E-Commerce und CRM
Die größten Fehler im Online-Handel
von Holger Wandt, Human Interface
Nur noch zehn Prozent der Online-Shops in Deutschland, so die Studie "Geschäfte ohne Grenzen - E-Commerce international 2012" des Instituts ibi research an der Universität Regensburg, nehmen keine Aufträge aus dem Ausland an. 53 Prozent der Internet-Händler verkaufen hingegen aktiv in die europäischen Nachbarländer, elf Prozent planen dies in naher Zukunft. Das Potenzial des grenzüberschreitenden Online-Handels ist damit allerdings noch längst nicht ausgeschöpft, denn fast die Hälfte aller Web-Shops in Deutschland verfolgt keine planmäßige Strategie in Sachen Internationalisierung und Datenqualität.
- Tipps für den internationalen E-Commerce
Für Unternehmen, die international Online-Handel betreiben, ist ein fundiertes Management der Adressen geschäftskritisch. Wer nicht in die Qualität der Daten investiert und CRM-Systeme entsprechend ausstattet, verliert Geld und Kunden. Hier finden Sie Tipps, wie der E-Commerce nicht zur Pleite wird. - 1. Am Anfang steht die Entwicklung einer Internationalisierungsstrategie, ...
in der die Chancen und Risiken eines Markteintritts im Ausland genau analysiert werden müssen. Diese Abwägung sollte jeweils einzeln erfolgen, da sich die Rahmenbedingungen für Online-Geschäfte von Land zu Land unterscheiden. - 2. Sind die Länder festgelegt, ...
auf die man sich bei der Expansion über die Grenze konzentrieren will, folgt als Nächstes die Internationalisierung des Shops. Insbesondere die Sprache, die AGBs, die Preisangaben, das Impressum und die Produktbeschreibungen müssen auf die jeweiligen Gegebenheiten abgestimmt werden. - 3. Ein besonders wichtiger Aspekt ...
ist die Abstimmung der angebotenen Verfahren auf die Zahlungsgewohnheiten in den einzelnen Ländern. Neben der Möglichkeit, per Kreditkarte zu bezahlen, sollten auch die jeweils gängigen Online-Zahlverfahren in den einzelnen Ländern angeboten werden. In Österreich etwa eps, in der Schweiz PostFinance, in den Niederlanden iDeal oder in Belgien KBC/CBC und Belfius. - 4. Ab 2014 müssen Überweisungen und Lastschriften ...
in 32 europäischen Ländern nach dem SEPA-Verfahren (Single Euro Payments Area) ablaufen. So tritt beispielsweise die standardisierte, internationale, bis zu 34-stellige Bankkontonummer Iban an die Stelle der derzeitigen Kontonummer. Und die bisherige Bankleitzahl weicht der internationalen Bankleitzahl Bic. Darauf sind die IT-Systeme des Online-Händlers vorzubereiten. - 5. Bei der Lieferung von physischen Waren ...
ins Ausland ist darauf zu achten, dass sie ausreichend vor Beschädigungen beim Transport geschützt sind. Aber auch umsatzsteuer- und zollrechtliche Vorschriften sind in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen. So kann Privatpersonen und nicht umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen im Ausland die deutsche Umsatzsteuer in Rechnung gestellt werden, solange der Gesamtwert der pro Jahr in dieses Land gelieferten Waren eine bestimmte Schwelle nicht übersteigt. - 6. Die meisten Paketdienstleister bieten heute ...
den Versand in europäische und außereuropäische Länder an und stellen häufig auch ergänzende Informationen und Serviceleistungen bereit. In der Verantwortung des Online-Händlers liegt es allerdings, dass die Sendung richtig adressiert ist. So ist beispielsweise bei Lieferungen nach Russland, Griechenland oder in asiatische Staaten zu berücksichtigen, dass der Fahrer des Paketdienstes vor Ort in der Regel nicht mit den in Deutschland gebräuchlichen lateinischen Schriftzeichen vertraut ist. - 7. Entscheidend für den erfolgreichen Versand ...
