar - ohne internen Kabelsalat - konstruiert war und sich zudem auch noch einfach warten ließ. Neu war der CX-Bus, der zusätzliche Steckplätze bereit stellte. Der Router darf als einer der wichtigsten Netzwerkprodukte der 90er Jahre angesehen werden.