Strategie
Die Macht der Daten schlägt in allen Branchen durch
Dauerhaftes Experiment
"Den Elefanten portionieren" nennt Roman Friedrich von der Unternehmensberatung Booz & Co. diese Mammutaufgabe für das Management. "Viele Unternehmen befinden sich derzeit im dauerhaften Experimentiermodus."
Die Herausforderung: Ermöglicht durch eine Flut an Daten und billiger Rechnerleistung, gilt es, intelligent vernetzte Produkte und Dienstleistungen anzubieten - darunter auch solche, die absehbar vom physischen zum virtuellen Produkt werden, wie Kreditkarten oder Schlüssel. Produkte, die Kunden heute erwarten - jederzeit bequem abrufbar und individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten.
Oft sind es junge Unternehmen, die mit ihren Digitalstrategien ganze Branchen in Aufruhr versetzen - wie das Hamburger Startup MyTaxi oder der Limousinenservice Uber, die an der Dominanz etablierter Taxi-Unternehmen rütteln.
Zunehmend lässt die Macht der Daten auch Unternehmen aus bisher fremden Branchen wahlweise zu Kooperationspartnern oder Konkurrenten werden: Durch die Übernahme des Startups Nest steigt Datensammler GoogleGoogle ins Geschäft mit dem digital vernetzten Heim ein, greift damit etablierte Energieversorger wie RWE an, der über eine App fürs digitale Auslesen und Steuern des privaten Energiebedarfs selbst den Anschluss ans digitale Zeitalter sucht. Ungemütlich dürfte es auch für BankenBanken werden, wenn IT-Konzerne wie AppleApple ihre Millionen Kreditkartendaten für disruptive Geschäftsmodelle nutzen. Nicht zuletzt wird der zu erwartende flächendeckende Einsatz von 3-D-Druckern traditionelle Distributionsketten sowohl zwischen Geschäftskunden wie zum privaten Verbraucher auf den Kopf stellen. Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu Google auf CIO.de Top-Firmen der Branche Banken
Globale Entwicklungen, die viele Dickschiffe der deutschen IndustrieIndustrie zum Handeln zwingen: Die Supermarktkette Rewe etwa hat mit dem Online-Verkauf frischer Lebensmittel begonnen, Miele plant, über die digitale Kontrolle des Waschmitteltanks seiner Waschmaschinen ins Geschäft mit Flüssigwaschmitteln einzusteigen. Und die Deutsche Telekom hat in Kooperation mit Allianz und HDI eine Tochtergesellschaft gegründet, über die sie SureNow betreibt - eine Online-Plattform für kurzfristig per Smartphone abschließbare Policen für spontanen Kurzzeitschutz gegen Skibruch, Diebstahl oder Unfälle."Unternehmen müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort, ob allein oder mit Kooperationspartnern, die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg annehmen und nutzen", sagt Alexander Rossmann, Professor für digitale Ökonomie an der Hochschule Reutlingen. "Dafür müssen sie sich gegenüber dem Kunden und intern völlig neu organisieren - diese Entwicklung ist nicht mehr zurückzudrehen." Top-Firmen der Branche Industrie
"Wir befinden uns mitten in einer neuen Stufe der industriellen Revolution", sagt T-Systems-Vorstandschef Reinhard Clemens, der derzeit fast täglich mit CEOs deutscher Unternehmen über Herausforderungen des digitalen Zeitalters diskutiert und an zahlreichen Digitalprojekten beteiligt ist. "Die Digitalisierung wirft alte Distributionsketten über den Haufen, verändert bestehende Geschäftsmodelle fundamental."
- Wie Konzerne von der Digitalisierung profitieren
In der Studie "Technology Vision 2014 – from digitally disrupted to digital disrupter" erklärt Accenture, wie auch große Konzerne - und nicht nur innovative kleine Start-Ups - von der Digitalisierung profitieren. Die Analysten untermauern ihre These anhand von sechs Trends. - Trend 1: Internet der Dinge
Im Internet der Dinge kommunizieren Maschinen miteinander, Sensoren und Funkchips verbinden physische und virtuelle Welt. Beispiel eines Konzerns, der davon profitiert, ist Amazon. Pakete sollen künftig von einer Drohne ausgeliefert werden. - Trend 2: Kunden als Mitarbeiter
Crowdsourcing als neue Form der Mitarbeiterschaft: Unternehmen etablieren Plattformen, über die Kunden ihre eigenen Ideen für die Produktentwicklung einbringen können - und das auch noch kostenfrei. - Trend 3: Integration der Daten
Glaubt man Accenture, nutzen lassen viele Firmen Daten ungenutzt. Die Analysten empfehlen, Daten nach dem Modell einer Lieferkette zu organisieren, die das ganze Unternehmen durchzieht. - Trend 4: neuer Blick auf Hardware
Im Zuge der Digitalisierung könnten große Unternehmen die Vorteile ihrer Hardware ausschöpfen. Wer Energieverbrauch, Prozessoren und die Architektur seiner Infrastruktur intelligent manage, nutze Skalen-Effekte und senke Kosten. - Trend 5: Apps als Kernkompetenz
Zunehmend etablieren Unternehmen eigene App-Stores für Mitarbeiter und Kunden. Aufgabe von IT-Entscheidern ist, die Rollen bei der App-Entwicklung beziehungsweise den gesamten Entwicklungsprozess so zu gestalten, dass sie die Unternehmensziele unterstützen. - Trend 6: Resilienz statt Datenschutz
In Sachen Cyberkriminalität spricht Accenture nicht mehr nur von Datenschutz und Gefahrenabwehr. Das neue Schlagwort lautet Resilienz. Der CIO muss dafür sorgen, dass Cyber-Attacken an den Systemen quasi abprallen.