Richtig führen

Die Manager-Klone

09.06.2008
Von Klaus Werle

Christian Homburg, Präsident der Mannheim Business School: "Für die Spitzen-Jobs ist der Abschluss an einer Topschule häufig ein wichtiges Selektionsmerkmal." Und ein weiterer Trittstein auf dem Weg zu einem immer normierteren, stromlinienförmigen Management, das allen Sonntagsreden zur Diversity Hohn spricht. "Bei uns kann jeder aufsteigen", scherzt ein Dax-Personalvorstand, "vorausgesetzt, er hat einen MBA, Beratungserfahrung und trägt gedeckte dunkle Anzüge."

Selbst Beratungen klagen mittlerweile über "Bewerber mit immer gleichem Hintergrund", wie Burkhard Schwenker, Chef von Roland Berger, sagt. Junge, smarte Menschen wie Nina Zumwinkel: Studium an der London School of Economics, dann Consultant bei McKinsey, 2006 MBA in Harvard. "Wer nur eine Lebenswelt ohne finanzielle Probleme kennt, dem fehlt oft die soziale Perspektive", sagt Schwenker.

Globalisierung als Herausforderung

Da hilft es wenig, wenn Schwenkers Konkurrent Christian Veith auf die vielen Exoten verweist, die man ins Team hole, Chemiker, Historiker, sogar Pianisten. Der BCG-Chef sitzt ganz oben im Glasturm, Stadttor 1, Düsseldorf; in den Büros ringsum seine Mitarbeiter: alle um die 30, schlau, schnell, Trolley und Laptop griffbereit.

Die Frage ist nicht, wie viele Exoten man einstellt, sondern wie exotisch sie nach drei Jahren noch sind. Denn auch der begabteste Tastenkünstler muss hier lernen, mit Cashflow und Net Present Value zu jonglieren. "Ohne Analyse keine Verbesserung", betont Veith. "Deshalb kommt kein Berater ohne methodisches, zahlenorientiertes Denken aus."

Auch die Firmen schippen kräftig Kohlen in die Normierungsmaschinerie. Trainee-Programme, Führungskräfte-Trainings und die seit Jahren explosionsartig zunehmenden Assessment-Center "messen immer gleiche Kriterien und fördern die Homogenisierung", sagt Heinz Schuler, Psychologieprofessor an der Universität Hohenheim. "Es gewinnt der schaumschlägerisch begabte Selbstdarsteller." In der Windkanalkarriere müssen Querdenker mit Ideen, die nicht binnen zwei Quartalen Rendite bringen, leider draußen bleiben.

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