Beschaffung und Finanzen bei Audi
Eine Drehachse für alle Prozesse
"Die Darstellung eignete sich zunächst nicht dazu, den Mitarbeitern zu erklären, was hinter einem Prozessmodell steckt“, sagt er. Das aber war für ihn eine wichtige Voraussetzung, um das Thema Geschäftsprozessorientierung auch in der Praxis bei den Systembenutzern zu verankern. Eine Lösung, die lediglich komplexe Diagramme auf den Bildschirm zaubert, widerspricht seinem Anspruch, immer auch bei Projekten handfeste Resultate zu erzielen, von denen die Anwender konkret etwas haben. "Das Grundproblem, warum viele Prozess-Management-Projekte in den zurückliegenden zehn Jahren gescheitert sind, ist, dass viele Theoretiker hier meterweise Papier produziert haben, das man nicht benutzen kann.“ Deshalb entwickelten Audi und IDS Scheer gemeinsam die Software weiter. Das Ergebnis dieser Entwicklungspartnerschaft heißt heute Aris IT Architect und wird nun von IDS auch an andere Unternehmen vermarktet.
Zusätzlich setzt Straub auf die 2006 eingeführte IT-Infrastruktur-Management-Lösung Peregrine von HP, um die Service-Management-Prozesse für die Audi-IT im Blick zu behalten. Und alle technischen, finanziellen und vertraglich relevanten Daten der IT-Infrastruktur zu verwalten. "Das ist für mich das ERP-System für den CIO“, sagt er schmunzelnd. Auch in seiner eigenen Organisation will Straub weiter auf Optimierung setzen.
Änderungen besser einbinden
Eine der nächsten Stellschrauben, um Audi zu helfen, produktiver zu werden und mit der gleichen Zahl von Mitarbeitern mehr zu erreichen, hat er bereits identifiziert: das Änderungs-Management. Bis eine Fahrzeugreihe auf den Markt kommt, mussten Audis Ingenieure in ihren CAD-Systemen im Schnitt 35.000 Konstruktionsänderungen berücksichtigen. Und je mehr Modelle vom Band rollen, desto rascher steigt diese Zahl. "Wir müssen diese Änderungen IT-seitig besser abarbeiten können“, sagt Straub. Unter anderem durch eine genauere Dokumentation, welche Teile in den Prototypen bei Audi verbaut worden sind, sollen die Ingenieure bei diesen zeitraubenden Korrekturen besser als bisher unterstützt werden. "Hier werden wir bis Ende des Jahres erste Ergebnisse haben“, verspricht er den Kollegen.
Doch auch bei diesem Projekt wird sich Audi damit beschränken, bestehende Lösungen, etwa zum Daten-Management oder zu Versionskontrolle, zu verbessern. Straub spricht lieber über Kundennummern oder Werkskennziffer, die weltweit von Systemen unzweideutig zugeordnet werden müssen, als über kühne SOA-Pläne. Mit ihm wird Audi nicht den Fehler machen, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun. "Die SOA-Welt wird nicht erfolgreich sein, wenn das Daten-Management nicht ordentlich organisiert ist“, sagt Straub. "Die Komplexität wird durch Flexibilität sehr viel größer. Und es ist ja nicht im Sinne der Erfinder, in fünf Jahren ein SOA-Konsolidierungsprogramm starten zu müssen.“