Strategie
Die Macht der Daten schlägt in allen Branchen durch
Die Mittagssonne sticht vom Himmel, Staub verdeckt die Sicht über das knapp 100 Hektar große Getreidefeld in der Nähe von Hinsdorf, einem Weiler in Sachsen-Anhalt. Gerade hat Florian Kreis eine Fuhre mit frisch geerntetem Weizen von seinem Hänger auf einen Lkw am Feldrand verladen, als sich das Tablet im klimatisierten Cockpit seines Traktors meldet: Der Kornspeicher eines der vier auf der Parzelle eingesetzten Mähdrescher ist zu 74 Prozent gefüllt - der Computer gibt Kreis das Signal zum Aufbruch, in exakt drei Minuten soll das Umladen des geernteten Getreides vom Mähdrescher auf seinen Traktor beginnen.
Auf der linken Seite des Bildschirms zeigt eine Karte den Standort der Maschine und den schnellsten Weg dorthin an, auf der rechten Seite des Displays kann er den Namen der anderen Fahrer ebenso ablesen wie deren Fahrgeschwindigkeit und den Feuchtigkeitsgrad des im Speicher der riesigen Maschine zwischengelagerten Getreides. Ein Abstandsmesser stellt sicher, dass sich Kreis kurz darauf bis auf wenige Zentimeter der Mähmaschine nähern kann, die das geerntete Korn auf Kreis’ Traktor umlädt, ohne die Ernte zu unterbrechen. Schließlich drängt die Zeit - auch weil Kreis' Tablet den nächsten Regenschauer ankündigt. "Bis zu 20 Prozent höhere Effizienz" bringe die per Tablet digital koordinierte Ernte, resümiert Hermann Garbers, Technologie-Vorstand des Landmaschinenherstellers Claas, den Feldversuch des Projektteams vom August 2013.
Nicht das einzige Angebot, an dem Claas derzeit tüftelt: Der Konzern bastelt an 365Farmnet, einer systemunabhängigen, herstellerübergreifenden Softwareplattform, über die Claas und bisher fünf Partner - darunter Saatgutproduzent KWS und Bayer - per App Tipps zum Einsatz von Maschinen, Düngemitteln und Saatgut geben. Die Zahl der Kooperationspartner soll binnen zwei Jahren auf 100 steigen. Und auch an den tablet-gesteuerten Traktoren sind schon Dutzende Kunden interessiert.
Das heißt auch: Statt über PS und Maße von Schneidwerken müssen die Claas-Vertriebler Kunden und Händler künftig über softwarebasierte Prozesse und Maschinenkommunikation informieren. Und der Anteil der Claas-Mitarbeiter, die an der Entwicklung von Hard- und Software beteiligt sind, hat sich innerhalb weniger Jahre auf 25 Prozent verfünffacht.
- Erfolge kommunizieren
Messen Sie die Effekte Ihrer Projekte, und kommunizieren Sie Erfolge nach innen und außen. - Schnell starten
Sobald Sie Ihre Strategie entwickelt haben, starten Sie mit der Umsetzung - mit kleinen, schnellen Schritten und überschaubaren Projekten. Schaffen Sie Inseln mit optimiertem organisatorischem, technologischem und kulturellem Rahmen - inklusive neuer Anreizsysteme, die die Ziele Ihrer Digitalstrategie unterstützen. - Vision entwickeln
Wie sieht Ihr Unternehmen in fünf Jahren in einer digitalisierten Welt aus? Machen Sie sich klar, wie Sie künftig mit Kunden interagieren, welche Innovationen Sie bis dahin eingeführt und wie sich Ihre internen Prozesse geändert haben müssen. - Bewusstsein schaffen
Machen Sie die Digitalstrategie zur Chefsache. Entwickeln Sie ein Gespür dafür, wie sich veränderte Kundenerwartungen auf Ihr Geschäft auswirken. Transportieren Sie dieses Bewusstsein ins Unternehmen.
"Die Leistung unserer Fahrzeuge ist weitgehend ausgereizt, wir müssen uns verändern - vom klassischen Maschinenhersteller zum systematisch vernetzten Problemlöser -, das erwarten unsere Kunden", sagt Claas-Vorstand Garbers. "Wir können diese Entwicklung nicht ignorieren - wenn wir unser Angebot nicht anpassen, tut es die Konkurrenz."
Eine Analyse, die die derzeitige Situation vieler Unternehmen recht treffend beschreibt: Die Digitalisierung unserer Ökonomie schreitet unaufhaltsam voran, stellt die Art und Weise unseres Wirtschaftens, unserer Produktion, unserer Kundenbeziehungen auf den Kopf. Bisher rauften sich vor allem traditionelle Buchhandlungen, Plattenläden oder Kaufhäuser die Haare ob der erdrückenden Konkurrenz durch Online-Plattformen wie AmazonAmazon, Zalando, Ebay oder Spotify. Andere beschränkten sich weitgehend auf die Frage, ob sie ihr Marketing-Budget künftig statt in klassische Spots und Anzeigen in TV, Zeitschriften oder Zeitungen nicht besser in Online-Banner, Facebook-Fanseiten oder Promo-Videos auf YouTube stecken sollten. Doch jetzt macht die Digitalisierung vor keiner Branche und keinem Element der Wertschöpfungskette mehr halt. Ob Großkonzern, Mittelständler oder Kleinunternehmen, ob im Maschinenbau oder der Automobilbranche, ob in der Energiewirtschaft oder in der Bankenbranche, ob in Produktion, Vertrieb oder Logistik: Über kurz oder lang muss sich jedes Unternehmen mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf das eigene Geschäftsmodell beschäftigen. Alles zu Amazon auf CIO.de