Muße macht Mühe
Die richtige Auszeit für Manager
Radfahrmentalität der Manager
In den vergangenen Jahren sorgten Depressionen und psychische Erkrankungen prominenter Leistungsträger immer wieder für Schlagzeilen. Auch mancher Arbeitgeber wurde hellhörig und erzählt jetzt den Bewerbern, dass Work-Life-Balance ganz wichtig sei. "Die Sensibilität für das Thema ist gewachsen, viele Manager möchten etwas für sich und ihre Mitarbeiter tun", merkt Bilgri an. Aus vielen Gesprächen und Coachings leitete er seine eigene Theorie ab, weshalb trotzdem viel schief geht: "Manchmal wundere ich mich über die Ich-Schwäche mancher Manager und deren freiwilliger Unterwerfungshaltung.
Frage ich sie 'Sind Sie jetzt Führungskraft oder nicht?', zucken zwar manche zusammen, doch viele schieben es auf die Strukturen im Unternehmen. Ich habe oft den Eindruck, dass Manager ihren Handlungsspielraum nicht nutzen und die Radfahrmentalität sehr verbreitet ist. Also nach oben buckeln und nach unten treten."
Das Führungsverhalten wirkt sich direkt auf die Gesundheit der Beschäftigten aus, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin belegt. Es lohnt sich also, rücksichtsvoller mit den Mitarbeitern umzugehen, damit sie gern ins Büro kommen und sich engagieren, damit alle die hoch gesteckten Ziele erreichen.
Raus aus dem Hamsterrad
Auch Angestellte haben Spielraum, den sie nutzen sollten. Bilgri amüsiert das oft verwendete Bild vom Hamsterrad: Wer genau hinsieht, muss erkennen, dass das kleine Tier das Rad selbst in Schwung hält. In den Seminaren üben die Teilnehmer drei Mal täglich eine halbstündige, moderate Zen-Mediation. Doch jeder kennt den Effekt, wenn nach einem Seminar das Gelernte im Alltag verloren geht.
"Plötzliche Bekehrungen sind auch in unseren Seminaren selten. Natürlich fällt es in der Gruppe und an einem angenehmen Ort leichter, abzuschalten und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Doch wer kleinere Übungen in seinen Alltag integriert und Muße einübt, der gewinnt Lebensqualität." Beispielsweise wenn es besonders hektisch zugeht im Büro, einfach den Rechner fünf oder zehn Minuten herunterfahren, aus dem Fenster sehen und eine Pause einlegen. Zen@work nennt Bilgri diese Übung.