ist eine hohe Qualität der Adressdaten. Denn Erfassungsfehler bei ausländischen Namen und Anschriften führen ebenso wie die Nichtbeachtung von im Ausland üblichen Namensbesonderheiten und Adresskonventionen zu unzustellbaren Lieferungen und teuren Retouren. Mit einer für das jeweilige Land zertifizierten Datenqualitätssoftware kann vor dem Versand ein Abgleich durchgeführt werden. Phantasienamen wie "Mickey Mouse" werden damit ebenso mit hoher Wahrscheinlichkeit erkannt wie Buchstabendreher, falsche Postleitzahlen oder der Verwechslung von Adress- und Namensbestandteilen. - 8. Auch das Marketing unterscheidet sich im Ausland ...
häufig von den in Deutschland gewohnten Maßnahmen. So sind zwar auch in den meisten anderen Ländern Facebook oder Google aktiv, die man zur Werbung nutzen kann. Doch häufig spielen auch andere soziale Netzwerke oder Suchmaschinen dort eine wichtige Rolle - wie etwa in Tschechien, Russland oder auch China. Und auch die üblichen Regeln für E-Mail-Marketing oder Bannerwerbung sehen mitunter anders als im Heimatmarkt aus.
Nach einer Studie von eBay betrachten 77 Prozent der befragten Händler Zölle und Einfuhrgebühren als größtes Hindernis für den Export ins außereuropäische Ausland. Innerhalb der EU stehen die hohen Kosten beim internationalen Versand mit ebenfalls 77 Prozent an erster Stelle der Hürden für den grenzüberschreitenden HandelHandel. Weitere Barrieren für den E-Commerce sind nach Meinung der befragten Online-Shops national unterschiedliche rechtlichen Bestimmungen (51 Prozent), unzureichende internationale Versandservices (40 Prozent), fehlende Kenntnisse der ausländischen Märkte (33 Prozent) sowie Sprachbarrieren (32 Prozent). Top-Firmen der Branche Handel
In der Tat ist der grenzüberschreitende Handel eine Herausforderung. Das fängt schon bei den Adressdaten an. Während Firmen in Deutschland noch den Adressänderungsservice der Deutschen Post in Anspruch nehmen können, um Kundendateien auf dem aktuellen Stand zu halten, hilft dieser Weg bei Online-Geschäften mit dem Ausland nicht wirklich weiter. Bereits im inländischen E-Commerce müssen Handelsunternehmen heute eine Menge Geld investieren, um Aufgaben wie die einheitliche Sicht auf die Kundendaten, Datenintegration, Betrugsverhinderung, Minimierung der operativen Risiken sowie die Einhaltung von Compliance-Bestimmungen zu bewältigen. Sollen über die Landesgrenzen hinaus Geschäfte gemacht werden, kommt unter den genannten Aspekten zusätzlicher Aufwand auf den Online-Händler zu.
Der Name kann zur Falle werden
Firmen, die internationale Geschäfte machen wollen, denken nicht automatisch daran, dass sie es selbst im europäischen im Ausland mit einer Vielfalt an Sprachen, Namen, Adresskonventionen und anderen Gewohnheiten und Regeln zu tun haben. Diese sind oft nur im kulturellen Kontext des jeweiligen Landes zu verstehen, und häufig ist deren Bedeutung abhängig von semantischen sowie syntaktischen Zusammenhängen.
In Island und Russland werden zum Beispiel Namensteile oft auf den Vornamen des Vaters zurückgeführt. In Russland heißen Sohn und Tochter von "Ivan Golubevs" dann etwa "Sergei Ivanovich Golubev" und "Olga Ivanovna Golubeva". Auch mit den Vorsilben muss man aufpassen: Sucht man den Namen "Van Dam", dann findet man ihn in Großbritannien unter dem Buchstaben "V". In den Niederlanden wird dieser Name jedoch unter dem Buchstaben "D" gelistet.