Strategie
Die Macht der Daten schlägt in allen Branchen durch
Völlig neu organisieren
Laut einer repräsentativen Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und des IT-Branchenverbands Bitkom hängen die Geschäfte von 50 Prozent aller Unternehmen in Deutschland inzwischen stark vom Internet ab. Offenbar der richtige Weg, wie eine Studie des Massachusetts Institute of Technology bestätigt: Im Vergleich zu Internet-Ignoranten machen Unternehmen mit funktionierender Digitalstrategie neun Prozent mehr Umsatz, sind um 26 Prozent profitabler und erzielen zwölf Prozent mehr Marktwert – egal, in welcher Branche. Und laut einer Online-Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey unter 850 Führungskräften ist die Digitalisierung der Geschäftsprozesse auf dem Vormarsch: 40 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Unternehmen entweder digitale Technologien in ihre Produkte integrieren oder auf Cloud Computing setzen. 23 Prozent der Unternehmen kreieren gar rein digitale Produkte.
"Die strategische Wucht der Nullen und Einsen ist nicht mehr wegzudiskutieren", sagt Roland Scheffler, Leiter der Strategieberatung der IBM-Consulting-Sparte IBMIBM Global Business Services. "Gewinnen werden die Unternehmen, die die Digitalisierung nicht als Bedrohung fürchten, sondern als Chance nutzen." Alles zu IBM auf CIO.de
So wie Cewe: Als dem langjährigen europäischen Marktführer für die Entwicklung analoger Filmrollen, gestartet 1912 als Photographische Anstalt Carl Wöltje, vor gut 15 Jahren das Kerngeschäft radikal wegzubrechen beginnt, stellt das Unternehmen Geschäftsmodell und Wertschöpfungskette auf Digitaltechnik um. Schließt die Hälfte seiner Labore, entlässt rund ein Drittel der Belegschaft, investiert seit 2002 knapp 350 Millionen Euro - und schafft, anders als Konkurrenten wie Kodak oder Agfa, die digitale Transformation. Heute macht Cewe 90 Prozent seines Umsatzes von mehr als 500 Millionen Euro mit Digitalprodukten - vor allem mit Fotobüchern, in die sich per QR-Code auch Videos integrieren lassen und die sich auch über FacebookFacebook und iPhoneiPhone in Auftrag geben lassen. Allein 120 Softwareentwickler arbeiten bei Cewe, das auch in den Online-Druck eingestiegen ist. Alles zu Facebook auf CIO.de Alles zu iPhone auf CIO.de
"Wir machen uns rechtzeitig die richtigen Sorgen", sagte Cewe-Chef Rolf Hollander auf dem WirtschaftsWoche-Weltmarktführer-Kongress in Schwäbisch Hall, "das hat unseren Erfolg ausgemacht."
"Der digitale Wandel muss von oben ins Unternehmen hineingetragen werden", bestätigt Karl-Heinz Land, Gründer der auf digitale Transformation spezialisierten Unternehmensberatung Neuland. "Wir befinden uns im Zeitalter des Digitalen Darwinismus - wer jetzt nicht auf den Zug aufspringt, kommt nicht hinterher".
Wie schnell es für Unternehmen bergab geht, die die Bedeutung einer stringenten Digitalstrategie nicht erkannt haben, macht der Digital Readiness Index deutlich, den Internet-Ökonom Land für die WirtschaftsWoche entwickelt hat: Anhand von 150 Kriterien hat er 233 Unternehmen aus zehn Branchen auf die digitale Zukunftsfähigkeit ihrer Wertschöpfungsketten abgeklopft. Und damit einen Lackmustest für ihre Überlebenswahrscheinlichkeit entwickelt, wie ein Blick ans Ende einiger Branchenrankings deutlich macht: Während das Management der Baumarktkette Obi schon während des Einkaufs seiner Kunden weiß, was diese am liebsten kaufen, steuerte Konkurrent Praktiker nicht nur wegen seiner dauerhaften Rabattaktionen ("20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung") in die Insolvenz. Sondern auch weil man ohne intelligentes elektronisches Warenwirtschaftssystem den Draht zum Kunden und Produkttrends verloren hatte.
- "The digital tipping point" (McKinsey)
Rund 850 C-Level-Manager hat McKinsey über den Stand der Digitalisierung befragt. Die Ergebnisse sind in dem Papier "The digital tipping point" dokumentiert. - Immer mehr Macher
Wie ein Blick auf die Vorjahresumfrage zeigt, schalten sich CEOs und Chief Marketing Officer (CMOs) immer stärker in das Thema Digitalisierung ein. Anmerkung der Redaktion: die 2012-Umfrage ist wegen der deutlich höheren Grundgesamtheit nur bedingt vergleichbar. - Größte Schwierigkeiten
Die richtigen Köpfe zu finden gilt als größtes Hindernis für die Umsetzung von Digitalisierungs-Initiativen. - CIOs/CTOs weichen ab
CIOs und CTOs (Chief Technology Officer) sehen vor allem Bedarf an Fachkräften für Analytics und Data Science. Damit weichen sie deutlich vom Durchschnitt ab. Umgekehrt halten sie den Bedarf in der Mobile und Online-Entwicklung nicht für so hoch wie der Rest der Befragten. - Kunde im Mittelpunkt
Digitale Kundenbindung wird als strategisches Ziel stärker priorisiert als das digitale Einbinden der Mitarbeiter. - Erst die Kunden, dann die Belegschaft
Das Einbinden von Kunden ist Unternehmen am wichtigsten. Derzeit wird Kundenbindung stärker priorisiert als digitale Produktinnovationen. - Erwartungen an Digitalisierung
Das Erschließen neuer Geschäftsfelder durch Digitalisierung steht im Vordergrund. Kostensenken ist dagegen nicht das Hauptziel.