Strategien


IT bei den Dax-30-Unternehmen

Festhalten!

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Berliserve kann jedoch nicht als echte Ausgründung gelten, da Schröder zwar die Aufgaben, nicht jedoch das Personal von der Mutter abgezogen hat - weshalb der Betriebsrat auch keine Bedenken hegte. Der CIO hat - jedenfalls zu Beginn - nur externe Fachkräfte eingestellt, um so die Abhängigkeit von externen Beratern zu reduzieren. Im Prinzip hätte er dafür in die bestehenden Strukturen auch eine Abteilung Inhouse Consulting integrieren können, damit jedoch ein Ziel verfehlt: "Es gibt Mitarbeiter die lieber in einem Beraterumfeld arbeiten als in einem großen Konzern", weiß Schröder. Das scheint in Teilen auch für den CIO selbst zu gelten: Schröder erfüllt den Job des CEOs der Berliserve gleich mit, was ihn zwar nach eigenen Angaben fünf Prozent seiner Arbeitskraft kostet, dafür aber eine kostspielige Stelle spart.

Die Auswahl des CEOs bei einer IT-Tochter

An der Besetzung der CEO-Stelle bei einer IT-Tochter lässt sich gut ablesen, welches Unternehmen es wirklich ernst meint mit dem Anbieten von IT-Diensten zu Marktkonditionen. So verhandelt etwa Knut Norden, CIO beim Energiekonzern RWE und CEO der IT-Tochter RWE Systems, gewissermaßen mit sich selbst über Angebot und Nachfrage. Auch vom CEO der RAG Systems, Dieter Pfaff, ist bekannt, dass er schon mal IT-Mitarbeiter des Konzerns wegen mangelnder Loyalität zur IT-Tochter ausschimpft, wenn diese sich nach Alternativen auf dem freien Markt umsehen. Als ihr vorgesetzter CIO kann er sich das erlauben; allerdings riskiert er damit die Dienstleistungsmentalität der IT-Tochter ebenso wie marktkonformes Verhalten der internen Kunden in den Fachabteilungen.

Allen Beteiligten kommt eine IT-GmbH oder -AG über kurz oder lang wie eine Farce vor, wenn damit nicht das ernsthafte Interesse verknüpft ist, am Drittmarkt erfolgreich zu sein. Anfangserfolge wie gesteigerte Effizienz oder Professionalisierung würden sich auf Dauer auch nicht halten lassen, sagt Lufthansa-Systems-Finanzchef Kley. Einen CIO und CEO der IT-Tochter in Personalunion hält er für abwegig. Selbst den nahtlosen Wechsel des CIOs in die Funktion des CEOs nennt er unglücklich, da dieser dann mit seinem direkten Nachfolger verhandeln müsse.

Im Hause Lufthansa ist etwas Ähnliches allerdings gerade passiert, als mit Bernd Voigt der ehemalige CIO zum Geschäftsführer der größten Teilgesellschaft in der LH Systems wurde. Aber Abweichungen von der Regel gibt es laut Grönemeyer eben überall - "der Mensch ist Mensch".

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