Arbeiten in Corona-Zeiten
Führungskräfte: Schlüssel für ein gesundes Unternehmen
Insgesamt fiel das Urteil über die Führungskräfte und wie sie die Situation mit ihren Mitarbeitern in Corona-Zeiten meistern, in der Diskussionsrunde eher durchwachsen aus. Der klare Auftrag an die Chefs sei jetzt, "echte Beziehungsarbeit" zu leisten, erklärte Ulrike Lüneburg, Geschäftsführerin bei der BAD Gesundheitsvorsorge- und Sicherheitstechnik GmbH, die auch das Personalwesen verantwortet. Es gehe um persönliche Zuwendung und Wertschätzung.
Zudem sei es leichter, sich online inhaltlich abzustimmen, als einen Konflikt virtuell zu lösen - das gab es in Vergangenheit nicht. Als Geschäftsführerin versuche sie, ihre Führungskräfte für die aktuelle Situation zu sensibilisieren, aber auch zu begleiten, um über deren Belastungssituation zu reden. Es gehe um die Themen Sicherheit, Transparenz, Ehrlichkeit und darum, einen klaren Rahmen setzen. Sie ermuntere ihre Kollegen auch, wo immer möglich das direkte Gespräch zu suchen, zum Beispiel Spaziergänge zu initiieren. Lüneburg sagt aber auch: "FührungFührung ist keine Einbahnstraße." Der Arbeitgeber müsse den Rahmen vorgeben, aber auch die Selbstverantwortung der Mitarbeiter sei entscheidend für den Erfolg. Alles zu Führung auf CIO.de
Psychische Folgen der Krise im Blick behalten
Franziska Stiegler, Referentin für psychische Gesundheit in der Arbeitswelt beim BKK (Betriebskrankenkassen-)Dachverband, plädiert dafür, auch die psychischen Folgen des Ausnahmezustands im Blick zu behalten. Dazu gehöre sowohl die Bereitstellung der Infrastruktur für das Arbeiten von zu Hause als auch die mitarbeiterorientierte Führung. Wichtig sei, dass sich Führungskräfte dafür genügend Zeit nähmen. Das sei früher schon zentral gewesen, in der virtuellen Zusammenarbeit zeige sich aber nun besonders, dass sich "Dialog und Beziehungsgestaltung" nicht so nebenbei organisieren ließen.
Die Forschung zeige, dass sich Rituale und Routinen positiv und stabilisierend auf Produktivität und die Zusammenarbeit auswirkten. Als Beispiele nennt Ziegler, dass die Firmenleitung jeden Montag ein Corona-Update geben könnte, Abteilungen fixe Termine für regelmäßige Sitzungen ausmachen, aber auch jeder Einzelne für sich Routinen einbaut, zum Beispiel immer zu einer fixen Zeit aufsteht, Pausen nimmt und dem Tag Struktur gibt.
Stiegler empfiehlt den "Heimarbeitern" ferner, in ihren Körper hineinzuhorchen, etwa, wenn sie feststellten, dass sie zwei Wochen schlecht schlafen, dass Appetitlosigkeit eintritt, dass sie öfter als früher gereizt sind. Am besten Notizen machen, so ihr Rat, und beobachten, wie sich anhand einer Kurve der Gemütszustand entwickelt. Das helfe dabei, die eigene Gesundheit im Blick zu behalten und früh genug reagieren zu können.
Mehr Anerkennung für Basisarbeiter
Schließlich erinnerte André Große-Jäger, Referatsleiter Gesundheitliche Auswirkungen des Wandels der Arbeit im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), an eine Berufsgruppe, die von der Krise besonders betroffen ist und an der auch die Digitalisierung ziemlich vorbei geht - die sogenannten Basisarbeiter. Sie machen etwa ein Fünftel der Beschäftigten aus. Klassische Beispiele sind Zustelldienste, Reinigungskräfte, aber auch einige Tätigkeiten in der Pflege und Produktion.