Als Oracle-Wettbewerber untauglich
Ellison teilt gegen SAP und IBM aus
Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Die andauernden Sticheleien zwischen OracleOracle und SAPSAP wurden dieser Tage um ein neues Kapitel erweitert. Auf der hauseigenen Veranstaltung "CloudWorld" in San Francisco hat sich Oracle-CEO Lawrence "Larry" Ellison den Fragen von Journalisten gestellt, und die Kollegen der CW-Schwesterpublikation Techworld haben mitgeschrieben. In dem Gespräch definierte Ellison unter anderem die aktuelle Wettbewerbssituation neu: "Wir haben soeben einen Schwung großer Kerle - IBMIBM und SAP - durch einen Packen anderer Typen ausgetauscht, die klein aber agil sind", unkte der Oracle-Chef. "Unsere Konkurrenten kommen aus der neuen Generation von Cloud-Companies." Dennoch scheint ihn der Wettbewerb zum deutschen Softwarekonzern weiter intensiv zu beschäftigen, mehrfach stichelte er im Verlauf des Gesprächs gegen die derzeitigen SAP-Aktivitäten. Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Oracle auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de
Man beobachte Infrastrukturanbieter wie Amazon und SaaS-Provider wie Salesforce ganz genau, betonte der Manager. Besondere Erwähnung - wenngleich keine Gnade - fand in diesem Zusammenhang auch Workday, das aktuelle Unternehmen von PeopleSoft-Mitgründer Dave Duffield, das ähnlich wie die Oracle-Tochter Netsuite cloudbasierende Business-Management-Software anbietet. Mit vielen ehemaligen Peoplesoft-Mitarbeitern liegt Ellison über Kreuz, seit er den CRM-Anbieter 2005 in einer feindlichen Übernahmeschlacht akquirierte und wenig später weite Teile der Mannschaft feuerte.
Ellison: Oracle startete früh ins Cloud-Geschäft
Befragt nach Oracles Einstieg ins Cloud-Geschäft überraschte der Manager mit dem Hinweis, er habe mit Netsuite die erste Cloud-Company gestartet. Das erstaunt, weil der Oracle-Gründer sich in der Vergangenheit durchaus auch abfällig zum Cloud-Geschäft geäußert hat. In Erinnerung ist etwa sein Zitat von der OpenWorld 2008: "Das ist kompletter Kokolores. Es ist irre."
Auf der aktuellen Hausmesse hat sich Ellison allerdings auch etwas nüchterner und dedizierter mit der Cloud-Entwicklung bei Oracle auseinandergesetzt. Warum der Konzern so lange gebraucht hat, die Applikationen auch als Cloud-Services bereit zustellen, begründete Ellison mit der Fülle der Angebote. "Wenn ich nur eine Applikation habe, die ich in die Cloud stecke, dann ist der Aufwand überschaubar", sagte Ellison. "Oracle ist ein Unternehmen, das nicht nur ein Produkt herstellt, sondern viele." Sicher könne man meine, dass Oracle spät dran ist, doch das liege jedoch nicht daran, dass man zu spät begonnen habe. Schon vor zehn Jahre wurden erste ProjekteProjekte gestartet. "Es war eine enorme Aufgabe, die vielen Applikationen cloudfähig zu machen", schilderte Ellison die Herausforderung. Nun seien die Arbeiten mit den "Fusion"-Applikationen vorerst erledigt, nicht jedoch abgeschlossen. Alles zu Projekte auf CIO.de
"Kundenservice und Human Capital Management sind die wichtigsten Anwendungen"
Künftige Entwicklungsanstrengungen im Business-Software-Umfeld konzentriert Oracle darauf, die Applikationen um Funktionen für die soziale Vernetzung zu ergänzen. Jede moderne Geschäftsanwendung braucht nach Ansicht des Firmengründers zwingend eine Social-Network-Komponente in ihrem Kern, die zum einen die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern und Partnern fördert, zum andere die Nutzung so einfach macht, dass selbst ein CEO die Software bedienen kann.
"Unsere Benutzerschnittstelle ist nach dem Facebook-Vorbild gestaltet. Niemand muss sie erlernen", warb Ellison für die neueste Cloud-Software von Oracle. "Die Schnittstellen die Oracle und SAP vor zehn Jahren entworfen haben, passen einfach nicht mehr ins Facebook- und Twitter-Zeitalter."
Kundenservice und Human Capital Management, das das Wissen der Mitarbeiter besser ausschöpfen soll, sind nach Ansicht von Ellison die zwei wichtigsten Geschäftsfunktionen des 21. Jahrhunderts.