Top-Down-Ansatz für SOA zu teuer und zu langsam

Die ungewöhnliche Bottom-Up-Strategie von Premiere

30.10.2008
Von Gudrun Weitzenbürger

Weg von der IT - hin zum Business

Die Devise ist "weg von der technischen IT hin zum Business". Geschäftsdienste und Applikationen werden so umgebaut, dass die Kernprozesse modularer oder einfacher abgeleitet werden können. "Premiere ist ein relativ junges Unternehmen", sagt Weinrauch, "es muss sich ständig an den Markt anpassen."SOA soll helfen, diese Veränderungen evolutionär und in kleinen Schritten IT-technisch abbilden zu können. "Die IT muss dem Management vorausdenken, um künftige Anforderungen vorausplanen zu können", erklärt Weinrauch.

Ausgedacht hat sich die neue Struktur der IT-Leiter mit seinen 20 Mitarbeitern am Firmensitz. Die vor knapp drei Jahren ausgelagerten IT-ler setzen das Projekt operativ um. Der Ansatz von Premiere ist laut Weinrauch zunächst einmal, "den Laden aufzuräumen". In der ersten Stufe sollen FTP-, Dateischnittstellen sowie Datenbankzugriffe nicht mehr direkt, sondern indirekt über den Service-Bus erfolgen. In der zweiten Stufe werden Definitionen von Business-Services auf den Service-Bus gelegt. Sie sind dennoch in den alten Applikationen verfügbar.

Das zentrale CRM-System läuft auf einem Mainframe. Und es könne sein, sagt Weinrauch, dass in zehn Jahren die Services immer noch auf dem Mainframe laufen. Der Unterschied ist allerdings, dass es niemand mehr sehen wird. Der Endanwender kann seine funktionalen Services einzeln aufrufen. Noch vor drei Jahren wurden die Anforderungen aus den Fachbereichen unterschiedlich für die Kernsysteme SAPSAP, Data Warehouse und CRM bearbeitet. Es gab verschiedene Formulare für verschiedene Systeme, die die Arbeitsvorgänge erschwerten und verlangsamten. Alles zu SAP auf CIO.de

Als Beispiel für ein gutes Gelingen seiner SOA führt Weinrauch die Kundenkontaktanalyse an. Jeder Agent im Callcenter führt dabei einzeln auf, warum ein Kunde anruft und wie dem Kunden geholfen wurde. Das Management analysiert damit die Vertriebssteuerung. Bislang war es eine heterogene Anwendung mit einer Vielzahl von Schnittstellen an die zusammengebastelte Applikation. Sie ist jetzt als Service auf den Service Bus gelegt worden. Die Auswertung der gesamten Kontaktdaten erfolgt über das Data Warehouse.

Das strategische Ziel ist, dass sich der Fachbereich seine Geschäftsprozesse selbst aus den verfügbaren Services zusammenstellen kann. "Das ist eine sehr zukunftsträchtige Vision", betont Günter Weinrauch. Sie bedeutet eine Entkoppelung des Business von der technischen Infrastruktur. Sorgen darum, dass die Programmierer für seinen Mainframe aussterben, macht sich Weinrauch nicht: "Es ist immer noch kostengünstiger, einen Programmierer gut zu bezahlen, als eine teure Plattform zu kaufen, die später dann doch nicht die erwarteten Benefits erzielt."

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